Thema:
Cosmic Star Heroine (PC/PS4) flat
Autor: HomiSite
Datum:30.11.17 20:04
Antwort auf:Durchgezockt No. 35 von wantan

Das kleine Entwicklerstudio Zeboyd begann 2010 im XBLIG-Programm der Xbox 360 mit BREATH OF DEATH VII und CTHULHU SAVES THE WORLD, beides humoristische Rollenspiele im Stil von 8-Bit-JRPGs. Nach zwei anschließenden Auftragsarbeiten für PENNY ARCADE ADVENTURES dürfte das im April 2017 erschienene COSMIC STAR HEROINE ihr größtes Projekt sein.

Ihrem Stil von humorvoller, aber aufrichtiger Hommage bleiben die Entwickler treu, dieses Mal in einem Science-Fiction-Setting auf technisch ordenlichem 16-Bit-Niveau samt animierter Zwischensequenzen ("reminiscent of the Sega CD & Turbo Duo era"). Leider ist der Grafikstil manchmal unausgegoren, besonders in den Cutscenes mischen sich normale Pixeloptik, unschöne Renderobjekte und weichgezeichnete Effekte; die Musik ist aber gelungen, Sprachausgabe gibt es nicht, Texte sind englisch.

Als Agentin einer geheimen Organisation gerät die Protagonistin alsbald in eine Verschwörung und findet nach und nach bis zu zehn Mitstreiter mit jeweils einzigartigen Fähigkeiten und Waffen. Die Party umfasst maximal vier Personen, die meist jederzeit (!) ausgewechselt werden können und bei Inaktivität mitleveln. Zusätzlich kann man jederzeit speichern und Kämpfe laufen wie in CHRONO TRIGGER (plus GRANDIA-artige Zeitleiste) ohne extra Kampfbildschirm oder zufällige Begegnungen ab. Komfortabel!

Die Kämpfe selbst bieten sehr viele Möglichkeiten, da jede Figur schlussendlich ein Dutzend oder mehr individuelle Fertigkeiten hat (plus drei Ausrüstungsgegenstände, teils mit zusätzlichen Einmalaktionen), von denen jeweils acht in einem Kampf zum Einsatz kommen. Wer also möchte, kann die Party und Skills extrem aufeinander optimieren und verschiedene Taktiken probieren, zumal es noch weitere Feinheiten im Kampfsystem gibt, z.B. dass die meisten Fähigkeiten nur einmal angewandt werden können und durch das Verteidigen-Manöver reaktiviert werden müssen. Anfangs fühlte sich dies wie eine künstliche Beschränkung an, aber man gewöhnt sich daran.

Ein großer Nachteil ist, dass das Spiel zwar besagte moderne Komfortfunktionen bietet, aber mit Informationen im Kampf ziemlich geizt: Die genaue Wirkung von Fähigkeiten kann man nur außerhalb eines Kampfes einsehen, Regelmechanismen sind grob beschrieben, Zahlenwerte zu aktiven Buffs oder Debuffs gibt es gar nicht. Auf dem dritten von vier Schwierigkeitsgraden war es aber meist machbar, obschon immer mal wieder absurde Schwierigkeitssprünge existieren! So wie wahrscheinlich nicht alle Fähigkeiten ausbalanciert sind, gilt dies auch für die Gegner - ich habe dann einfach nach ein paar Fehlversuchen den Schwierigkeitsgrad reduziert, was ebenfalls jederzeit geht.

Die nette, mehr durch Humor als Wendungen oder gar Tiefe überzeugende Geschichte führt über drei Planeten, aber irgendwelche MASS EFFECT'sche Entdeckungsgefühle darf man natürlich/leider nicht erwarten. Jeder NPC gibt launige Einzeiler von sich, wodurch sich hin und wieder Nebenquests ergeben. Die Planeten selbst, zwischen denen man später frei wechseln kann, sind aber im Kern linear aufgebaut ohne FINAL FANTASY'sche Oberwelt.

Insgesamt habe ich je nach Zählweise 20 bis 22 Stunden gebraucht, wobei das Spiel zum Ende hin mit bestimmten Fähigkeiten deutlich einfacher wird (laut How Long To Beat liegt die durchschnittliche Spieldauer bei 15 Stunden). Trotz einiger optionaler Aktivitäten hätte mir mehr Nichtlinearität bzw. Erkundung gefallen, da die Kampflastigkeit manchmal schon etwas ermüdet - JRPGs halt! Mir hat es insgesamt aber gut gefallen, vor allem wegen des Humors.

PS: Bis 02.12.17 ist die PS4-Version reduziert (7€ statt 15€ [1]), doch muss hierzu gesagt sein: Die PC-Version bekam innerhalb eines Monats nach Erscheinen über ein Dutzend Patches (und dann keine mehr), aber fehlerfrei ist das Spiel immer noch nicht: kleinere Grafik- und Soundbugs; einmal einen Freeze im Kampf; bei ein, zwei Skills bin ich mir nicht sicher, ob die richtig funktionieren.

Ich habe keine Ahnung, ob die zeitgleich erschienene PS4-Version alle Updates auf aktuell Version 1.15 erhalten hat! CTHULHU SAVES THE WORLD hatte damals auf der 360 einen schwerwiegenden Bug, der vom Entwickler nicht behoben wurde, weil zu dem Zeitpunkt ihr Wechsel auf den PC anstand und eine überarbeitete Version der Spiels dann erschien ... Ich habe C.S.T.W. deswegen nie durchgespielt.

[1] [https://store.playstation.com/de-de/product/EP0704-CUSA08322_00-ZEBOYDCSHFG00001]


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