Thema:
Olija, Lacuna & Omno [PS4] flat
Autor: HomiSite
Datum:08.05.23 16:17
Antwort auf:Durchgezockt Nr. 40 - Vorhang zu und alle Fragen offen von Schlomo

Eigentlich bin ich immer noch mit AGGELOS auf Switch beschäftigt - womit ich vier Spiele mit komischem Namen beisammen hätte -, aber ein Endgegner nervt mich da gerade (und dass man immer noch einen kleinen Weg zum Boss laufen muss und dabei Lebensenergie verlieren kann). Ich hatte danach das ruhig-explorative OMNO eingeschoben, das ich im falschen Thread beschrieben hatte: [https://www.maniac-forum.de/forum/pxmboard.php?mode=message&brdid=1&msgid=5228281]


Danach kam OLIJA (2021) von dem japanischen Studio Skeleton Crew bzw. hauptsächlich dem dortigen Entwickler Thomas Olsson. Ich wusste zum Spielstart gar nicht mehr, was das genau für ein Genre ist und befürchtete Roguelite. Ist's aber nicht, sondern ein dynamischer Action-Platformer mit leichten Metroidvania-Elementen in eher grob-reduzierter, aber ausdrucksstarker 2D-Pixeloptik.

Nach einem Schiffsunglück ist man in einer fremden Inselwelt gefangen, die nicht nur von Menschen bewohnt wird ... Nach und nach findet man Wege zu anderen Inseln und damit teils nichtlinearen Levels auf der Jagd nach Schlüsseln oder Obermotzen. Man findet auch gefangene Schiffskameraden und kehrt immer wieder zum Stützpunkt zurück, den man leider gar nicht so viel ausbauen kann wie anfangs gedacht.

Das Herzstück ist das Kampfsystem, das gleichzeitig für Jump&Run-artige Rätsel genutzt wird: Nach einiger Zeit findet man eine magische Harpune, zu der man sich teleportieren kann, sofern sie in Gegnern oder bestimmten Haltepunkten (Auto-Lock-on) steckt. Oder man ruft die Harpune auf Knopfdruck zu sich zurück.

Zusammen mit einer Handvoll sekundärer Waffen (die man IMO alle automatisch bekommt) entsteht so ein schnelles, cooles und befriedigendes Kampfsystem. Es gibt auch Kombos, aber die habe ich nicht in ihrer möglichen Tiefe nicht durchblickt (gibt leider kein Tutorial). Das ist auch nicht zwingend nötig, da selbst in teils unübersichtlichen Massenkämpfen man mit Ausweichrolle etc. gut klarkommt (ich habe von den Zweitwaffen fast immer dieselbe genutzt).

Überhaupt ist das Spiel einfacher als es zu Beginn anmutet. Sofern man im Heimathafen die eigene Lebensenergie ausbaut und keine dämlichen Treffer kassiert, kommt man gut durch die Levels - selbst die Endgegner habe ich fast alle beim ersten Mal geschafft, was sich aber gut anfühlte. Wenn man stirbt, landet man an Türen innerhalb der Levels, was im schlimmsten Fall mal einige Minuten Spielzeit bzw. Bildschirme kostet.

Apropops Bildschirme: OLIJA versteht sich in der Tradition von "cinematic adventure games" wie ANOTHER WORLD, weswegen Level in Bildschirme (die aber auch scrollen oder herauszoomen können) unterteilt sind. Es gibt zudem kurze Filmschnipsel, leider nicht so viele wie erhofft - und teils nach kurzen Ladezeiten, denn für das Gebotene lädt OLIJA generell leider viel zu häufig nach! Wegen Unity? Flüssig läuft's aber fast immer, auch wenn ich später ein paar wenige Grafik-/Kollisionsfehler hatte.

Weitere Kritik: Meine Gesamtspielzeit von knapp 6h empfand ich als sehr angenehm, trotzdem war das Spiel im Schlussteil gefühlt zu schnell vorbei. Gerade weil das reine Gameplay spaßig war, hätte ich mir davon mehr gewünscht - oft ja das Problem von Indies. Und vielleicht auch etwas mehr Metroidvania - man kann zwar jederzeit in alte Levels zurückkehren (bestimmte Abschnitte sind nach Erledigung dann gesperrt), aber es gibt meines Erachtens keine Anzeige, was man in diesem Level noch nicht gefunden hat (was leider auch fast nur Collectibles sind). Alles in allem aber eine Empfehlung (auch dank der sehr coolen Fake-Sprachausgabe :-D)!

PS: Das nächste Spiel von Thomas Olsson wird wohl der kleine Martial-Arts-Brawler FORESEE, der etwas an sein 2017er Erstling BACKSLASH erinnert: [https://twitter.com/VegaMukiwa/status/1554397848531218432]

Tests: [https://opencritic.com/game/10854/olija] (79% nach 74 Tests)
Website: [https://www.devolverdigital.com/games/olija]


LACUNA - A SCI-FI NOIR ADVENTURE (2021) stammt vom deutschen Indie-Team DigiTales und ist ebenfalls in der 2D-Ansicht schön gepixelt (etwas detaillierter als OLIJA, aber weniger animiert; und es gibt einen hässlich hervorstechenden Shader-Effekt). In einer SF-Welt mit interplanetarer Raumfahrt und Cyberware muss der Spieler als Ermittler einer Spezialeinheit einen politischen Mord aufklären.

