Thema:
Ich fand es gar nicht gut. flat
Autor: FWE
Datum:05.09.24 00:44
Antwort auf:System Shock Remake (PC) von Sylvester

>Für Immersive Sims bin ich ja sowieso immer zu haben, System Shock 2 ist einer meiner All Time Favorites. Umso besser, dass mir dieses Jahr jemand dieses Juwel geschenkt hat, das wegen Backlogs lange auf der Wishlist faulte. An das Original hatte ich mich nie getraut, das wirkte irgendwie doch immer etwas zu altbacken.
>
>Je nach Empfinden kommen in den Texten unten vielleicht Spoiler.
>
>Ich glaube, dass ist das erste ~20h Single Player Spiel mit einer Kampagne seit längerem das geschafft hat mich zu fesseln. Zuletzt waren es immer die Rogue-likes oder so. Wie hat es das geschafft? Angefangen bei der Präsentation, dieser eigene Stil mit modernen Effekten und toller Geometrie, aber wenn man nah ran geht sieht alles ein bisschen Retro aus. Die atmosphärische Musik. Die "Un-Sterilität" - ich habe die beklemmende Atmosphäre einer Raumstation auf der etwas Schlimmes passiert ist gefühlt. Das war vielleicht zuletzt bei Bioshock so? Nicht mal Prey hat das ganz genau so geschafft. Eine meiner Lieblingsstellen war, als ich ein Audiolog gefunden habe, dass Diego einen goldenen Roboter hat. Eine Stunde später oder so bin ich in einem Gang und da läuft ein goldener Roboter - enviromental Story Telling nach meinem Geschmack. Dann natürlich die Game-Loop: Exploration, Kämpfe, Zeugs sammeln, währenddessen in der Story vorwärts stolpern. Minimale Metroidvania Einlagen wo man ein bereits geklärtes Stockwerk noch mal besucht um zu gucken ob man vielleicht noch was findet (wobei in den meisten Fällen ja alles direkt findbar ist).
>
>Dennoch war ich froh, als dann der Abspann lief - ein ganz kleines bisschen hat es sich dann am Ende schon gezogen, viel neues kam halt nicht mehr. Schwerere Gegner. In Engineering habe ich 1, 2 Mal ausgeschaltet als ich eine Tür aufgemacht habe und schon wieder so ein großer Roboter dahinter stand, irgendwie keinen Bock gehabt in den Momenten. Ganz leicht zwiegespalten bin ich auch mit den ich nenne es mal CRPG Anteilen. Einerseits will ich gar kein Journal oder Gott bewahre Mission Marker oder Pfeile. Andererseits - ist irgendwie schon kacke wenn man einen Hinweis in einem Audiolog verpasst (warum auch immer - kann das Spiel letztendlich nix dafür), sich keine Notiz macht und dann eine Woche nicht spielt und dann ewig rumrennt weil man nicht weiß, was zu tun. In Executive hab ich mal eine Keycard nicht gefunden und nicht mal gewusst, dass ich danach suchen soll, was dann mit Nachgucken in einer Lösung endete. Beta Grove fand ich auch Mist, da hamstert man sich Ressourcen zurecht und muss die dann so raushauen. Beim Thema hamstern - da war das Spiel auch nicht gut für mich. Ständig volles Inventar. Hätte ich mal früher gerafft, dass man den Karten-Markern Text hinzufügen kann hätte ich einige Sachen nicht so ewig rumgetragen (z.B. den blöden Kopf, war mir schon klar, dass ich den mal brauche, aber 4 Inventarplätze. Hätte ich halt irgendwo ablegen können und auf der Karte markieren können). Der Lastenaufzug war schon voll).
>Aber nichts davon waren Dealbreaker - wie gesagt nur ganz ok, dass es nicht auf 40h aufgebläht war.
>
>Schon ein Kandidat für noch mal spielen, vielleicht sogar auf einer höheren Schwierigkeit. Oder doch endlich mal wieder Deus Ex?


Konnte dem Spiel Anfangs viel abgewinnen, dann wurde es immer schlechter. Ich zitiere mal mein Steam-Review:

Ich habe mich jetzt durch das System Shock Remake gekämpft und muss sagen: Das war nicht gut! Am Ende war ich vor allem genervt.

