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Autor: | neogil (deaktiviert) | ||
Datum: | 15.09.07 12:12 | ||
Antwort auf: | Bioshock von Hanfling | ||
Was durfte ich alles lesen; Triple AAA und „Enttäuschung des Jahres“. Bei extrem differenzierten Erwartungshaltungen sind mir beide Seiten sympathisch, jedoch las ich leider kritische Worte nicht als schwerverdauliche Textvollwertkost, sondern als Phrasenschneiderei in substanzlosem Urkuchen. ---- Grafik Die Wasseranimation und die Beleuchtungseffekte waren meine Highlights des Grafik-Settings. Noch nie fühlte sich Wasser so nass an und wurde durch glaubwürdige Beleuchtungseffekte ins rechte Licht gerückt. Analog zum Art Déco, der durch den zweiten Weltkrieg beendet wurde, entstand auch in Rapture eine Welt, die der Gier des Menschen nicht gewachsen war und sich selbst zerstörte. Die Texturen dieser „Welt“ schwankten jedoch von gut bis schlecht, gerade im Hinblick auf pompösen Luxus hätte ich mir auch auf Augenhöhe crispe Texturen gewünscht, die leider den Weg in die heiligen Hallen von Andrew Ryan nicht fanden. 8/10 ---- Sound Die Lokalisation ist hervorragend gelungen, sehr emotional und professionell umgesetzt, genauso wie die musikalische Untermalung, die eine glaubwürdige Welt des Art Déco erzeugt. Warum jedoch die Surround-Einbindung so schlecht gelang, ist mir ein Rätsel. Dass ich eine Tonbandaufzeichnung einer psychologischen Studie der Ex-Bewohner nicht differenziert wahrnahm, hätte mich weit weniger gestört, als storyrelevante Wendungen, die im Soundgewitter kaum hörbar waren, zu verpassen. Als Lösung das Waffenringmenü aufzurufen und dadurch die restlichen FX auf Mute zu schalten, kann kaum im Sinne des Erfinders sein und verhindert das Eintauchen in die gestörte Unterwasserwelt von Rapture. Auch das fehlende Distanzgefühl der Geräusche (Splicer, Big Daddys oder Überwachungskameras) fiel mir negativ auf. Jedes noch so weit entfernte Objekt schlug in mein Trommelfell ein, als ob ich direkt neben ihm stünde. 7/10 ---- Gameplay Das Einbinden von Plasmiden und Schadensboni durch Photos zu erlangen, fand ich klasse und brachte eine frische Brise in das angestaubte Setting diverser „Ego-Shooter“. Die Implementierung dieser „Rollenspielelemente“ ist eines meiner persönlichen Highlights und birgt viel Potential für zukünftige Projekte. Die einzelnen Abschnitte sind knackig und erlauben Exkursionen in nicht storyrelevante Bereiche. Die Engine läuft stets flüssig und wird auch nicht bei erhöhtem Gegneraufkommen in die Knie gezwungen. Die Steuerungsmechanik meines Protagonisten ist tadellos, die Waffenauswahl exzellent und bis auf zu verschwenderisch inszenierte Nachladeanimationen hervorragend umgesetzt. Wo viel Licht, da auch viel Schatten. Dass mein Portfolio an tragbaren Items sehr schnell begrenzt wurde, fand ich ebenso schlecht gelöst wie selbiges beim Geldscheffeln an diversen Glücksspielautomaten. Es ist frustrierend, wenn das komplette Arsenal an Objekten schon im Besitzstand ist und ich dauernd die Mitteilung erhalte, dass ich nichts mehr tragen kann. Leider verkommen auch die Big Daddys (mittlerer Schwierigkeitsgrad) ab einem bestimmten eigenen Stärke-Level zu Statisten und bereichern Rapture nur mit ihrer Raucherlunge und dem Herumtragen der unsympathischen „cuten“ Little Sisters. Apropos Little Sister; das Ausbeuten stellte sich für mich kaum als Moralfrage dar. Wo sind die kulleräugigen kleinen Mädchen, die mir mit herzzerreißender Stimme vor schlechtem Gewissen die Nächte stehlen, weil ich sie aus egoistischem Überlebensdrang getötet habe. Blechern die Stimme und seelenlos die Augen; schade verpatzt. 8/10 ---- Fazit Bioshock ist ein vorzeigbares Produkt eines Edel-Entwicklers. Die Geschichte, die leider zwischendurch ermüdet, weht trotzdem frischen Wind in alte Zöpfe und beweist, dass auch dieses Genre sich jederzeit neu erfindet und storybasierende Szenarien nicht automatisch reinen RPGs vorbehalten sind. 8/10 Neo |
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