Thema:
Re:Du hast die Gesellschaft insgesamt flat
Autor: FWE
Datum:01.01.25 10:44
Antwort auf:Re:Du hast die Gesellschaft insgesamt von Pfombo

>>beschrieben. Es ist nicht nur bei diesem GamesThema und „Wokeness“ so. Es ist bei allen Themen so. Umwelt. Medien. Digitalisierung. Ukraine. Palästina/Israel. Wirtschaft. Politik. Ich bin jetzt 51 und frage mich ob ich das schon mal so krass „divided“ erlebt habe auf dieser Welt. Kotzt mich jedenfalls an. Alles unreflektiert und ohne Bereitschaft auf Kompromisse oder Lösungen. Hauptsache recht oder unrecht. Kommt mir manchmal seltsam vor wie das seit Covid sich entwickelt hat. Sorry für dein Einwurf aber musste ich kommentieren. \o/
>>
>Ja, genau. Du hast über meinen Post nachgedacht und ihn auf weitere Probleme umgelegt. Darauf kann man aufbauen. Is besonders gut für Beziehungskonflikte.
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>Mir zum Beispiel hat das geholfen, auch innere Konflikte zu lösen. Zum Woke-Thema hatte ich verschiedene Standpunkte, und ich sah nur schwarzweiß: "Entweder ich bin ein ultrarechter N*zi, oder ich bin ein linkradikaler Gutmensch ohne Fehl und Tadel". Das waren meine gefühlten Optionen, mit denen ich mich aber nicht anfreunden konnte. Über bereits beschriebene Umwege (im Filme & Serien Forum) merkte ich, dass ich meine ambivalente Haltung zu woke respektieren muss. Dass ich mich selbst respektieren muss, dass ich mich selbst nicht vorverurteile, beschimpfe, beschuldige oder sonst was, sondern dass ich mir selbst aufmerksam zuhöre. Was ist wirklich mein Problem? Ist es dieses, ist es jenes, bin ich transphob, bin ich unkritisch, bin ich frauenfeindlich? Ich musste mich diesen Fragen stellen. Ohne ging es nicht. Deswegen hab ich mir beide Bubbles (pro woke und contra woke) aktiv angehört, und zwar mit Respekt. Doch dort, wo ich mich abgestoßen fühlte, nämlich bei eindeutigen Respektlosigkeiten auf beiden Seiten, konnte ich meine Werte verifizieren. Das gab Sicherheit, nahm Selbstzweifel, und ließ mich zu meinem eigentlichen Problem vordringen - man kann sich das wie eine Destillation vorstellen.
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>Am Ende habe ich für mich eine Haltung gefunden, mit der ich mich sehr wohl fühle. Ich bin weder trans- oder homophob, und auch nicht frauendfeindlich, rassistisch oder ein white-man-Hasser, sondern ich bin ganz eindeutig gegen Diskriminierung jedweder Art. Es mag anmaßend klingen, ich habe mich im Kopf selbst diskriminiert und kann einigermaßen nachvollziehen, wie sich das anfühlt. Auch wenn es keine echte Diskriminierung von außen ist. Demnach ist mein Problem, wenn emanzipatorische Bewegungen - Feminismus, woke, etc - die Linie der Gleichberechtigung / Gleichbehandlung überschreiten, wenn auch nur gefühlt. Und dieses "gefühlt" ist ganz wichtig, denn auch emanzipatorische Bewegungen werden nicht nur durch Fakten, sondern auch gefühlte, falsche Wahrheiten angetrieben. Schuld ist das Internet, das einfach alle wütenden Stimmen potenziert, und wo Respekt quasi nonexistent ist. Man bekommt das Gefühl, dass alle weißen Männer scheiße sind, oder von anderer Seite dass alle LGBTQ-Verfechter*innen oder Feminist*innen scheiße sind. Das is aber quatsch, das is ne Verallgemeinerung, ein Ignorieren des Individualismus. Ja, es gibt weiße Männer, die sich scheiße verhalten, aber das sind wohl eher deutlich weniger als die Guten. Und das gilt auch für alle anderen Schubladen.
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>Letztendlich halte ich jene Formen von woke, die in Spielen, Filmen und Serien Einzug halten, DANN nicht für gut oder zumindest für hinterfragbar, wenn die jeweiligen Werke augenscheinlich auf Männer ausgerichtet sind (physischer Kampf, martialisch) und in denen die wokeness einen belehrenden anstelle eines empathischen Charakters haben. Wenn diese Werke dir durch die Blume sagen: "Dir hat es gefälligst egal zu sein, wen du spielst oder dass du nur lieb handeln darfst. Halt die Klappe und mag es gefälligst!". Zwar kann ich das easy respektieren und tolerieren, aber nicht unhinterfragt befürworten, denn ich bin der Meinung, dass es dem eigentlichen Zweck schadet. Je nach Umsetzung halt.
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>Dadurch hab ich auch gemerkt, dass ich gar nicht schwarzweiß denken muss. Links, rechts, gut, böse, dafür,,dagegen, nein, es ist voll in Ordnung ein 90:10 Grauton zu sein. Ich bin bei dem Thema quasi ein wenig non binär :D Und das ist okay! (see what I did there!?)
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>Ein Punkt bei dem ich mir noch nicht schlüssig bin, ist, ob es wirklich Unterhaltungswerke gibt, die klar auf Männer und klar auf Frauen ausgerichtet sind. Ich finde: ja. Du kannst ein Pferdespiel für Mädchen nicht mit nem Jungen besetzen und dann erwarten, dass alle Mädchen das dann supertoll finden. Die wollen dann auch ein Mädchen spielen.


Es hat sich gezeigt, dass Jungen männliche Protagonisten in Büchern usw. bevorzugen, es Mädchen aber egal ist, welches Geschlecht die Hauptfigur hat. (Kann sein, dass zunehmende Emanzipation diese Haltung aufweichen lässt.)

Für Mädchen spielt es also keine große Rolle, ob die Gefährten des Rings im Herrn der Ringe alle männlich sind. Umgekehrt wären Jungs … sagen wir mal „unzufrieden“. :)

>Ich könnte das noch weiter ausführen, will aber stattdessen betonen, dass ich damit - und auch in vielen anderen Haltungen - flexibel bin. Ich bin offen und hör mir liebend gerne andere Sichtweisen an. Denn viel wichtiger, als Recht zu haben, ist es mir, den ganzen Themenkomplex besser zu begreifen. Verstehen macht richtig Bock!
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>Wenn man sich jetzt noch mal meine "Anleitung" durchliest, checkt man vielleicht, wie ich mir das erarbeitet hab, und naja, das ist halt ein alter Hut. Wertschätzende Kommunikation kommt aus den 60ern. Sowohl meinen inneren als auch den realweltlichen konnte ich respektvoll zuhören und für Entspannung sorgen. Wichtig is aber das eigene Wertegerüst, man kann nicht jedem Standpunkt gegenüber empathisch sein. Es gibt Grenzen.


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