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| Autor: | token | ||
| Datum: | 31.05.24 13:40 | ||
| Antwort auf: | Re:Puh ... von Lynne | ||
>Und bei SP-Spielen ist die Situation ja eigentlich auch nicht anders: Relativ weniger großen Erfolgen in der Größe eines Elden Rings, Hogwarts Legacy oder Call of Duty stehen halt hunderte Titel gegenüber, die irgendwo zwischen ok, kostendeckend und "da machen wir mal das Studio dicht" landen. > Wobei es aus der WB-Zentrale eben auch hieß dass es ein Fehler war Hogwarts Legacy nicht als GaaS heraus zu bringen. Um das was da passiert zu verstehen, muss man ein wenig verstehen nach was für einer Mathematik ein Konzern gesteuert wird. Angenommen du bist ein Konzern und hast ein Geschäftssegment für Backwerk. Du betreibst eine Bäckerei. Diese verkauft Brötchen. Für jeden Euro den du reinsteckst, erwirtschaftest du 1,50€. Du bist zufrieden. Und jetzt passiert folgendes. Auf der anderen Straßenseite macht auch eine Bäckerei auf. Die verkauft Weckchen. Für jeden eingesetzten Euro, erwirtschaftet sie 3€. Aus Konzernsicht agieren beide Unternehmen im gleichen Geschäftsfeld. Beide Unternehmen haben die gleiche Hardware, weitestgehend gleiche Fachangestellte und so weiter. Damit womit du gestern noch sehr zufrieden warst, bist du über Nacht regelrecht erschüttert. Denn wie gesagt, aus Sicht des Konzerns ist das das gleiche Geschäftsfeld, und nun heißt es, die Benchmark in diesem Geschäftsfeld ist, für jeden Euro den man einsetzt, kann man drei Euro verdienen. Und was als nächstes passiert, hört sich erstmal komisch an, es ergibt aber rein wirtschaftlich wenn man sich länger damit beschäftigt nüchtern betrachtet absolut Sinn. Der Konzern geht nun zu seinem Manager für das Bäckereigeschäft und sagt ihm: Junge, du bist rot. Du machst für jeden eingesetzten Euro 1,50€ "Verlust". Jetzt sagt der Manager, höh, ich verdiene doch 50 Cent an jedem Euro. Und der Konzern sagt, willst du mich verarschen? Ich zahle dir nicht ein jährliches Millionengehalt dafür, dass du für uns was verdienst, da kann ich das Geld was ich habe auch auf ein Tagesgeldkonto legen, da verdien ich auch was und brauch dir dafür nicht mal was zu zahlen. Dein Job ist nicht Geld zu verdienen, dein vorzüglich bezahlter Job ist das zu verdienen was in deinem Geschäftsfeld möglich ist. Daran wirst du gemessen. Du bist genau so gut oder schlecht wie die Differenz deiner Einkünfte zu dieser Benchmark. Ist sie höher, sind wir zufrieden, und es gilt dass es nächstes Jahr noch höher sein muss, denn wir wollen wachsen. Und ist sie niedriger wirst du gefeuert und wir holen jemanden der den Auftrag hinkriegt, oder wir wickeln gleich den ganzen Laden ab, denn warum soll ich bitte eine eigene Bäckerei mit beschissener Performance unterhalten wenn ich mehr verdiene wenn ich das was ihr Nulpen alle kostet einfach bei der anderen Bäckerei anlege. Daraus können auch intuitiv total komische Konstellationen entstehen. Beispiel: Der Konzern führt die Segmente Putzmittel und Backwaren. Für jeden eingesetzten Euro in Putzmittel bekommt er 1,40€ raus. Und bei Backwaren 1,50€. Normal würde man sagen, Putzmittel hat aus Konzernsicht ein Problem. Das muss aber nicht sein. Denn wenn die Benchmark für Putzmittel 1,30€ dann ist die Performance von Putzmittel grün, und die von Backwaren rot. Obwohl Backwaren wie es scheint mehr verdienen, ist man mit Putzmittel zufrieden und mit Backwaren hochgradig unzufrieden. Denn da spielen ja viele Motive mit, man möchte seine Anlagen auch diversifizieren, und wenn man beschließt das über Putzmittel zu machen, und die verdienen das was sie verdienen können, dann wusste man das ja schon vorher und ist happy damit. Obwohl sie in Summe weniger verdienen. Klingt erstmal komisch, ist aber so. Dazu kommen auch weitere Details. Ein spezifisches sind Personalkosten. Der Konzern ist seinen Anteilseignern auch gewisse Auflagen schuldig, eine davon ist dass Personalkosten an jedem verdienten