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| Autor: | token | ||
| Datum: | 20.07.24 12:55 | ||
| Antwort auf: | Re:Celeste - Late to the party von Jassi | ||
>Ich interpretiere diesen Abschnitt durch den Schlusssatz weitaus positiver. "Es wird seinen Weg schon gehen." In diesem Satz steckt aber auch sehr viel Resignation für das was Gantenbein ursprünglich in diesem Treffen auszudrücken versucht. Da holt Frisch meines Erachtens schon den Salzstreuer im Themenkomplex "Kind wird flügge" raus, jedenfalls nach meiner Lesart, ich find das schon recht zynisch. Es geht im Grunde schon mit dem Handlungsraum los. Eine Pattiserie. Aus heutiger Sicht übersetzt also die "Eisdiele". Es geht um die Zukunft der Tochter, es gibt was zu klären, es geht um Geld, es geht um Formalien, das Kind braucht da was auf, nennen wir es, Geschäftsebene. Aber Gantenbein wählt zum Treffen einen klassischen Vater-Kind-Erlebnisraum der eben nicht zu diesem Anlass passt sondern Ausdruck einer überholten Perspektive auf seine Tochter ist. Diese sitzt da und macht gute Miene zu bösem Spiel, Gantenbein redet sich im Kopf und Kragen, sieht ihre Errötung, und wirft dann einen Blick auf sich selbst, der in erster Linie durch ihre Augen geht. Er merkt, ich dresche Phasen, was soll das, ich sitze hier, laber Scheiße, das ist nicht das worum es hier geht, sie braucht was, mach das doch einfach, der "Mann" bist nicht du, der wartet im Park und sie wirft ihm ungeduldige Blicke zu, und der Vater der du zu sein versuchst ist nicht mehr gefragt und gar irgendwie unangemessen, peinlich berührend. Let it go. Ich kann auf vielen Ebenen mit dieser Perspektive anknüpfen, ich find dieses "Flügge werden" schon hart ehrlich gesagt, es geht auch so schnell dass man kaum noch mitkommt und schaut dann auch zurück und sieht was wo sich Zeitabläufe verzerren. Gefühlt gestern noch auf Schultern getragen damit sie im Zoo die Tiere besser sehen kann, heute schnauft man kurz und bittet das Kind darum ob es nicht etwas langsamer gehen kann ;) Gestern noch derjenige der aus großen Kinderaugen angeschaut wird die erwarten dass man auf jede Frage eine Antwort hat, heute schaut man darauf was sie tut und merkt, wow, ich könnte das nicht. "Kannst du mir helfen?" Ich würde ja gerne... Ich denke, bei der Reflektion der eigenen Elternrolle hat man implizit auch immer die Reflektion der eigenen Kindheitserfahrung mit drin und versucht daraus irgendwie eine Erkenntnis abzuleiten. Und da trieft der Text imo vor zynischen Quittungen: ...lauter Selbstverständlichkeiten. Wozu diese umständlichen Beispiele! Schiffbrüche andrer interessieren nicht... ...es erübrigt sich, daß ein Vater, um sich anzubiedern, von seinem eignen Leben erzählt und von seinen schweren Fehlern; das Kind sieht sie ohnehin... ...und die Gegenwart ist nicht der Vater mit der Tochter, sondern die Tochter. ...ihr Lächeln leicht und kühl, ihr Erröten über den Vater, der auf Kameradschaft angewiesen ist... Möglicherweise hab ich aufgrund dessen dass der Krempel akut passiert und man sich da schon einige Fragen stellt und merkt dass sich Dinge in einem Tempo verändern mit dem man kaum Schritt halten kann recht sensible Antennen die einiges überinterpretieren. Aber ich sehe in absoluter Verkürzung einfach nur ein: "Deal with it, let it go" dem ich (noch) nicht zustimmen würde. In vielerlei Hinsicht durchaus, aber nicht in so einer Konsequenz wie ich sie persönlich rauslese. Wie auch immer, ich merke ich sollte wohl häufiger Bücher lesen in denen es nicht um Raumschiffe und Laser geht, gutes Zeug ;) |
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