„Aber System Shock war doch so ein Klassiker?!” Ja, das war es wohl. Ich habe das Original nicht gespielt; ich habe das Remake gespielt, weil ich endlich den Vorfahren von Bioshock, Prey usw. kennenlernen wollte. Schließlich steht Bioshock auf meiner ewigen Bestenliste ganz oben. Man erkennt auch ein paar Mechaniken im alten System Shock, die später verfeinert wurden. Als ein Blick in die Vergangenheit der Reihe kann man sich System Shock mal ansehen.

Es hätte auch heute noch ein gutes Spiel sein können, wenn Nightdive es nicht fast 1:1 wiederbelebt hätte. Klar, Grafik, Steuerung und einige andere Teile wurden etwas angepasst. Aber zentrale Mechaniken, die einfach nur nervig sind, wurden nicht modernisiert. Was ist also alles falsch (meiner Meinung nach natürlich)?

Hier eine schnelle Liste aus meiner halbwegs frischen Erinnerung:

-Nie genug Platz. Inventarverwaltung aus der Hölle. Ständiges Hin- und Hergerenne (später sogar zwischen größeren Spielabschnitten).
-Es gibt einen Lastenaufzug, der die Etagen verbindet. Aber fast nichts passt hinein!
-Gegner haben nicht mal ansatzweise „Intelligenz“. Sie stehen herum, schießen oder laufen einfach direkt auf dich zu. Sie treffen immer. Wir sprechen hier nicht von Doom, sondern von Wolfenstein 3D.
-Gegner sind auf komplett unspaßige Weise platziert. Du öffnest eine Tür – BÄNG – tot! Du betätigst einen Schalter – Gegner spawnen hinter dir und – BÄNG – du bist tot. Das passiert ständig.
-Deshalb erwartet das Spiel eine Quicksave-/Quickload-Orgie. Ja, damals war das üblich, aber heute?!
-Punkte ohne Rückkehr ohne jegliche Warnung, inklusive des Verlusts aller gelagerten Gegenstände, wie Waffen, Heilmittel usw. Selbst damals hätte ich das wirklich furchtbar gefunden.
-Keine Führung. Ja, manche Leute mögen es, alles selbst herauszufinden. Aber wenn man die ganze Raumstation noch einmal ablaufen muss, weil man einen Zahlencode zusammensetzen muss, der über die Etagen verteilt ist, wird es mühsam.

Das reicht erst mal, aber glaubt mir, da gibt es noch mehr. Habe ich das Level erwähnt, in dem man ständig verstrahlt wird? Viel Spaß dort, wenn du nicht vorher genügend Heilmittel eingelagert hast.

Nightdive hätte sich mal ansehen sollen, wie Capcom ein Remake entwirft. Resident Evil wurde hervorragend modernisiert, ohne seine DNA zu zerstören. System Shock wäre wirklich okay gewesen, wenn das Inventar größer gewesen wäre (oder zumindest der Lastenaufzug unendlich groß, wie die Kisten in Resident Evil), die Gegner besser platziert und fairer gewesen wären (besonders die Bosse), und die elendigen Laufwege durch einen Teleporter oder was auch immer abgekürzt worden wären.

Das Spiel startete für mich bei 8 von 10, fiel dann auf 7 von 10 und endete schließlich bei 5 von 10. Es wurde mit der Zeit einfach immer nerviger, bis ich ganz am Ende meinen ersten Rage Quit seit Jahren hingelegt habe. Denn vor dem finalen Bosskampf musst du eine Weile in einer Gondel fahren, während du zugetextet wirst. Und jetzt rate mal, ob es nach dieser Fahrt einen Checkpoint gibt, falls du im folgenden Kampf stirbst?! Das ist eine rhetorische Frage, wie du dir sicher denken kannst.

Wenn du über das altmodische Design hinwegsehen kannst, scheint es, wie die vielen positiven Bewertungen zeigen, dennoch Spaß zu machen. Für mich hat dieses System Shock den Test der Zeit nicht bestanden.


< Frameset laden | antworten >
Impressum | Nutzungsbedingungen | Datenschutzerklärung | | Mobile Apps | maniac-forum.de