Thema:
Re:Wieso ist Anthem gefloppt? flat
Autor: Pfombo
Datum:18.06.25 10:11
Antwort auf:Re:Wieso ist Anthem gefloppt? von token

>>Gewissheit als Sünde isn bisschen moralisch aufgeladen formuliert, aber ja, da is natürlich was dran.
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>Wording liegt im Kontext des Films natürlich darin begründet dass da ein Kardinal vor einer Konklave spricht ;)
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>Aber inhaltlich war das für mich schon on point. Und wie diese Kulturkampfszenen funktionieren und wie Religionen funktionieren weist hierbei ja durchaus Parallelen auf, und spiegelt sich dann ebenfalls im Wortgebrauch wieder, insbesondere beim „missionarischen Eifer“ wo sich beide Seiten wenig schuldig bleiben.
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>Für meine persönliche Perspektive also auch ganz passend dass so ein Film der sich reflektiert mit Glaubensmotiven beschäftigt und was dabei im Komplex des fehlbaren Menschen der auch von weiteren intrinsischen und eher unedlen Motiven getrieben wird so alles schief gehen kann, hierbei eine wahre Zitatesammlung bilden kann die auch recht passend auf den Culture-Wars-Zeitgeist angewandt werden kann.
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>Etwa wenn es um die „Ideale“ geht denen man folgt, und dass ein Mensch der einem solchen folgt das Ideal dennoch nicht verkörpern kann, und dass sowas kein Fehler ist, sondern normal ist, und was dieser Umstand mit zentralen Motiven wie Zweifel oder Toleranz oder Vergebung oder Entwicklung zu tun hat. Und wie vermeintliche „Gewissheit“ eben das verschränkt.
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>>Von Sokrates kommt ja auch der Satz "Ich weiß, dass ich nicht weiß." Hintergrund ist halt, dass man jeden Menschen mit der Frage "Warum" bzw "Warum nicht" seines Unwissens überführen kann. Kinder machen das instinktiv schon richtig, bis sie irgendwann entgegengeblafft bekommen "Das is halt so! Und jetzt wasch dir die Hände, es gibt gleich Mittag". Und warum ist dieses warum so unpopulär? Weil es Zeit kostet, und vielleicht auch eigene Überzeugungen bedroht. Überzeugungen sind einfach nur ein Warum-Schutz.
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>Und man kann das auch drehen. Man kann Menschen nämlich auch von Dingen überzeugen. Selbst von Dingen von denen der Überzeuger selbst weiß dass diese so nicht zutreffen. In so einem Fall ist es gar recht hilfreich die offenen Flanken zu verstehen, denn so kann man sie bei seiner Überzeugungsarbeit schon vorsorglich schließen. Und dazu gehört auch das Phänomen, dass je stärker man verkürzt und vereinfacht, desto überzeugender wirken solche Konstrukte. Und ist die Überzeugung vollbracht, ist das schon die halbe Miete, denn die menschliche Natur ist eben nicht die eigene Überzeugung zu hinterfragen sondern instinktiv zu verteidigen.
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>Das gehört dann ebenfalls zu diesem Tennis dazu, dass beide Player ihr Spielfeld dann nach eigenem Gusto so ziehen wie es ihnen passt, und die scharfen Bälle die dahin gehen wo es unbequem wird, dann methodisch als „Aus“ titulieren und anschließend ihre antrainierten Verteidungsmuster runterleiern als seien sie keine selbstständig denkende Wesen die an den Themen über die sie sprechen aufrichtiges Interesse haben, sondern Hülsen für in solchen Bubbles kultivierte Flussdiagramme. Dabei weisen diese auch wenig überraschend durchaus gemeinsame Nenner auf, so halten sich natürlich beide gegenseitig für Lemminge die geistlos einer Leitkultur folgen.
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>Dialog setzt die Fähigkeit zum Zweifel voraus, ohne Zweifel entsteht kein Austausch und ohne Austausch gibt es keinen Erkenntnisgewinn. Wenn alle Lehrer sind und sich alle Lehrer gegenseitig für ihre Schüler halten denen es was zu erklären gibt, und nicht für Sparringspartner in deren Gesellschaft man beidseitig etwas lernen kann, passiert nicht viel.
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>Und sobald der Brustton der Überzeugung angestimmt wird weiß man auch ziemlich sicher, dass man sich nicht mehr in einem „Forum“ befindet sondern vor einer Bühne.


Ja, das seh ich auch so. Und was du meinst mit "das kann man auch drehen", ist in ganz vielen Fällen die Wahrheit, nämlich: Nicht "entweder oder", sondern meistens oder fast immer ist "sowohl als auch" die Wahrheit. Konflikte gibt es nur, weil es eine "entweder" und eine "oder"-Partei gibt. Am Ende muss erkannt werden, dass beides nicht 100% wahr ist, sondern die (Un)Wahrheit einer Partei nur in nem Spektrum liegt, zB 57%. Die volle Wahrheit ist dann am Ende "Sowohl als auch".

Überzeugungen sind weder gut noch schlecht, sondern beides. Und wenn man von etwas überzeugt sein sollte oder will, dann muss man sich was widerspruchsfreies suchen. Meistens sind widerspruchsfreie Dinge oder Prinzipien dann ebenfalls was mittiges, neutrales oder was sowohl-als-auchiges. Die Würde des Menschen zum Beispiel. Das is meine aktuelle Ansicht. Und es entspricht auch dem aktuellen Kenntnisstand der Physik (Superposition der Quantenteilchen. Quantenteilchen sind auch "Sowohl als auch")


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