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| Autor: | denda | ||
| Datum: | 24.01.24 10:51 | ||
| Antwort auf: | Prince of Persia: The Lost Crown [Multi] von Fred LaBosch | ||
Nach 25 h habe ich nun das Ende erreicht mit ca. 85%. Auf 100% werde ich aber nicht gehen, das liegt an mehreren Dinge, die ich gleich mal versuchen möchte aus meiner Perspektive etwas aufzudröseln. Ab der Hälfte der Spielzeit ca. haben sich nämlich einige Schwächen offenbart, die zu Beginn kaum oder gar nicht ins Gewicht fielen. Zuallererst: Es ist locker in meiner Top 10 des Genres, ich würde sagen im mittleren Drittel, und ich halte es für das beste Ubisoft-Spiel seit vielen Jahren. Allen voran hat es eine Spielbarkeit, die zuweilen neue Maßstäbe setzt, und die ich zu allerletzt von einem Ubi-Spiel erwartet hätte. Es hat auch einen polish, den man so wirklich nicht mehr oft erlebt, obgleich es noch Luft nach oben gegeben hätte. Dass das trotz zweier softlocks, einigen glitches und vielen kleinen Gafikblitzern Erwähnung findet lässt mehr Rückschlüsse auf die Kaputtheit vieler heutiger Games im Auslieferungszustand zu, als dass es tatsächliche Fehlerfreiheit bedeutet. Genial ist, wie angedeutet, das generelle movement und das absolut fantastische Kampfsystem. Was hier an Möglichkeiten drin steckt spottet tatsächlich jedweder Beschreibung, und es übertrifft alle mir bekannten Genrevertreter in dem Aspekt. Freilich ist vieles davon optional und im Prinzip lässt sich der Titel auch mit der Standardcombo durchspielen. Allerdings setzt das Spiel vor allem im Rahmen späterer Bosskämpfe auf extrem schnelle Reflexe. Das finde ich schon beinahe übertrieben, was hier an over the top patterns abgespult wird. Es ist teils echt fast schon grotesk. Einerseits unglaublich bombastisch, andererseits zuweilen imho deutlich über das Ziel hinausschießend. Überhaupt, den ganzen Anime-Touch empfand ich eher als deplaziert, und er hat halt gameplayimplikationen. Dieses „over the top“ betrifft tatsächlich mehrer Aspekte, und hier kommen wir zu meinen Kritikpunkten: Einerseits ist das Spiel zwar nicht direkt zu lang, aber es war mir am Ende des Tages bzgl. der Mapkomplexität einfach zu viel des guten. Es ist über weite Strecken sehr mühselig, die Karte spielt sich nur selten eingängig und flott weg- es ist stets sehr anspruchsvoll, und erfordert volle Umsichtigkeit. Dazu gibt es teilweise, je nach Areal pacing-Schwächen. Dann die teilweise wirklich extrem, ich betone extrem, anspruchsvollen Geschicklichkeitseinlagen. Es spricht für die Güte der Steuerung, dass die Entwickler es überhaupt wagen manche der Konstrukte wirklich auf den Spieler loszulassen. Teilweise war ich aber in Abschnitten wo das pacing nicht ganz hinhaut einfach nur noch genervt von der Frequenz und Komplexität mancher dieser Aufgaben. Dasselbe galt für nicht wenige Bosskämpfe. Bzgl. des Anspruchs der Map und der schieren Übertreibung mancher Bosskämpfe habe ich hier bereits das Gefühl, dass die Entwickler, statt danach zu streben sich gegenseitig zu übertreffen, sich vielleicht mal wieder etwas zurücknehmen sollten, und sich auf eine gewisse Reduziertheit besinnen sollten. Stichwort weniger ist mehr. Die durchaus nicht unkomplexe Hollow Knight map wirkt im Vergleich zu dieser hier wie Kindergeburtstag. Davon ab stimmen imho auch die Schauwerte: Der reduzierte Grafikstil trägt zu einer hervorragenden Lesbarkeit bei, und die Musik ist extrem stimmungsvoll und atmosphärisch (wenngleich auch zuweilen leicht nervig durch etwas arg kurze Loops). Auch die Gameplay-Mechaniken greifen exzellent ineinander, und es hat mich einfach nur gefreut, wenn deutlich wurde, dass man sich hier bei den Großen des Genres bedient hat: Wir haben beispielsweise das Hollow Knight Charme-System quasi eins zu eins, mit teilweise tollen Synergieeffekten. Wir haben collectibles, die an Celeste erinnern, die man erst einsammelt wenn man wieder auf sicherem Grund steht- verdammt sind da krasse Geschicklichkeitseinlagen dabei. Dem Spiel zueigen ist das geniale Screenshot-Feature (möchte man ab jetzt nicht mehr missen), welches die „downtime“ im Rahmen der Exploration auf ein Minimum reduziert, und wirklich krasse „Zeit-Fähigkeiten“, die sowohl in Rätseln, als auch im Kampf und während der Geschicklichkeitseinlagen genutzt werden. Und lasst mich euch nochmal versichern: Dadurch entstehen extrem faszinierende Situationen, die imho neue Maßstäbe setzen, und euer Gehirn teilweise richtiggehend verknoten. Auch möchte ich nochmal die genialen Zugänglichkeitsoptionen erwähnen: Man kann hier nicht nur jeden denkbaren Parameter nach individuellen Bedürfnissen anpassen, sondern auch z.B. sämtliche der ausladenderen (lol?) Geschicklichkeitseinlagen komplett überspringen. Das ist einfach nur noch klasse, und sollte ebenfalls Schule machen. Bleibt unterm Strich ein extrem wuchtiger und kompetenter Genrevertreter, der zwar teils fast über die eigenen Füße stolpert, am Ende aber nach der Akrobatikeinlage sicher stehend mit fast müheloser Anmut landet, und dabei für offene Münder sorgt. Fette Empfehlung, und bravo, ubisoft! (Ok, _das_ fühlt sich komisch an XD) Beste Grüße denda |
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