Thema:
Durch und Fazit flat
Autor: thestraightedge
Datum:17.09.07 10:47
Antwort auf:Bioshock von Hanfling

Ich war selten so beeindruckt von einem Spiel, und so motiviert immer wieder einzutauchen. Am Freitag und Sonntag in 2 Marathons zu Ende gespielt. Kurzes (?) Fazit, welches gern auch "totale pathetische Lobhudelei" genannt wird:

+ Art Direction: unfassbar gut. Die Level sehen alle so unglaublich detailliert aus - ich habe zuletzt F.E.A.R. gespielt, wenn man die Interiors vergleicht meint man, es wären verdammte 15 Jahre vergangen. Alles sieht so abwechselungsreich aus, kein Gang gleicht dem anderen, kein Raum wiederholt sich. Das muss alles so immens aufwendig gewesen sein. Überall ist der Zerfall sichtbar, und das auf so eine realistische, bedrückende Art. Zudem war die Wahl, dass ganze im Art Deco anzusiedeln goldrichtig, weil "normale" Science Fiction und Co. einfach bereits ein bisschen abgenutzt sind.
+ Grafik: Unreal Engine sei dank, aber auch die muss man einsetzen können. Ich finde, Bioshock ist eines der schönsten Spiele ever. Farbgebung, Umgebungsdesign, Effekte wie Blut und Co., das ganze Gefühl dieser stählernen Unterwasserwelt wird super vermittelt, ...
+ Sound: Konnte leider nur über 2.1 spielen, aber das war schon großartig. Wimmernde Splicer, großartige Sprecher, kranke bis krachende Soundeffekte, ... Ein bisschen mehr Score hätte ich mir erwartet, weils mit Einsatz der Streicher immer besonders emotional wurde.
+ Technik: an sich nochmal und gesamt genommen sehr sauber, keine (?) Slowdowns trotz viel Physik, Licht & Schatten, tollen Effekten wie Feuer, Wasser und Co., ...
+ Storytelling: setzt auch hier Maßstäbe. Wenn ein Titel technisch gut ist kann ich ja ehrlich gesagt sogar auf eine verrückte "Gut gegen Böse" Geschichte verzichten, aber hier wurd einfach klar, wie wichtig das auch sein kann. Die Story durch Hinterlassenschaften in Form von Tonbändern, durch Funksprüche und allgemein durch die Welt erzählen zu lassen ist fantastisch gelungen. Cutscenes sind immer nur Mittel zum Zweck, und Bioshock zeigt, dass dieses "Herausreissen" aus der Spieleumgebung nicht nötig und auch nicht ideal ist.
+ Emotionen: Das Spiel fad ich sehr emotional, und hat mich mehr "berührt" als die meisten Filme (und könnte als eines der Paradebeispiele gelten, warum Spielen mehr Beachtung als Kunst und Kulturgut gehört). Einen Big Daddy, den man gerade noch zum Beschützer hypnotisiert hat, mit Prox Mines zu umringen, um ihn dann zu erlegen war manchmal schon ein Zwiespalt. Oder einen Big Daddy mitsamt Little Sister per Security Bullseye in ein Gefecht zu verwickeln und dann aus der Ferne zuzuschauen, wie sich der arme gegen immer mehr Bots wehren muss und keine Chance hat... Puuh...
+ Bioshock als FPS: Die Wahl, das Spiel aus der FP-Sicht anzusiedeln war goldrichtig. Auch wenns im Endeffekt öfters mal nur Shooter war bleibe ich dabei, dass man nirgends anders so ein mittendrin-Gefühl hat. Metroid Prime, ein vielleicht ähnlich "erweiterter" Shooter, hat genau deshalb ebenfalls so gewirkt bei mir.
+ Spieltiefe: ebenfalls ein Meilenstein fürs Genre (was natürlich nicht klappt, wenn man das Spiel mit Rollenspielen o.ä. vergleicht). Der vielfältige Einsatz von Waffen und Plasmiden macht jede Situation auf zig Arten lösbar. Anfangs ist man quasi überfordert, da man als Spieler gewohnt ist, in Korridoren zu spielen. "Ja, Du hast einen Elektroschocker, aber die Maschine reagiert darauf nicht und ist unsterblich" passt hier nicht mehr. Allein das Beispiel "Elektrodrähte" machts deutlich (gegenschocken? Telekinese? Jmd. anderen reinwerfen? Die Anschlüsse abschiessen? Raussprengen? ...), und das zieht sich durch, auch durch die Kämpfe (schocken, ballern, abfackeln, Umgebung nutzen, ...). Zudem ist die
+ Komplexität so herrlich gut zu handhaben. Es gibt Plasmide, Tonics, Waffen, Waffen-Upgrades, pro Waffe 3 Munitionstypen, Gene Banks, Slots, Adam, 4 Sorten Automaten, ein Bezahlsystem, eine Kamera, ... - am Anfang denkt man "ach Du meine Güte, was ist denn das alles?", aber irgendwie wird man derart gut herangeführt, dass das alles easy ist. Zudem auch hier die Liebe im Detail, wie einem die Plasmide in diesen Mini-Werbefilmchen erklärt werden, wie es kurze Texte und Tipps zu den verschiedenen Gegenständen gibt.
+ der Umfang hat mich auch umgehauen. Schon in Fort Frolic dachte ich, dass bei all der Detailverliebtheit irgendwann Schluss sein muss, und danach kommt ja bekanntlich noch eine ganze Menge. Der letzte AA+ Titel, den ich ähnlich "groß" für mich einstufe, war Gears of War, und da war nach 7 Stunden Schluss. Ich mag sogar eigentlich eher kompakte Titel, aber hier wars einfach ein episches Abenteuer, was sogar noch hätte länger dauern können.
+ so viele "wtf?" Situationen und tolle Momente: Der Klavierspieler, Sander wie er die Treppe herabsteigt, das Little Sisters Waisenhaus, ...
+ Limited Edition: Figur ist hübsch, Soundtrack okay als Dreingabe.

Bisschen Kritik:
- Gegnervielzahl: Die Splicer sahen zwar oft anders aus, aber im Kern warens nur 3 Gegnertypen: Splicer, Big Daddys, Bots. Hätte ein bisschen mehr sein können...
- Hacking: 1 - 2 weitere Minigames hätten hier gut getan
- Limited Edition: Making Of zu mager. Keine Work in Progresse Bilder, keine Konzeptzeichnungen, nur Interviews.
- nur minimal: Die Enden: ich habe nur am Anfang 2 Little Sister geerntet und ansonsten alle befreit, trotzdem bekam ich das "böse" Ende. Fand ich überzogen, nachdem die Dame mich 15 Stunden nur gelobt und beschenkt hat.
- nur minimal: Ich hätte gern einen Schatten geworfen.
- nur minimal: respawnende Gegner: Ich bin ich eigentlich absoluter Todfeind von, hat hier aber überraschend gut geklappt. Trotzdem kein Muss.

7 Daumen nach oben, so einem Spiel begegnet man nur alle paar Jahre.


< Frameset laden | antworten >
Impressum | Nutzungsbedingungen | Datenschutzerklärung | | Mobile Apps | maniac-forum.de