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| Autor: | denda | ||
| Datum: | 24.09.12 14:03 | ||
| Antwort auf: | Durchgezockt Nr. 27 von nukemduke | ||
Vor ein paar Tagen habe ich es endlich beendet und war am Ende traurig und froh zugleich dass es vorbei war. Jetzt ist der Gesamteindruck etwas gesackt und ich finde das Spiel insgesamt einfach super. Einige Momente gehören mit zum Besten was ich je als Spieler erlebt habe- zwar nicht spielerisch aber dramaturgisch und vom reinen Dabeisein-Gefühl. Deswegen ist auch so, dass mich viele Dinge, die mir sauer aufstoßen besonders stören, getreu dem Motto: Wo viel Licht ist, ist viel Schatten. Ich habe mehr als einmal eine richtige Gänsehaut bekommen und die Landschaften waren wohl mit das, was mich am meisten fasziniert hat. Diese sind so ausgedehnt und gigantisch, dass die Entwickler stellenweise imo sogar an einem Punkt angelangt sind, an dem ich sagen würde: Leute. macht es kleiner, es ist zu viel des Guten. Teilweise (vor allem gegen Ende) ging es mir dann auch so, dass ich die Gigantomanie etwas verflucht habe- Gott sei Dank ist das Schritttempo sehr ordentlich (und lässt sich durch Attribute boosten) wodurch sich die Distanzen etwas relativieren. Aber: Es ist nicht automatisch gut etwas zu machen nur weil man es machen kann. Da hätte ich mir manchmal etwas mehr Fingerspitzengefühl gewünscht. Vom Gefühl her sind die Landschaften teils designtechnisch absolut herrausragend und mindblowing- was einem da an fantastischen Szenarien aufgetischt wird spottet jeder Beschreibung, und mir wurde durch diese unglaublich inspirierten Umgebungen deutlich wie einfallslos die meisten anderen Entwickler sind. Ich hatte wirklich nach einer Weile das Gefühl, das Spiel könne mit Landschaften aufwarten die ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht ausmalen könnte. Das kann ich von keinem anderen Spiel behaupten. Auch habe ich das Gefühl, dass die Entwickler ihre Vision einfach auf den Punkt umsetzen konnten und nicht durch die Hardware eingeschränkt wurde. Natürlich sieht die Grafik stellenweise recht grob aus, aber die Ideen leiden hierunter imo nicht. Ich bekam zumindest nie das Gefühl: "Ok, hier kriege ich nur einen Abklatsch von dem was die Entwickler eigentlich darstellen wollten." Also: die Szenarien sind ein wahrer Augenöffner und machen deutlich wie öde und vorhersehbar so viele andere Genre-Vertreter eigentlich sind. Xenoblade ist diesbezüglich im wahrsten Sinne des Wortes eine fantastische Reise, und verdient dieses große Wort wirklich. In diesem Bereich setzt das Spiel sicherlich neue Maßstäbe. Ansonsten bietet das Spiel imo eine Wohlfühlatmosphäre, die einfach nur großartig ist. Da spielen viele Dinge mit rein. Als Musiker hat mich der erstklassige Soundtrack sehr angefixt und stellenweise kriegt man absolut zeitlose Songs auf die Ohren, zusammen mit den berauschenden Landschaften entstand für mich ein enormer Sog. Einfach etwas auf dem Bein des Bionis rumlatschen und farmen bzw. grinden? Absolut großes Erlebnis. Auch habe ich an den Geschichten der Charaktere wirklich Anteil gehabt- sie sind mir einfach nahe gegangen, und der ein oder andere Moment in der Story hat mich emotional richtig mitgenommen. Das trug bei mir auch stark mit zur Faszination bei, dass ich nicht das Gefühl hatte mit leeren, austauschbaren Hüllen durch die Pampa zu latschen, sondern sie haben sich tatsächlich vielmehr angefühlt wie Freunde. Ich denke, dass man sich als Spiel-Designer nicht mehr wünschen könnte, als dass eine solche Verbindung zwischen Spieler und Protagonisten entsteht. Ebenso nahe gegangen sind mir einige Bösewichte. Da hat sich in mir tatsächlich ein ähnliches Gefühl eingestellt wie bei der Heldentruppe. Tiefe Abneigung, und blanke Wut und Verzweifelung sind nur die Grundtöne, es waren auch wesentlich facettenreichere Gefühle die ich für einige Widersacher empfand. Da kommen wir an einem Punkt der mir ebenfalls gefällt: Das Gut/Böse-Schema geht nach den ersten Stunden deutlich tiefer und zeichnet Charaktere, die vielschichtig und voller Schattierungen sind- auch das hat bei mir als Spieler die Akzeptanz dieser Welt und ihrer Geschichten deutlich vertieft. Das Kampfsystem fand ich insgesamt (nach einem zähen Einstieg) etwa ab der Mitte des Spiel etwas ermüdend und erschöpft, aber gerade in den letzten Stunden ist mir nochmal bewußt geworden wie gut es eigentlich funktioniert. Geschmackssache ist die Steuerung in den Kämpfen, mir persönlich hat es insgesamt sehr gut gefallen, und ich habe auch im x-ten Kampf mitgefiebert. Es macht einfach Spaß und imo kommt auch ordentlich Wucht dabei rum. Die Menuführung wird durch die schieren Möglichkeiten dieses Titels (das Beziehungssystem habe ich noch nicht mal angekratzt) teilweise zu einer sehr zeitintensiven