Thema:
Durch! Ambitions, Failures & Spoilers... flat
Autor: HomiSite
Datum:19.11.12 13:13
Antwort auf:Bethesda's "Dishonored" von Droog

Meine frühen Impressionen inkl. Grafikkritik ([http://www.maniac-forum.de/forum/pxmboard.php?mode=message&brdid=1&msgid=3108111]) würde ich weiterhin unterschreiben: Dishonored ist ein insgesamt ungewöhnliches Spiel, das viele Freiheiten bietet - in nicht vielen Games heutzutage kann man so unterschiedlich vorgehen (also schleichen oder töten). Es geht aber nicht den letzten Schritt...

ERDSCHLEICHER

Ich habe mich aufs Schleichen verlagert, auch wenn ich an sich kein großer Stealth-Freund und sehr ungestüm bin :-). Aber mit der Teleport- und Nachtsicht-Fähigkeit ist es schon sehr komfortabel, trotzdem habe ich sehr oft neugeladen, wenn ich - oft aus eigener Dummheit - mal wieder entdeckt wurde (meist kann man ja auch einfach schnell fliehen, aber zu faul). Dahingehend kann der Spielverlauf natürlich arg untypisch zu heutigen Gewohnheiten sein.

KÜNSTLICHE INTELLIGENZ

Die KI der Gegner ist - auf normalem Schwierigkeitsgrad - etwas durchwachsen: Manchmal sind die absolut blind/taub, dann doch etwas zu aufmerksam. Spannend wurde es, wenn man mehrere Gegner langsam auseinandernimmt (und nicht dauernd die Manaintensiven Beherrschungs- und Zeitfähigkeiten nutzt). Das sorgfältige Wegräumen von Leichen war übrigens quasi unnötig - und nur deswegen hab ich mir eine "No Kills"-Mission versaut, weil die betäubten Wachen wohl im flachen Wasser des Verstecks ersoffen. Gut gelacht hab ich auch, als ich einen Bewusstlosen in einen Keller warf und er blutig mit dem Kopf aufschlug - ich hatte die explizite Gewaltdarstellung des Spiels vergessen, weil ich kaum kämpfte.

LEVEL & GEGNER

Ich stimme Pezking zu, dass mir der Mittelteil auch sehr gut gefallen hat. Zu Beginn musste man sich noch ans Spiel gewöhnen, hatte nich alle Skills (okay, hatte ich zum Ende auch nicht - Rattenschwarm, Windstoß, Zorn und dieses Gegnerauflösen fehlten mir komplett) und Missionen spielten in teils gleichen Abschnitten. Der überflutete Abschnitt gegen Ende ist lang, aber gefiel mir in Offenheit und Aussehen sehr gut - z.B. das optionale Zurückholen der Ausrüstung! Wie Clubmaster weiter unten hatte ich da aber nicht mehr erwartet, dass noch so viel Spiel kommt.

Die letzte Mission - mit niedrigem Chaosfaktor - war extrem einfach, aber auch cool ("ich bin der übermächtige Rächer"). Kann mir aber vorstellen, dass es mit hohem Chaos schwer wird. Wie sehen denn da die Unterschiede aus?

Wenn man eher schleicht, gehen die Gegner leider extrem unter: Die Tallboys spielten quasi keinerlei Rolle, die "Venus Fire Trap aus 'Mario'" (Pezking) nervten und ich hab nicht recht kapiert, wann ich sie kaputtschlagen kann (manchmal ziehen sie sich rechtzeitig zusammen, manchmal nicht - und von Granaten lassen sie sich auch nur unregelmäßig beeindrucken). Es war aber schon ganz cool, als man plötzlich/kurzzeitig teleportierenden Gegnern gegenüberstand.

WELT & STORY

Hier schafft es Dishonored leider nicht immer, seinen Ansprüchen gerecht zu werden. Grundsätzlich ist die Welt sehr interessant erdacht und sieht auch gut aus mit Steampunk-Technik und ausdrucksstark-hässlichem Charakterdesign. Leider kann auf der 360 die Grafik nicht mithalten, zu oft sind die gemalten Aquarelltexturen schlicht viel zu niedrig aufgelöst (sehen also nicht "künstlerisch" aus)! Auch die Polygonanzahl kennt man besser, aber dafür sind die Levels ziemlich weitläufig und insgesamt stimmt der Gesamteindruck schon.

