Thema:
Frau Pfeiffer antwortet dem Maniac-Forum flat
Autor: Kauker
Datum:01.03.13 17:02
Antwort auf:Regine Pfeiffer vs Fabian Siegismund von Iroquois

Frau Pfeiffer konnte sich hier selbst nicht anmelden, deswegen bat sie mich darum, das folgende hier weiterzuleiten.


Zitat:

"Warum ich mich von Frontal 21 interviewen ließ
Es ist für mich anstrengend – und langweilig - dauernd auf die gleichen Fragen zu antworten. Das hier ist das letzte Mal, dass ich das tue: Es ging darum, vor den f2p Spielen zu warnen, insbesondere vor Metin2, das derzeit einen höheren Sucht-Faktor hat als die letzte WoW Variante.
Metin2 war das erste Spiel dieser Sorte, das ich erkundete. Ich hatte einen Vortrag vor türkischen Müttern gehalten, und zwar über Schulleistung und Medienkonsum. Danach baten mich einige Frauen um ein Gespräch im kleinen Kreise. Sie berichteten vom Metin-Konsum ihrer Männer, und sie waren sehr verzweifelt. Sie hielten ihre Männer für süchtig.
Später habe ich einen Jungen getroffen, der in diesem Spiel fünf bis sechstausend Euro ausgegeben hatte. Auf meiner Seite ist ein Text über Spielesucht, darin habe ich darüber geschrieben.
Um die f2p Spiele zu verstehen, war ich auf einer Tagung der Spiele-Industrie, auf der Herr Hühnermann referierte. Ich fand seine Aussagen unglaublich zynisch, vor allem die Art und Weise, wie er sich darüber lustig machte, dass die Spieler nicht einmal merken, wie sie abgezockt werden. Das hat er in dem YouTube Video wiederholt, und die Gelegenheit, es an die Öffentlichkeit zu bringen, fand ich dann doch so wichtig, dass ich meine Bedenken hinten an stellte.
Obszönität
Ich bleibe dabei, dass die Aussagen von F.S. obszön waren. Es kam ja noch das Bild dazu, in dem neben meinem Namen Pornostar stand. Dieses Bild konnte man als Screenshot isolieren. Viele, viele Kommentatoren beteuerten, dass sie selten so gelacht hätten wie über diese Bezeichnung.
Und ich bin per Mail mit Drohungen und Beschimpfungen überschüttet worden. Öffentlich hinrichten, Bombe vor die Tür, mit einem Messer zu mir gehen usw. Gleichzeitig mit hässlichen Aussagen über mein Aussehen. Diese gingen weit über das hinaus, was ein Privatsender über die GamesCom Besucher gesagt hatte und sie betrafen mich als Einzelperson und als Frau. Zu dem obszönen Bild kamen noch diverse obszöne Beschimpfungen, die ich natürlich hier nicht zitiere.
Selber Spielen
„An der Stelle hat die gute Frau bei mir einfach verloren, so sachlich
und wortgewandt sie auch sein mag. Eine echte Auseinandersetzung mit
dem Medium findet hier offensichtlich wieder nicht statt. Wer noch
nicht einmal versteht, dass man ein interaktives Medium nicht aus
dritter Hand evaluieren kann, dem sollten sämtliche Fördergelder
schnellstmöglich entzogen werden“

Zum letzten Mal antworte ich auf diesen Vorwurf:
Ich kann nicht spielen.
Erstens, weil es mir nicht bekommt. Wann immer ich es versucht habe, zum Beispiel bei den ersten Quests in WoW (Töten von großen Vögeln, so genannten Ebenenschreitern) hat mich das im Schlaf verfolgt. Darüber musste ich schon einmal öffentlich Auskunft geben, worauf es eine Debatte gab, ob ich psychisch labil sei. Ich fand es geradezu grotesk, dass die Fähigkeit zum virtuellen Töten als Maßstab für psychische Gesundheit gelten sollte. (Nur um Missverständnissen vorzubeugen: Das heißt nicht, dass ich diejenigen, die diese Form des Tötens können, als psychisch instabil ansehe!! )
Zweitens kann ich es rein technisch nicht. Ich habe mit GTA SA versucht und mit Assassins Creed, wobei ich bei beiden nicht über Bewegungstraining hinausgekommen bin. In GTA habe ich regelmäßig das Fahrrad von Carl Johnson an die Wand gefahren und in Assassins Creed bin ich immer an den Wänden oder von Brücken runtergefallen. (So genau kann ich mich nicht mehr erinnern. Die PsP, die ich mir extra für den Zweck gekauft hatte, liegt heute noch hier rum. Wenn sie jemand haben will, soll er sich melden.)
Deswegen also arbeite ich mit Spielern zusammen. Ich denke sogar, dass ich auf diese Weise besser informiert bin, als wenn allein zu Hause säße.

