Thema:
Drakengard 3 + DLCs (PS3) mit Platin flat
Autor: Hunk
Datum:10.08.17 15:47
Antwort auf:Durchgezockt No. 35 von wantan


Ich hab es schon seit ein paar Wochen durch, wollte schon lange was dazu schreiben. Das Spiel ist sehr interessant und schwierig so richtig zu beurteilen. Denn technisch ist es eine mittelfristige Katastrophe, die Framerate hat fast immer einen ständigen Schluckauf, die Grafik ist bis auf die netten Charaktermodelle der Hauptakteure eher hässlich und auch das Gameplay ist nicht der Weisheit letzter Schluss. Es ist ein ziemlich simples Charakter-Action-Game a la God of War nur eben lange nicht so gut. Nervig ist vor allem, dass man nicht im Laufen zuschlagen kann und bei jeder Attacke wie festzementiert an Ort und Stelle steht, zudem kann man ausgeführte Attacken nicht canceln, was wieder nervt. Man kann auch in einigen Levels auf einem Drachen reiten und sich mal in vorgegebenen Bahnen, mal völlig frei bewegen und auf Gegner feuern, hier spielt die Kamera (bei dem freien Modus) gerne mal verrückt. Hört sich bis hierhin ziemlich kacke an? Jo, aber...

Trotz der genannten Schwächen kommt beim Kampfsystem nach einer Eingewöhnungszeit durchaus Spaß auf. Schön gemacht ist, dass man auch während einem Angriff/Combo seine Waffe wechseln und nahtlos damit weiterhacken kann. Die unterschiedlichen Waffen sind auch ganz nett und haben durchaus ihre Daseinsberechtigung. Schwerter sind Allround-Waffen, Lanzen für gepanzerte Gegner, eine Art Diskus für weit entfernte Gegner und um viele auf einmal zu treffen und schlussendlich Fäustlinge die viel Schaden anrichten und gut für einzelne, starke Gegner sind. Auch die Ausflüge auf dem Drachen sind zwar simpel aber durchaus spaßig.

Richtig glänzen (Und für mich auch retten) kann das Spiel durch seine Story und Charaktere. Das ist ziemlich seltsamer, teils abgef***ter, perverser Kram um den es da geht. Der Aufhänger ist, dass man Zero spielt, die zusammen mit ihrem treuen Drachenbegleiter aus ist, ihre Schwestern zu töten. Diese werden wiederum von den Menschen als Heilsbringer angesehen, die Frieden und Ordnung über das Land gebracht haben. Und diese Prämisse bleibt großteils des Spieles bestehen und der Spieler fragt sich den die ganze Zeit was hinter alldem steckt: Ist Zero böse oder warum tut sie das was sie tut? Erst gegen Ende erfährt man wie alles zusammenhängt. Bzw. nicht mal unbedingt am Ende, den wie schon bei Nier und typisch für Yoko Taro, ist das Ende nicht das Ende. Denn nach dem durchspielen werden mehrere alternative Storyverläufe freigeschaltet, bei dem die Geschichte durch einen Twist plötzlich in ganz andere Bahnen verläuft, dann gibt es abgeänderte Levels, neue Bosse und eben komplett neue Zwischensequenzen. Erst ganz am Ende wird die Story wirklich komplett aufgelöst. Besonderes Augenmerk haben auch die Nebencharaktere verdient, diese haben alle einen ziemlich einzigartig ausgearbeiteten Charakter und sind fast allesamt auf ihre Weise verdammt krank. Sie sind interessant geschrieben und man hört sich die Dialoge zwischen den Figuren gerne an.

Letztlich hatte ich trotz der eklatanten Schwächen großen Spaß mit dem Spiel und das ist vor allem seiner tollen Story und den bizarren Charakteren zu verdanken. Das Kampfsystem ist nicht wirklich toll, aber funktioniert ausreichend, dass es doch Spaß machen kann. Das Spiel überrascht auch mit unerwartet humorvollen Einlagen und seinen Themen die es anschlägt.

Kurz zum DLC: Es gibt ein umfangreiches DLC-Paket, das stellt ein Prequel zum Hauptspiel dar und man spielt alle Schwestern und Zero selbst vor den Ereignissen des Games. So lernt man die Schwestern noch ein bisserl besser kennen. Spielerisch genauso krude wie das Hauptspiel, aber durch die Story durchaus interessant. Wenn man auch keine völlig neuen Erkenntnisse gewinnt.

Das Spiel ist in meinen Augen ein ganz klarer Fall von: Es ist mehr als die Summe seiner Teile. Man kann das Game ohne Probleme dekonstruieren und auf seine unzähligen Schwächen hinweisen. Mir hat das Gesamtpaket dann doch erstaunlich gut gefallen, allen voran die abgefahrene Story und die Charaktere haben mich zum weiterspielen motiviert. Empfehlen kann ich es aber nur sehr schwer, da es eben an so vielen anderen Stellen versagt. Wer auf Yoko Taro steht und vor allem mal eine völlig abgefahrene andersartige Story mit Erinnerungswürdigen Charakteren erleben will und dabei über eine schwache Technik und nur mittelprächtiges Gameplay hinwegsehen kann, der sollte sich mal ein paar Reviews und Videos anschauen.


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