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| Autor: | mike_za | ||
| Datum: | 29.05.24 13:22 | ||
| Antwort auf: | Waschmaschinentests noch und nöcher von Jassi | ||
>Der erste Teil hat immerhin was Interessantes versucht, ist aber dabei gescheitert. In wiefern ist er denn gescheitert? >Mir scheint als ob der künstlerische Aspekt durch das Medium Videospiel was zu vermitteln hier noch weiter in den Hintergrund getreten ist. > >Boah, Grafik voll geil, ey! 256K...3200Hz... > >Ich brauche mehr Details! Das Gegenteil ist der Fall und gerade durch das Medium Videospiel und die fast schon filmreife Technik entstehen doch erst Möglichkeiten, die es vorher überhaupt gar nicht gab! Beispielsweise erinnere ich mich über das gesamte Spiel hinweg nur an einen einzigen Kamera-Cut. Ansonsten bleibt die Kamera Immer am und im Geschehen, dreht sich in Zwischensequenzen und Dialogen und fährt nahtlos über in das Gameplay. Das kann man als technisches "Geflexe" auslegen, aber auf der anderen Seite ist das halt auch ein künstlerischer Kniff, den man so in keinem anderen Medium hinbekommen kann. Weiterhin lebt Hellblade doch auch von den Emotionen, die Senua durchlebt. Und gerade hier ist die Technik doch enorm wichtig, das verständlich und vor allem auch glaubwürdig rüber zu bringen. Ja, auch da wird technisch "geflext", aber auf der anderen Seite gibt es kein "Uncanny Valley" mehr, keine verloren gegangenen Emotionen, sondern das wirkt über weite Strecken des Spiels "echt"! Und über die brutal gut Technik hinaus gibt es auch noch viel mehr, was das Spiel bereithält. Allerdings muss man sich darauf einlassen (wollen). Es gibt ein paar nette Videos auf YouTube, in denen der Studio-Chef darauf eingeht, dass Videospiele für ihn eine Art-Form sind und ein Vehikel, um Kunst zu transportieren und auch Fragen aufzuwerfen, über die man nachdenken muss und die auch nicht immer eine klare Antwort zulassen, sondern Interpretationsspielraum. Ich bin kein Arthouse-Junkie, aber ich mag es schon auch, wenn Filme/Spiele einem etwas mehr mit geben als pure Unterhaltung. Und gerade hier finde ich Hellblade 2 enorm stark und auf einem komplett eigenen Level. Ich habe es vor 4 Tagen durch gespielt und ich denke noch immer darüber nach. Und wahrscheinlich werde ich es auch noch einmal spielen, um mehr zu verstehen und die Dinge mit nun anderen Augen anzusehen. Von außen betrachtet läuft man durch das Spiel, löst seichte Rätsel, trifft man auf Leute und kämpft gegen Giants. Aber wenn man genauer hinschaut, dann gibt es da ganz viele Ebenen: Senuas Psyche und ihr Vaterkomplex haben einen massiven Einfluss darauf, was in dem Spiel passiert, was real ist und was nicht. Jede der Personen, die Senua trifft stellt auch einen anderen Teil von Senuas Persönlicheit dar, die sie im Laufe des Spiel in Einklang bringt. Bei allen wird darauf hingewiesen, dass sie auch ein "Mal" haben. Was bedeutet das? Jeder Giant, obwohl im Spiel physisch sichtbar, ist eng mit den Ängsten und Mythen der damaligen Welt verwoben. Aber waren die Giants wirklich "echt" im Spiel? Oder waren das nur die Naturgewalten und Senua hat ihnen einen Namen und eine Geschichte gegeben und sie damit für die anderen Menschen weniger beängstigend gemacht? Ein Teil der Meta-Aufgaben besteht darin, Steine zu finden, die wie versteinerte Riesen aussehen. Versteinerte Riesen... In dem Wald, in dem sich die 4 kurz vor dem Ende befinden wird jeder noch einmal auf die Probe gestellt, jeder wird mit seinen Ängsten konfrontiert und hinterfragt. Auch das ist mehr als nur ein Lauf durch den Wald, auch kann man anders interpretieren... Und das Tolle an Hellblade 2 ist, dass es diese Dinge in den Raum stellt, die auf den ersten Blick vielleicht gar nicht zu sehen sind, das Spiel aber kleine Details liefert, die Hinweise streuen und doch auch vage bleibt und Interpretationsspielraum lässt, damit man drüber nachdenkt und sein eigenes Bild schafft. Für mich ist Hellblade 2 definitiv Kunst und weit mehr als brachial gute Technik und seichtes Gameplay. Es ist ein emotionales Erlebnis, das auf vielen Ebenen greift und in dieser Form nur als Videospiel möglich ist. Ich ziehe meinen Hut vor Ninja Theory, ein in ein so ernstes Themenfeld zu wagen und so unfassbar kreativ und technisch herausragend abzuliefern! |
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