Meine Beschäftigung mit Spielen war zunächst unspezifisch. Bei den Shootern könnte Ihr Vorwurf eher treffen, dass ich die Wirkung nicht beurteilen kann, wenn ich nicht selber spiele. ABER: Mein PS3 Spieler ist ein kluger junger Mann, der mir den Unterschied immer wieder vor Augen hält. Beispiel: eine Szene in Heavy Rain, in der Madison, die wir steuern, einem drogensüchtigen Arzt in die Hände fällt, welcher sie mit einem Elektrobohrer bedroht, während sie auf einem OP Tisch festgeschnallt ist. Diese Szene fand ich ganz und gar inakzeptabel in einem Spiel ab 16. Finde ich auch heute noch. D. stimmte zu, aber er erklärte mir auch, dass er für die Befreiung von M. nur ein ganz kleines Zeitfenster hatte und dass er sich auf die nicht einfache Steuerungsmethode konzentrieren musste, was ihn vom Inhalt ablenkte. Ähnlich sei es bei anderen Spielen mit dem Zielen.
Den Unterschied zwischen dem Betrachten der Mitschnittvideos und dem Selber-Spielen erkläre ich auch in Vorträgen.

Jedenfalls habe ich mit der von mir gewählten Methode Übersicht über alle Geschäftsmodelle, alle Genres und viele einzelne Spiele, was unter Wissenschaftlern in dem Bereich eher eine Ausnahme ist. Übrigens auch unter Spielern: Die wenigsten Konsolenspieler, die ich treffe, kennen WoW oder Browserspiele, wobei bei den letzteren sich im Moment einiges ändert.
Abgesehen davon, ist die Wissenschaft eine zeitaufwendige Angelegenheit. Ich verbringe seit Monaten meine Tage damit, mich über free-to-play Spiele zu informieren: Bücher, Zeitschriften lesen, Tagungsberichte studieren, Nachrichten sammeln etc. Gehen Sie einmal in Gamasutra –Internetseite einer englischen Entwicklerzeitschrift – und geben Sie dort als Suchbegriff free-to-play ein. Dann verstehen Sie, was ich meine.
Das f2p Geschäftsmodell erforsche ich auf andere Weise als früher WoW. Ich mache es auch überwiegend alleine. Allerdingst suche ich Leute, die mir über einige f2p Titel ein paar Fragen beantworten könnten: vor allem LoL und Dark Orbit.

Neuer Themenschwerpunkt

Inzwischen untersuche ich primär die Merkmale der Spiele, die Sucht erzeugen. Um die zu studieren, muss ich genauso wenig selber spielen, wie jemand der Alkoholismus untersucht, Alkohol trinken muss.
Ich habe über diese Merkmale zusammen mit anderen im KFN durchaus interessante Dinge herausgefunden. Darüber habe ich geschrieben, und es steht auch ein Text dazu auf meinem Blog.
Nachdem ich den veröffentlicht hatte, bekam ich eine Mail von einer Spielerin. Diese hatte sich von WoW losgesagt, weil sie gemerkt hatte, dass sie dabei war, in Abhängigkeit zu geraten. Jetzt wollte sie rausfinden, was beim Spielen mit ihr passiert war und stieß auf meinen Text. Sie hat mir geschrieben, weil ihr meine Erklärungen für bestimmte Zusammenhänge die Augen geöffnet hatten. Wir haben lange Zeit zusammengearbeitet und ich habe unglaublich viel von ihr gelernt.


Ihre überhebliche Tonlage

Ich frage mich, warum Sie überwiegend in so überheblichem Ton über mich sprechen. „Die gute Frau“ und dergleichen , von der einfallslosen Bezeichnung „Pfeife“ einmal abgesehen, die dem Humor-Anspruch vieler Schreiber und Leser offensichtlich genügt.

Ich erhalte sehr viele und meistens sehr lange Mails. In diesen ist es bisher nur ein einziges Mal vorgekommen, dass mir jemand eine Frage stellte. Warum urteilen Sie, ohne mich zu kennen, ohne nach meinen Motiven, meinen Absichten und ohne nach Gründen für bestimmte Vorgehensweisen zu fragen? Vielleicht haben Sie zu viel Frontalunterricht genossen, dass sie glauben in nicht privaten Kontexten sind monologische Kommunikationsformen mehr gewöhnt als dialogische.

Was hier über Fördergelder steht, ist Unsinn. Ich bin völlig unabhängig in meiner Arbeit, auch vom KFN, und kriege von niemandem Geld. Denken Sie doch mal nach. Ich bin inzwischen 72. Wer sollte mir denn Fördergelder geben? Das KFN und ich wir müssen schon allein wegen der Verwandtschaft (C. Pfeiffer ist mein Bruder) getrennte Wege gehen. Aber ich würde das auch unabhängig davon tun.
Außerdem wohne ich nicht in Hannover.

Das wär‘s. Ich wünschte wir könnten die Diskussion face to face führen."  


Grüße,
Kauker


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