Angelegenheit. Das führte bei mir vor allem bei den (imo zu vielen) verschiedenen Rüstungsets teilweise zu einer leichten Überforderung, und so richtig die Ausrüstungs-Schraube gedreht habe ich innerhalb der über 80 Spielstunden gewiss nur etwa 10 mal. Ich hatte einfach mehr Lust weiterzuspielen als alle paar Stunden den Spielfluss durch eine Ausrüstungs-Session zu unterbrechen. Alles in allem hätte man die Menuführung aber wahrscheinlich nicht viel kompfortabler gestalten können. Was mir negativ auffiel: Das Level-Fenster, welches über "ständig vorbeischlagen= unbesiegbar", "gute, morderate Herausforderung" und "ownage hoch 2" entscheidet fand ich deutlich zu eng. Wenn mir mit LvL 79 ein Endboss dermaßen den Arsch aufreist, dass es nicht mehr feierlich ist, und ich 6 LvL später mit schüttlndem Kopf vor demselben Gegner stehe, aber 95% seiner Attacken an mir vorbeigehen, und er mich kaum noch verletzen kann, dann ist das ziemlich seltsam. Kommen wir zu den Quests: Hier haben die Entwickler imo enorm viel Potential verschenkt, zu seelenlos, zu beliebig wirken diese mehr wie Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, und passen so imo gar nicht zu der ansonsten wirklich starken Seele des Spiels. Wenn die Quests dem Spiel angemessen wären, und es "richtige Aufträge" gäbe, die mehr wären als "besiege 3 frustrierte Blindhasantruthähne" dann hätte das dem Spiel und vor allem den Landschaften die Krone aufgesetzt. Wie genial wäre es gewesen wenn es richtige kleine Dungeons abseits des Weges gegeben hätte, mit Rätseln und einem besonderen Objekt. DAS hat mir sehr gefehlt, es gibt zwar Quests in denen man mehr findet als die üblichen Kristalle und Juwelen, aber diese sind sehr rar, und spielerisch nie wirklich variabel. Zu abwechslungsarm fand ich auch das gesammte Leveldesign: außer mal einen Schalter umlegen und rumlatschen gibt es abseits des Kämpfens NICHTS. Hier hätte man die Eintönigkeit der späteren Mechonis-Innenlevels deutlich auflockern und entschärfen können. Das ist auch letztendlich etwas, dass mir auch etwas den Reiz der sonst so grandiosen Außenareale vergällt hat: Mehr als Wegpunkte und Monsterkämpfe gibt es nicht in der Pampa. Zum Glück war da noch das "Staunen-Feature" was die spielerische Monotonie bei mir immer wieder kurz vergessen machte. Story-technisch sind imo die Entwickler stellenweise auch übers Ziel hinausgeschossen: Was da an Twists und getwisteten Twists stellenweise präsentiert wird war in meinen Augen manchmal einfach to much. Etwas reduzierter wäre da teilweise eventuell effektiver gewesen. Ich mag es nicht wenn "das Ende" sich gefühlt so lange hinzieht, wie das gesammte Spiel davor. Das ist stellenweise so viel "Ende" dass einem ganz verloren geht, dass es sich ja eigentlich um das Ende handelt.:) In meinem letzen Post im "ich zocke gerade"-Thread hatte ich mich ja über das imo auch für ein langatmiges Rollenspiel quasi nonexistente Pacing aufgeregt. Jetzt nach dem Durchspielen, sehe ich es etwas lockerer, der positive Gesamteindruck überwiegt ganz eindeutig. Aber ich muss sagen, dass es wirklich aufgrund dieser Art des Spiels zu gehörigen Durststrecken kam, die sich vielmehr wie Arbeit als nach Vergnügen anfühlten. So stand es bei mir immerhin nach 2 Dritteln des Spiels das Weiterspielen auf Messers Schneide. Letzlich hat es mir mein eigenes "Pacing" ermöglicht das Spiel doch weiter zu erleben, indem ich immer nur in 2 h-Etappen zockte. Jetzt bin ich einfach nur noch froh, diese Spiel komplett erlebt zu haben und kann sagen, dass es sich um eines der originellsten, eigenständigsten und auch besten JRPGs handelt welche ich je spielen durfte. Ein absolut denkwürdiges Spiel, bei dem mir viele Magic Moments wohl noch lange im Gedächtnis bleiben werden. Es kommt, auch in Anbetracht der technischen Limitationen der Wii einem Geniestreich nahe was die Entwickler hier für ein Monstrum an Spiel geschaffen haben. Für Teil 2 auf der Wii U wünsche ich mir in den entsprechenden Bereichen einfach mehr Qualtität statt Quantität, dann könnte das Teil dem perekten Spiel verdammt nahe kommen.:) Ich freue mich schon wieder auf den nächsten Druchgang!^^ Beste Grüße denda Edit; Sehr positiv fand ich wie flott die vielen kleinen und größeren Dinge von statten gehen: Ob klettern, Dialoge, Uhrzeit verstellen, Kämpfe oder alleine der fliessende Wechsel in den Kampfbildschirm- das alles habe ich in noch keinem anderen JRPG so angenehm schnell und flüssig erlebt. Tatsächlich war die Trägheit vieler Genrevertreter in diesen Bereichen immer ein großer, nerviger Makel, den sich imo viel zu lange kein Entwickler angenommen hat. @Mampf: Wo bleibt dein Fazit? Bin sehr gespannt auf deine Meinung und würde mich freuen von dir zu lesen.:) |
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