Thema:
Re:Nach Sichtung der Staffel - Spoiler! flat
Autor: harukathor
Datum:28.10.23 22:56
Antwort auf:Re:Nach Sichtung der Staffel - Spoiler! von HomiSite

>Die Seanchan fand ich ja wirklich etwas unterwältigend bzw. ihre Macht behauptet, besonders nach ihrer Einführung am Ende von S01. So wie S02 aufhört, kann es eigentlich nicht das Ende der Seanchan als handelnde Partei sein. Aber wenn sie eigentlich sogar Kreaturen auf ihrer Seite haben, müssen doch auch die Festländer krasse Schlachten mit ihnen schlagen (und nicht nur unbehelligt mit Pferden in die Stadt reiten)?
>

Die Weißmäntel sind in den Büchern so etwas wie eine Kombination aus der Inquisition und dem Deutschen Orden und haben deshalb auch eine recht ordentliche Armee (ihr Anführer gilt sogar als strategisches Genie), von der sie recht viel am Ende des zweiten Buchs auf die Seanchan hetzen. Beim Lesen hatte ich da eher die Endschlacht vom Herrn der Ringe als Episode 8 im Kopf. Unsere Helden sind alle mitten im Geschehen und wollen eigentlich nur nicht ins Kreuzfeuer geraten. Rand, Perrin und Mat haben hier nur das Ziel, für Mat den Dolch zu holen und Egwene zu retten.

Und sagen wir es so: Falls die Größe der Schlachtfelder in den Büchern mal abnimmt, nimmt die Intensität dramatisch zu. Dem Rad der Zeit hätte meiner Meinung nach das Ringe der Macht-Budget gut gestanden, bei einer ähnlichen Konstellation wie bei One Piece: Erfahrener Showrunner trifft Fan-Showrunner, wobei im Hintergrund echte Experten beraten.

>>Wird eigentlich erklärt, warum die siebte Episode überhaupt Daes Dae'mar heißt und was das ist bzw. in Wirklichkeit sein soll?
>
>Glaube nicht.


Daes Dae'mar ist übersetzt das Spiel der Häuser, meint also die Intrigenspiele, aus denen ein gewisser George RR Martin so nette Bücher strickt. Cairhien ist in den Büchern die absolute Hochburg davon, weshalb mich die Lösung des Problems mit dem Schattenfreund so stark enttäuschte. Da wird alles was man sagt, extrem auf die Goldwaage gelegt, weshalb Rand durch seine pure Anwesenheit und Naivität einen Flächenbrand auslöst, an dessen Ende die Feuerwerkergilde explodiert, das gesamte Staatssystem ins Wanken gerät und der König tot ist. Das hat alles mit dem Ta'veren-Status zu tun, den die Serie glaube ich auch vergessen hat? Dieser sorgt dafür, dass rund um Rand die Extreme stark zunehmen.

>
>>[...] Und Rand, der sich eigentlich am Himmel über Falme ein Duell mit Ishamael hätte liefern sollen, verkommt weiterhin zur Nebenfigur ohne wirkliche Agenda. Im Buch ist seine Suche nach dem Horn und dem Dolch (um Mat zu heilen) die treibende Kraft, aber beides wirkt hier wie nachträglich reingepatcht. Von 50 Kapiteln sind im Buch 33 aus der Perspektive von Rand (wobei Logain nicht die geringste Rolle spielt): Merkt man davon irgend etwas?
>
>Ich sage mal: Dass Rand keine so große Rolle spielte, hat mich nicht wirklich gestört. :-D


Weil sich die Serie nicht wirklich für ihn interessiert. In der ersten Staffel bleibt Rand blass, weil man unbedingt Rätselraten um die Identität des Drachen spielen wollte und deshalb die Hinweise lieber auf alle anderen verteilt. In der zweiten spielt er dann einfach für Ewigkeiten tot, weil das für seine Freunde besser sei.

Wir überspringen die Passagen aus dem ersten Buch, die das Erwachen der Einen Macht und die daraus folgenden Konsequenzen für Rand zeigen, wir überspringen Baerlon, Weißbrücke und Caemlyn als für ihn relevante Städte, wir überspringen das erste Treffen von Rand und Elayne (er fällt aus Versehen in den Schlossgarten ihrer Mutter, als er aus der Ferne Logains Prozession beobachtet), wir überspringen sein eigentliches Treffen mit der "originalen" Min, die niemals für Ishamael arbeiten würde, und wir haben ein völlig anderes Finale, bei dem die Frauen die meiste Drecksarbeit erledigen müssen. Dabei halte ich genau dieses Buchfinale sogar für äußerst merkwürdig. Durch das Totspielen fehlt aus dem zweiten Buch Rands permanenter Konflikt zwischen Loyalität zu seinen Freunden und dem Wissen, dass er wahnsinnig werden und so zur akuten Gefahr für sie werden wird. Rand hat zudem beispielsweise auch keinerlei Ahnung, wer diese wunderschöne Selene ist, die auch Loial (ja, er ist hier mit Rand unterwegs) und Hurin (ein Fährtenschnüffler, der mit Elias fusioniert wurde, aber eher unterwürfiger Natur ist) in Entzücken versetzt. Lanfear gibt sich erst am Ende des Buchs zu erkennen, auch wenn man als Leser die Hinweise zusammensetzen kann.

Wenn sie in der dritten Staffel nicht irgendwie die Kurve kriegen, können sie den Handlungsstrang von Rand beerdigen – und dessen Auflösung gehört für mich trotz Längen zwischendurch zu den absoluten Highlights des Fantasy-Genres.


< antworten >