Die Stimmung ist natürlich schon sehr von Bioshock geprägt, eine fortschrittsgläubige Welt im Untergang. Im Gegensatz zu Bioshock findet der Niedergang aber gerade statt und ist nicht an die Technik gekoppelt. Anyway, die Grundstimmung ist daher nicht einzigartig, aber sicher depressiver, weil wirklich alles verrottet scheint. Wenn man mal mit diesem komischen Herz des Outsiders Figuren aushorcht, bekommt man fast ausschließlich Geschichten des Verlusts, der Trauer, des Sterbens, der Gewalt und menschlichen Abgründe zu hören - unglaublich.

So völlig überträgt sich das zwar nicht auf die Charaktere, mit denen man htps. interagiert, aber man ahnt schon früh, dass der Admiral und so einen doch garantiert für die Macht verarschen werden. Es war da natürlich schade, dass es keine richtige Story-Überraschung gab, aber ich war nicht wirklich enttäuscht - es war einfach konsequent! Inklusive dem Ende, wo der Admiral alle Mitwisser tötet und eigentlich nur noch auf seine eigene Hinrichtung durch Corvo wartet.

Hier wären wir bei einem Schwachpunkt, der Hauptfigur: CORVO bleibt ziemlich blass, obwohl er so prominent mit Großereignissen verbunden ist. Es wird angedeutet, dass er was mit der Kaiserin hatte und Emily seine Tochter sei, ansonsten herrscht da eher Leere. Schade.

Was leider quasi gar nicht richtig eingebunden war, war der OUTSIDER. Man erfährt via Bücher von schwarzer Magie und Walknochen und fremden Kontinenten, aber es wirkt, als ob Arkane nicht genau wussten, wie sie jetzt die Magie in die Welt einpassen sollten. Der Outsider selbst ist wohl die größte Enttäuschung - oder ich hab's nicht kapiert. Eine bekloppte übernatürliche Entität, mit oder ohne Absichten? Er gibt Corvo Kräfte, faselt dann unterwegs über dessen Entscheidungen. Und überhaupt: Wie sieht der Outsider überhaupt aus? Fail.

DAS ENDE

Ich habe fast alle Zielpersonen verschont, Slackshaw geholfen und die beiden Wissenschaftler gerettet. Wie sehr unterscheiden denn die Enden sich? Relevant für die Bekämpfung der Seuche schien v.a. die Zusammenarbeit von Sokolov und Piero. Anyway: Das Ende selbst war schon äußerst schwach: Nur grob ein paar Worte vom ollen Outsider und das Schicksal fast aller Zielpersonen schien unerwähnt zu bleiben (z.B. hat es auch negative Auswirkungen, wenn ich bspw. den diffusen Attentäter Daud verschone?). Einfach irgendwie zu wenig für die augenscheinlich reiche Spielwelt. Immerhin gibt's noch eine passend triste Note und das Spiel thematisiert gleich mal den Tod der Hauptfigur.

FAZIT

Äh, ich hab jetzt hier schon ewig vor mich hergetippt. Mal Schluss machen: Tolles Spiel, bei dem ich zwar nicht dauernd hippelig wurde es zu spielen, aber wenn ich mal anfing, war man schon schnell drin versunken. Trotzdem hätte man mit besserer Technik und noch stärker eingewobenem Background ein noch stimmigeres Bild zeichnen können (mich hätten die Wale interessiert :-). Schade, dass das Game früh hinweist, wie das Ende düsterer wird (übrigens: Wenn ich früh diese Gegner-auflösen-Fähigkeit bekomme und alles töte, wird's dann auch düster bzw. mehr Ratten?).

Trotzdem ein schöner Sandkasten mit meist gleichwertigen Spielsystemen, die meist gut miteinander funktionieren. Und das Kämpfen scheint auch ziemlich geil, als ich gestern mal für ein paar Erfolge rummetzelte :-D.

PS: Die deutsche Synchro (Sprecher, Aussprache) fand ich insg. mindestens gut - gegen die US-Promis aber sicher trotzdem unterlegen. Hab übrigens trotzdem mit Untertiteln gespielt, damit ich auf manche leise Dialoge in der Spielwelt aufmerksam werde und das sprechende Herz besser verstehe. Gab übrigens mehrmals Unterschiede zwischen Text und Sprache.


< antworten >