Thema:
Re:Immer diese monothematische Betrachtungsweise flat
Autor: king_erni
Datum:27.12.22 00:12
Antwort auf:Re:Immer diese monothematische Betrachtungsweise von FS

>Äh nein. Japans Lebensstandard sinkt konstant, müssen Überstunden machen und haben konstant sinkende Löhne. In jedem fünften Unternehmen leisten Mitarbeiter*innen laut dem staatlichen Karoshi-Weißbuch monatlich über 80 Überstunden.

Mal eben schnell zusammen gegoogelt, was? Da zahlen sind aus 2016 und es betrifft 23 Prozent der Befragten Unternehmen, in denen MANCHE Mitarbeiter*innen bis zu 80 Überstunden im Monat machen. Überstunden sind übrigens auch hier ein Thema. [https://www.haufe.de/amp/personal/hr-management/arbeitszeit-ueberstunden-in-deutschland_80_412324.html]

>[https://www.insm-oekonomenblog.de/wp-content/uploads/2020/01/INSM_Oekonomenblog_Diagramm_200122_Reallohnentwicklung-Japans_v02.jpg]

Einfach mal raus gefeuert, oder? Japan hat seit 2022 das erste mal eine Inflation, davor knapp 20 Jahre eine Deflation. Ist das in der Statistik richtig gewichtet? Glaube kaum, handelt es sich als Quelle doch um den Lobbyverband Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft.

Davon ab ist die Betrachtung unvollständig. Zahlen ohne Interpretation und Gewichtung lügen. In Japan gilt Arbeitsplatz-Sicherheit vor Lohnhöhe. Japan hat sich in den 1970ern für den Freihandel geöffnet und hat immer wieder Phasen des effektiven Lohnrückgangs, um auf dem internationalen Markt zu konkurrenfähigen Preisen verkaufen zu können. [http://www.beigewum.at/wordpress/wp-content/uploads/025_ronald_heinz.pdf]
Das hat nichts mit Schulden zu tun. Japan muss exportieren um z.B. Rohstoffe importieren zu können, da das Land sehr rohstoffarm ist. Deine Betrachtung ist halt
zu einseitig.

>[https://www.tagesschau.de/wirtschaft/finanzen/bank-of-japan-zentralbank-geldpolitik-zinsen-101.html]

Stand heute ist der Nikkei seit 2018 um 3000 Punkte gestiegen. Was sagt uns das? Kurzzeitige Kursschwankungen sind normale, Schock-induziert und damit wenig aussagekräftig.

>Die alternde Bevölkerung Japans dämpft  auch das Einkommenswachstum und schrumpft die Steuerbemessungsgrundlage, während die Ausgaben für Gesundheit und Renten steigen. Die Folge wird eine Rezession sein und die Notenbank Japans wird ein riesen Problem bekommen. Die Alternative wäre massive Inflation was dazu führen würde dass sich die Bevölkerung noch weniger leisten kann. Der Yen war ja im letzten Jahr fast im freien Fall (-17% gegenüber Leitwährung US Dollar).

- 17 Prozent ist kein freier Fall. Historisch gesehen sind das komplett normale Kursverläufe. Da ist der Betrachtungszeitraum zu kurz gewählt. Du vergisst auch einfach, dass Japan 20 Jahre Deflation, also sinkende Preise, hinter sich hat. Dazu machen sinkenden Währungskurse die Exportpreise wieder günstiger und damit besser. Export ist, wie oben schon erwähnt, nur mal sehr wichtig für Japan.

[https://i.imgur.com/ngqL9Em.jpg]


>Japan lebt quasi in der Zukunft und auf Kosten ihrer schwindenden Jugend. Japans Rentenkassen sind z.B. nur Schuldengedeckt und man hält mit Subventionen die Wirtschaft stabil.

Japan braucht halt extrem viele Rohstoffimporte und die sind teuer, damit drohen sie schneller eine negative Außenhandelsbilanz zu erhalten als z.B. Deutschland. [https://de.statista.com/statistik/daten/studie/15620/umfrage/handelsbilanz-von-japan/]
Ebenso die USA [https://de.statista.com/statistik/daten/studie/250560/umfrage/handelsbilanz-der-usa-nach-monaten/]. Das gehört zum internationale Handel dazu. Des einen Einkommen ist des anderen Schuld. Und Wirtschaftssubventionen betreibt jedes international agierende Land um die hiesige Wirtschaft konkurrenfähig zu halten oder vor billig-Importen zu schützen. Da macht Japans nichts besonders problematisches.

>Bauern bekommen bis zu 40% ihrer Einnahmen über Subventionen und nicht über Verkäufe. Es fast wie Kommunismus.

Nein, das ist normale Subventionspolitik und in der EU nicht anders gelagert. [https://www.bmel.de/DE/themen/landwirtschaft/eu-agrarpolitik-und-foerderung/direktzahlung/veroeffentlichung-eu-zahlungen.html]

>Viele Banken in Japan sind bereits verstaatlicht. Kaputte Unternehmen werden über billige Kredite am Leben gehalten. Das führt zu Stagnation, sinkende Löhne und Produktivitätsrückgang. Die Wirtschaft zombifiziert.

Nichts, was hier in Deutschland nicht auch praktiziert wird. In der Not greift der Staat ein. Die Neuverschuldung in 2022 wird hier auch deutlich krasser ausfallen als gedacht.


>Sobald die Zinsen steigen um Kapitalflucht und Inflation zu verringern ist dieses Konstrukt schwer gefährdet. Die jungen Leute investieren auch nicht mehr in Staatsanleihen wie die alte Generation. Die Notenbank muss das mittlerweile machen. Irgendwann wird Japan in Zahlungsverzug geraten und dann müssen sie Käufer für die Staatsanleihen finden und wenn das nicht gelingt ihre Banken und anderen staatlichen Unternehmen ans Ausland verkaufen.

So lange Japan seine Schulden im Ausland in eigener Währung zahlen kann, wird es keinerlei Probleme haben diese zu bedienen. Original Sin sagt dir sicherlich was, oder?


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