Thema:
Kona (PS4) flat
Autor: HomiSite
Datum:01.05.17 21:54
Antwort auf:Durchgezockt No. 35 von wantan

Ein Privatdetektiv soll in einer abgelegenen Siedlung im kanadischen Quebec der 1970er Jahre ermitteln, als plötzlich ein Schneesturm losbricht, der Zielort menschenleer und sein Auftraggeber tot aufgefunden wird...

KONA verbindet Elemente aus Survival Games, Gruselspielen, Walking Simulators à la FIREWATCH und Adventures. In einer verschneiten offenen Welt - auch wenn diese nicht besonders groß oder abwechslungsreich ist - erkundet man aus der Ich-Perspektive zu Fuß und per Auto die seltsam verlassenen Blockhütten, sammelt wie in GONE HOME Informationen über das Leben der Bewohner, bringt hier und da bestimmte Gegenstände bei bodenständigen Rätseln zum Einsatz, versucht sich gegen die Kälte zu wehren und schlussendluch den Geschehnissen auf den Grund zu gehen. Ereignisse und Erkenntnisse kommentiert ein allwissender Erzähler, was zwar manchmal merkwürdig, aber nichtsdestotrotz atmosphärisch wirkt.

Die nonlinearen Ermittlungen fußen auf dem Entdecken von Orten und Dokumenten und dem Schießen von Polaroidfotos. Dabei gibt es nur grobe Hilfestellungen und man ist zum Erkunden angehalten. Die Übersicht behält man mit einer interaktiven Landkarte (ohne die hätte mich hoffnungslos verlaufen), der unerschöpflichen Taschenlampe und dem automatischen Notizbuch, doch waren mir manche Schlussfolgerungen nicht sofort klar, auch weil es recht viele (verschwundene) Bewohner gibt; GONE HOME war dahingehend klarer und regte mehr zum Nachdenken über die Beziehungen und Biografien an.

Gruselig ist das Spiel nur bedingt, aber verbreitet eine latente Anspannung, die sich mit der Zeit leider etwas abnutzt, auch weil es (zum Glück :-)) keine Schockeffekte gibt. Der leichte Survival-Aspekt in Form von Kälte und Stress behindert anfangs das freie Erkunden - ich war zu Beginn sofort erfroren -, dadurch freut man sich aber über jede Feuer-/Speicherstelle (die erst mit jeweils drei Gegenständen entzündet werden müssen, wovon jedoch selten Mangel besteht). Das Inventar ist begrenzt, was später etwas nervt, aber man kann im Kofferraum des Autos RESIDENT EVIL-mäßig Dinge parken; auf den Boden gelegte Dinge scheinen nach einiger Zeit oder einem Schauplatzwechsel zu verschwinden.

Letzteres ist auch ein technischer Kritikpunkt, da die Spielwelt aus unerfindlichen Gründen nicht gestreamt wird, sondern kurze HALF-LIFE-artige Ladepausen auftreten. Wahrscheinlich liegt's an der PS4-Umsetzung, die ansonsten okay ist (Hotspots sind etwas unscheinbar und klein, die Credits ruckeln :-D) und ihre zweckmäßige Grafik mit nett gestalteten Locations und Wettereffekten aufwiegt. Diskutabel ist die Entscheidung, die gesammelten Dokumente in einem Kreismenü anzuordnen (andere Gegenstände in eigenen Kreismenüs), wodurch es später sehr unübersichtlich wird. Beim Anschauen der Karte und des Notizbuchs wird die Zeit übrigens nicht angehalten, beim Inventar jedoch schon.

Ich habe neun bis zehn Stunden gespielt, worin aber auch mindestens eine Stunde für eine optionale Sammelaufgabe enthalten ist; die ganze Karte habe ich nicht abgelaufen, aber schon sorgfältig gefundene Örtlichkeiten durchsucht; laut HowLongToBeat sind sechs Stunden Spielzeit der Richtwert.

Der Entwickler Parabole plant drei (!) weitere Episoden mit ähnlichem Unfang, weswegen das Spielende auch ein wenig unbefriedigend ist. KONA war unter anderem via Kickstarter finanziert worden und erschien 2017 nach zweieinhalb Jahren (es erinnert mich übrigens etwas an THE LONG DARK, das nun schon seit über drei Jahren entwickelt wird). Wann die zweite Episode kommen soll, ist noch nicht bekannt.

Lange Rede, kurzer Sinn: KONA ist in keinem seiner Genrebestandteile herausragend, auch nicht bei seiner Geschichte und vor allem deren Vermittlung, aber die Mischung und die Adventure-Elemente führen zu einer schönen und nur selten stressigen "Advanced Walking Simulator"-Erfahrung. Empfehlung!


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