Das Spiel läuft dann wesentlich linearer ab als anfangs gedacht (ich hatte zunächst eine Art DEX mit etwas Open World vermutet): Man fährt per U-Bahn zu den vorgegeben (Tat-)Orten, die auch wesentlich kleiner als gedacht sind. Dort spricht man mit seinen Kollegen, sucht nach Indizien und vernimmt Zeugen und Verdächtige.

Die Spurensuche funktioniert primär über ein Cyberware-Overlay, das man jederzeit per Knopfdruck aktiviert und dann mit Objekten in der unmittelbaren Umgebung interagieren kann (DEX hatte auch so etwas). Mit einem anderen Knopf kann man eine Hervorhebung von Hotspots aktivieren, muss also nicht in dauernd im Detektivmodus herumschleichen. (Es gibt noch einen weiteren Knopf nur für die Eingabe von Zahlencodes, was meines Wissen vielleicht dreimal im Spiel benutzt wird.)

In den Gesprächen gibt es bis zu drei Auswahlmöglichkeiten, glaube ich, und es läuft immer ein Timer für die Anwortzeit (den man in den Optionen deaktivieren könnte). LACUNA ist also ein Spiel, bei dem Antworten und Handlungen meist unumkehrbar sind und Auswirkungen auf den Spielverlauf haben. Deswegen gibt's auch kein manuelles Speichern - im Hauptmenü sieht man, wie lange der letzte Savepoint her ist (was schon mal einige Minuten sein kann! Dadurch kann man aber ggfs. Entscheidungen durchs Schließen des Spiels und erneutes Spielen ändern - habe ich einmal gemacht, weil ich Verdächtige verwechseln hatte. :-D)

Konkret wird dies auch am Konzept der Fallakten: Im PDA werden alle E-Mails, gesammelten Informationen, Nachrichten (abzurufen an Terminals) und wichtige Personen und Begriffe verzweichnet - und sämtliche Gespräche! Und es gibt die Fallakten, die man zu festen Zeitpunkten einreichen muss. Das sind mehrere Auswahlmenüs mit unterschiedlich vielen Optionen, z.B.: Der Verdächtige hat {rotes/braunes/blondes/kein} Haar und {einen Milbenbart/gesnippte Hoden}. Aus allen Infos zieht man die hoffentlich richtigen Schlussfolgerungen, wählt sie aus und reicht die Akte ein - und beeinflusst so auch den Verlauf des Spiels. Daraus und dem Verlauf von Gesprächen ergeben sich acht unterschiedlich gute Spielenden (siehe hier: ).

Ist das schwer? Nicht wirklich, wenn man nur halbwegs aufmerksam die Schausplätze untersucht und aufmerksam im PDA liest (neue Einträge werden markiert). Manchmal sind die Schlussfolgerungen idiotensicher, manchmal muss man aber auch angenehm mit mehreren Informationsquellen jonglieren und ich hatte mir tatsächlich hin und wieder Notizen gemacht. Alle Fallakten habe ich korrekt gelöst, kritischer wird es in Gesprächen, wo man halt nicht immer weiß, wie sich etwas auswirken wird - und man nicht in den PDA schauen kann!

Mir hat das Lösen der Fälle und LACUNA insgesamt Spaß gemacht, auch wenn der PDA nicht ganz optimal die Informationen aufbereitet ("wo stand jetzt noch mal die Info?"). Auch ist LACUNA vom reinen Gameplay her dünn - Action gibt's nicht und man läuft eigentlich nur herum. Dafür gefiel mir die Geschichte, die sicher keinerlei Bäume ausreißt, aber mich trotzdem bei der Stange hielt; die Welt blieb leider etwas farblos und Cyberpunk ist es quasi null.

Mein Ende als good cop war übrigens auf persönlicher Ebene sehr positiv (mehr als gedacht), aber nicht das Beste. Präsentiert werden die Konsequenzen des eigenen Handelns FALLOUT-mäßig in Standbilder (mit deutscher Sprachausgabe) - leider mit teils etwas willkürlich erscheinender Auswahl. Und: Wer andere Entscheidungen ausprobieren möchte (für Erfolge :-D), muss leider das ganze Spiel erneut spielen (mein Durchgang dauerte 5,5h). Trotzdem empfehlenswert!

PS: Das nächste Spiel vom Entwicklerstudio wird BETWEEN HORIZONS, welches LACUNAs Spielprinzip fortsetzt und eventuell in derselben Welt spielen wird (auf einem Generationenraumschiff). Das Lösen der Fälle wird komplexer, vgl. [https://digitales.games/blog/news/revealing-our-second-game-between-horizons].

Tests: [https://opencritic.com/game/11409/lacuna-a-sci-fi-noir-adventure] (82% nach 17 Tests)
Website: [https://digitales.games/]


< antworten >