Thema:
P2W ist nur ein Symptom - das Problem sind Lootboxen flat
Autor: JPS
Datum:18.11.17 16:55
Antwort auf:Star Wars Battlefront II: Trailer geleakt! von Pezking

Was mir hier teilweise zu kurz kommt (Token geht ein wenig in die Richtung) ist, dass das grundsätzliche Problem oder Unterscheidungsmerkmal gar nicht „Pay 2 Win“, „kosmetische Inhalte“ oder „Pay or Grind“ ist, sondern das nur die Varianten sind, die sich logisch aus dem eigentlichen, zu Grunde liegenden Spielprinzip ergeben.

Ein Spiel dessen Progression auf Zeiteinsatz statt Skill basiert (dazu zählen z.B. Battlefront und CoD), hat schon vom Spielprinzip einen Großteil des fairen, kompetitiven Gedankens aufgegeben. Dass man die Zeit dann auch noch durch Geld ersetzen kann, setzt dem ganzen zwar die Krone auf, ist aber nicht das Hauptproblem.

Ob mir jetzt der 17jährige Schüler auf Grund seiner extrem viel größeren Freizeit von den Charakterwerten überlegen ist oder der Fließbandarbeiter, der jeden Monat 150 Euro in Lootboxen steckt, macht keinen großen Unterschied. Das Hauptproblem ist, dass das Spiel Elemente enthält die Skill abwerten, um es für eine breitere Masse und leichter zugänglich zu machen.

Wenn man sich sehr daran stört, dass ein paar spielerisch unfähige Wale mit einem erkauften Vorteil im Spiel herumlaufen, müsste man doch bereits mit dem grundsätzlichen Spielprinzip ein viel größeres Problem haben.

Spiele wie CoD und Battlefront sind einfach keine Spiele für eine Zielgruppe die auf Skill und Chancengleichheit wert legt. Auf jeden Wal kommt ein Vielfaches an Spielern die bereits auf Grund ihrer größeren Freizeit einen fairen, skillbasierten Vergleich unmöglich machen. Das ist das Hauptproblem, das solche Spiele in den Casual-Bereich verschiebt und sie für mich uninteressant macht.

Ein Spiel das diese Progression durch Zeiteinsatz nicht enthält kann hingegen naturgemäß nicht auf P2W-Items setzen – hier gibt das grundsätzliche Spielprinzip bereits vor, dass Lootboxen nur kosmetische Inhalte enthalten können. Ansonsten wären wir nämlich wieder beim Spielprinzip eines Call of Duty oder einem viel zu auffälligen und daher nicht vermittelbaren Vorteil.

Genauso bleibt im Singleplayer von Spielprinzip her nur die Möglichkeit „Grind or Pay“ oder kosmetische Items zu setzen – hier gibt es keinen sinnvollen Ansatz für P2W-Items. Daher ist im Singleplayer die Grenze dann überschritten, wenn der Grind so stark wird, dass es keinen Spaß mehr macht und man als Spieler zu stark zum Kauf gedrängt wird.

Das kann im Endeffekt aber auch nur bei Spielen passieren, die eine Charakter-Progression so weit ausdehnen, dass diese ins umfangreiche Endgame reicht. Negatives Beispiel wäre hier das letzte Kapitel von Shadow of War, während solche Items bei einem Assassins Creed 100%ig optional (eher sogar demotivierend) sind, da man schon weit vor dem Durchspielen seinen Charakter auf einem maximal sinnvollen Level hat.

Unterm Strich bleiben aber unabhängig vom Spielprinzip bei Lootboxen immer deren generelle Probleme – sie wirken aufgesetzt, zerstören die Immersion und setzen auf Suchtmechanismen die aus dem Glücksspiel bekannt sind.

Deshalb finde ich auch Overwatch furchtbar und kann es nicht als das positive Beispiel ansehen, als das es von dessen Spielern dargestellt wird. Dass die letztendliche Ausprägung („kosmetische Inhalte“) eine andere ist, liegt nicht an der Fairness von Blizzard, sondern daran, dass das Spielprinzip keine P2W-Inhalte hergibt. Dort wo P2W-Inhalte möglich sind (z.B. bei Hearthstone) werden diese auch von Blizzard selbstverständlich genutzt. Nicht weil es F2P ist, sondern weil es vom Spielprinzip her möglich ist.

Deshalb sollte man generell gegen Lootboxen und Glücksspiel/Sucht-Mechanismen vorgehen. Weil „Pay 2 Win“ besonders greifbar und leichter an den Laien zu vermitteln ist, bietet es sich an ein Spiel wie Star Wars Battlefront besonders hart und medienwirksam anzugreifen, dabei sollte man aber das Endziel, nämlich Lootboxen wieder aus allen Spielen zu verbannen, nicht aus den Augen verlieren und "kosmetische Inhalte" nicht zur wünschenswerten und akzeptablen Lösung aufbauen.


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