Euro nicht eine gewisse Quote überschreiten dürfen. Diese Quote heißt Cost of Carry. Jetzt hast du folgende Situation. Du beschäftigst eine Person, die kostet dich 100k Gehalt pro Jahr. Und die erwirtschaftet mit ihrer Leistung 100k pro Jahr. Intuitiv nimmst du an, ist doch alles fein, der ist doch keine Belastung für den Konzern. Den kann man da doch weiter machen lassen solange er kein Geld kostet und einen sinnhaften Job macht. Auch das stimmt nicht. Denn diese Arbeitskraft wirkt sich mit ihrer Performance negativ auf den Cost of Carry aus. Und da der Cost of Carry einen Cap hat, der nicht überschritten werden darf, schnürt sie damit in Sachen Personalkräfte die Flexibilität des Konzerns für Investitionen die Personal benötigen ab. Es gibt einfach diverse Säulen die eigenen Regeln unterworfen sind. Aber genau darüber hast du natürlich auch gewisse Gestaltungsräume, denn du kannst argumentieren, ey Chef, du rechnest meine Benchmark für das Backgeschäft doch falsch ab. Ich manage doch gar nicht das Backgeschäft. Ich bin im Werbegeschäft. Ja, wir backen Brötchen, aber es sind die besten und einzigartigsten Brötchen der Welt. Die sollen einfach Kundschaft in den Laden locken, und da haben wir auch die Weckchen vom anderen Bäcker in der Auslage, die sie aber bei uns kaufen weil sie wegen unser Brötchen in den Laden kommen. Und schau mal, ich bin nicht nur im Werbebudget komplett im grünen Bereich, meine Performance ist außerordentlich. Du gibst mir einen Euro für die Werbung, und bekommst nicht nur die funktionierende Werbung, ich gebe dir gar deinen Euro zurück und auch noch 50 Cent on top. Wer in deiner Werbeabteilung kann denn sowas von sich behaupten. Bin ich geil oder bin ich geil?! Und nun, so scheint es, fragt man sich, brauchen wir überhaupt noch Werbung in so einem Umfang. Weil die Fachkräfte die da diese Werbung machen, sind die gleichen Fachkräfte die wir für die Wundergewinne im Backgeschäft benötigen. Die Kundschaft ist doch eh im Laden. Kürbiskernbrötchen und Sonnenblumenbrötchen müssen doch jetzt bitte reichen, brauchen wir wirklich Bio-Dinkel-Schrot, wer frisst diese Scheiße, wen interessiert das? Meine Güte, ja wer sind wir denn dass wir die besten Bäcker der Welt bei uns unterhalten, die hier aber diese Hippie-Scheiße machen statt die Kohle die im Backgeschäft auf der Straße liegt anzukarren. Ich will nicht 30% von dieser Kohle, ich will 100%! Lieber Manager, du machst hier das Backgeschäft, jetzt hol mal bitte das rein, was in diesem Geschäftssegment möglich ist. Dafür bekommst du ein fürstliches Gehalt das möglich zu machen. Das ist dein Auftrag. Let's go! Warum das alles gemacht wird ist schon nachvollziehbar, und es ist auch gut möglich dass es am Ende funktioniert, paar dieser Fitzelchen die man an die Wand schmeißt hängen bleiben, und man ist wie man sieht auch nicht so blöde wie MS dass man komplett vergisst dass die Brötchen einen Zweck haben. Naughty Dog ist sicher safe, auch wenn man auch die an die Wand geworfen hat und sie eben nicht kleben blieben sondern man das Produkt was dort gebaut wurde gleich in den Müll geworfen hat. Was jetzt für die Mitarbeiter dort sicher auch keine geile Erfahrung war, wenn du dir den Arsch aufreißt, und dann landet dass woran du gearbeitet hast einfach in der Tonne. Aber die anderen Studios abseits der zweistelligen Millionenseller deren Erfolg quasi planbar und Prestigewert immens ist? Auf die kommen denke ich harte Zeiten zu, wenn sie die Benchmark treffen sind sie damit im GaaS-Betreuungsgeschäft, und wenn nicht, glaube ich nicht dass sie dann wieder zurück in den Werbetopf dürfen sondern geschlossen werden, so wie Arkane Austin, die ja kein schlechtes Studio waren, aber eben schlecht in GaaS und gut in einer wirtschaftlich uninteressanten Freakware. Rein wirtschaftlich verstehe ich das alles, aber etwas verstehen ist eine Sache, etwas sympathisch finden eine komplett andere. |
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