Thema:
Shantae - 1/2 Genie Hero [Switch] flat
Autor: token
Datum:15.06.17 09:57
Antwort auf:Durchgezockt No. 35 von wantan

War für mich das erste Spiel aus der Reihe und hat mir ganz gut gefallen. Shantae mischt das Konzept eines Arcade-Plattformers mit klassischen Levels mit Metroidvania-Ansätzen. Vom grundsätzlichen Ablauf ist es so dass der erste Lauf in einem neuen Level ein klassischer Start-Ziel-Durchlauf mit einem Boss am Ende ist. Anschließend geht man in sein Dorf mit paar NPCs und muss irgendwelche Vorgaben erfüllen um das nächste Level freizuschalten. Diese Vorgaben erfordern dann einen neuen Besuch in den abgeschlossenen Levels, das hat dann eher Exploring-Charakter, bei dem sich das Gegneraufkommen leicht verändert und auch der Boss am Ende nicht nochmal gemacht werden muss, weil dieser ja schon besiegt wurde.

Diese Form von Level-Backtracking hört sich ein wenig nervig an und ist es anfangs auch, auch weil so ein Level sich nochmal in unterschiedliche Abschnitte unterteilt die hart voneinander getrennt sind, also dass die Tür nach hinten dann auch zu ist. Das entzerrt sich allerdings im weiteren Verlauf ein wenig. Shantae findet hier nämlich weitere Formen in die man sich beliebig verwandeln kann, und die auch ein wenig Metroid-Charakter reinbringen. Shantae selbst schwimmt bspw. auf Wasseroberflächen, verwandelt man sich in eine Krabbe kann diese eben auch tauchen. Und für die Krabbe lassen sich dann auch weitere Moves finden, etwa dass sie auch ihre Scheren benutzen kann, mit denen man sich unter Wasser etwa durch Grünzeug schneiden kann das vorher den Weg versperrt hat. Mit diesem Metroid-Ansatz lassen sich immer mehr neue Bereiche eines Levels erreichen, wo man dann wieder neue Formen oder Fähigkeiten findet, oder etwa weitere Herzcontainer.

Neben diesen Mechaniken gibt es noch Heal-Items die droppen und die man aus dem Inventar verwenden kann, oder Zaubersprüche die man bei Händlern kaufen kann und die sich dann aus dem laufenden Spiel per Button triggern lassen, etwa einen Feuerball. Das Backtracking-Gameplay entzerrt sich dann auch dadurch dass mit neuen Verwandlungsformen immer flottere Gestaltsvarianten freischalten lassen, wo man initial recht fummelige Passagen mit neuen Fähigkeiten im Handumdrehen überwindet. Auch lässt sich ein Warp-Song kaufen, so dass man die unterschiedlichen Abschnitte eines abgeschlossenen Levels frei durchskippen kann, und man kann sich auch jederzeit aus einem Level den man explored herausbeamen, muss also nicht jedes Mal den ganzen Level durchspielen wenn man nur auf eine bestimmte Sache aus ist.
Wirkt diese Variante eines Metroidvanias welches auf eine offene Welt verzichtet und ganz klassisch mit Levels arbeitet anfangs ein wenig sperrig und unpassend, wird der Ansatz mit mehr Fähigkeiten und Verwandlungsformen zunehmend griffiger, ohne dabei wirklich vollends zu überzeugen.

Vom Schwierigkeitsgrad fand ich es zu Beginn durchaus fordernd und punktuell durch recht weite Wegstrecken bei Rücksetzpunkten frustrierend. Allerdings reißt auch das nach kurzer Spielzeit zunehmend auf, mit ein wenig Exploring ist man weiteren Spielverlauf wenn es wieder an einen Bossfight geht schon so mit Healing-Items ausgestattet dass es selbst dann locker zum 1st-Try-Durchtanken reicht, wenn man die Bosspatterns bis zum Schluss eigentlich nicht richtig begriffen hat und ständig Hits kassiert. Dazu gibt es auch noch einen ziemlich mächtigen Zauber mit dem man auf erhöhter Zauberstufe die Bosse ordentlich cheesen kann. Damit wirkt das Spiel über die komplette Strecke ein wenig unausgewogen, anfangs etwas schwerer und frustrierender als es sein müsste, hinten raus gibt es selbst für grobe Fehler kaum noch wirksame Bestrafung. Allerdings gibt es auch einen Hardmode den ich nicht einschätzen kann, und der da vielleicht gewisse Grenzen setzt die dann wieder mehr Impact haben.

Was sehr gut gefallen hat war die grafische Inszenierung, Shantae sieht echt gut aus und hat dabei im Hinblick auf die tollen Animationen auch ein feines Auge für coole Details, geht man etwa mit Shantae in die Hocke wackelt sie kurz mit dem Puppes wie eine Katze bevor sie zum Sprung ansetzt. Der ganze Look des Spiels ist wirklich äußerst gelungen und liebevoll ansprechend. Läuft alles auch in stabilen 60fps und sieht auf dem Switch-Screen toll aus, auch die Ladezeiten sind angenehm kurz.
Der Soundtrack hingegen schwankt zwischen anstrengenden Beats aus der Pop-Hölle und okayer klassischer Untermalung, insgesamt der Part am Spiel der für mich am deutlichsten abfällt. Aber man gewöhnt sich dran.

Zu guter Letzt gibt es neben spielwirksamen Exploring-Funden auch noch Schlüssel für Gallerien zu finden. Von diesen gibt es insgesamt 10 Stück, dabei sind 7 Gallerien Concept-Arts die jetzt nicht sonderlich spannend sind. Allerdings gibt es auch drei Räume mit Fanarts was ich einerseits unheimlich sympathisch fand, dass man sowas ins Spiel nimmt, und fand diese Bilder auch äußerst unterhaltsam anzuschauen, von wirklich netter Kleinkunst über krasse Geschmacksunfälle bis hin zu dem ein oder anderen gelungen Lacher war alles dabei.
Findet man alle Schlüssel bekommt man zur Belohnung auch noch ein ziemlich übermächtiges Item, nett.

Shantae ist denke ich wenn man auf sowas Lust hat ein wirklich netter Snack, der auch angenehm kompakt bleibt. Für einen 100%-Durchlauf habe ich ziemlich genau 9 Stunden gebraucht, in denen ich auch weitestgehend gut unterhalten wurde.
Ich würde auch ein weiteres Spiel der Reihe wenn es denn für die Switch erscheint kaufen.


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