Thema:
bin wohl erstmal fertig, also wirklich jetzt... flat
Autor: denda
Datum:15.06.17 12:06
Antwort auf:Zelda - Breath of the Wild - Thread Nr. 6 von Derrick

120 Schreine, 550 Koroks, etc. 140 h habe ich in dieser Welt verbracht und zu großen Teilen enormen Spaß gehabt.
Es wurde im Grunde alles zu diesem Ausnahme-Titel gesagt. Eine geniale Spielerfahrung, mit einem, für OW-Verhältnisse quasi neuem (bzw. altem) Exploring-Feeling.
Alt weil es sowas in der Art schonmal in ähnlich gab, und zwar zu einer Zeit, zu der Komfortfunktionen für Entwickler noch ein Fremdwort war. Genau das Gegenteil von der heutigen 0815-OW-Schablone quasi.

Alte West-RPGs wie Morrowind oder Gothic 2 haben in mir ähnlich stark den Entdecker-Trieb befriedigt, allerdings erreicht BOTW hier nicht zuletzt mit seiner tollen Klettermechanik und dem Paragliding doch ein neues Maß der Freiheit.

Ich sehe aber noch gehörig Spielraum nach oben, und das möchte ich nicht unerwähnt lassen.

Zum einen hat mir das Schreindesign nur sehr selten zugesagt. Maximal ein Viertel der Schreine haben echten "Dungeon"-Charakter, und beinhalten ein mehr oder weniger ansprechendes, und relativ abwechslungsreiches, Konzept welches über Minispiel-Charakter hinaus geht. Ein anderes Viertel sind quasi non-existent in ihrer Struktur, da auf die initiale Ladezeit nur eine Truhe und das Abholen des Fragments, und natürlich eine weitere Ladezeit folgen.
Dann gibt es viele Kraftproben, sicherlich insgesamt locker 20, und mMn einige ganz übel misslungene Bewegungs-Steuerungs-Schreine (zum Glück nicht mehr als eine Hand voll).
Das letzte, geschätzte Viertel stellen einzelne Rätselräume dar, die sich um einen gewissen Kniff drehen, der auf die Fuktionen der Runen abzielt. Sobald man hier sein Gehirn angeschmissen hat, darf man es auch schon wieder runterfahren, denn es ist schneller vorbei, als man den Namen der Schreine aussprechen kann.
Viel zu selten hat mir das Lösen dieser Schreine wirklich Freude breitet. Ich gebe sogar zu, dass ich oft tatsächlich froh war, wenn es nur den Truhenraum gab, weil ich noch weniger Lust auf die drögen "Rätsel" bzw. Physikspielereien gehabt habe.

Ich hätte mir viel mehr, oder überhaupt vorhandene natürliche, kleinere Dungeons gewünscht. Es fehlen z.B. _komplett_ natürliche Höhlen. Das hat mir wirklich gefehlt. Diese einzubinden wäre einfach für viele Überraschungen gut gewesen- so wie es ist hat mich die Welt in der zweiten Hälftee des Runs doch eher selten mit Dingen überrascht, die ich so nicht erwartet hätte.

Die Idee wie die Schreine allerdings in mindestens. 2 Dritteln der Fälle dem direkten Blick entzogen sind, fand ich äußerst gelungen. So wird man immer wieder gefordert sich intensiv mit der Umgebung auseinander zu setzen. Dieses wirklich äußerst clevere Triggering ist soweiso imho eine der größten Stärken des Titels.
Wenn z.B. in der Nähe einer Eichel, die an einem x-beliebigen Baum hängt ein paar Steine auf dem Boden liegen, und man dufgrund der Beschäftigung mit diesen nun auf die Eichel aufmerksam wird, dann ist das einfach nur wunderbar subtil gelöst. Es gibt zig solcher Beispiele, die zeigen wie viel Arbeit in die Durcharbeitung dieser Welt floss.

Fazit für mich: Oberwelt hui, Dungeons Pfui. Quasi das Gegenteil zum sonstigen Kräfteverhältniss der Serien-Ableger.

Der finale Schloss-Dungeon hat mir dann erneut vor Augen gehalten wie enttäuscht ich doch insgesamt von der Qualität der Musikstücke war: Im Schloss kommt nämlich richtig epische Stimmung auf, gerade weil das Theme auch einfach sehr antreibend und äußerst gelungen klingt.
Abseits der Dörfer und weniger anderer Situationen, empfand ich die Musik zu oft als zu starkes Understatement, oder aber als zu chaotisch und anstrengend. Als Beispiele seien hier mal das normale Battletheme (imho grausames Gedudel), und das Reit-Theme genannt (WTF?)- ich dachte bei meinem ersten Ritt aufgrund des Geklimpers, dass ich hier wohl irgendwo einem Kobold-Versteck nahe bin, oder sich eine Ameisenstraße in der Nähe befindet.
Bis ich merkte, dass das so gehört...was für verschenktes Potential, in so vielen Situationen.
Es gibt mMn einfach zu wenig iconische Zelda-Themes, die aufgegriffen wurden. Da hat die Serie einen so großen Fundus an fantastischen Stücken, und man verwendet diese nur in den seltensten Fällen, und dann so stark abgewandelt, dass man kaum bemerkt, dass man dieses Lied im Grunde kennt.
Nicht nur in dieser Hinsicht war mir BOTW zu wenig Zelda-Feeling (Sichwort große Dungeons).

Aber gut, ich bin in erster Linie froh darüber, dass dieses gewaltige Unternehmen als erstes OW-Spiel der Reihe doch so hochklassig ausgefallen ist, und mit unerwarteten, und unerhofften Qualitäten aufwartet. Das hat doch in vielerlei Hinsicht meine Erwartungen bei Weitem übertroffen, und viele meiner Befürchtungen zerschmettert.
Da bin ich für die Zukunft der Reihe zuversichtlich, dass man auf dieser Basis auch wieder etwas stärker zur DNA der Serie zurück kommen wird, ohne die neuen Errungenschaften in irgendeiner Form zu entwerten oder zu torpedieren.

Ganz, ganz tolles Spiel, mit imho noch großem, ungehobenem Potential.

Es folgt ein Spoiler zu einer Late-Game Belohnung:



Beste Grüße
denda


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