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| Autor: | Jassi | ||
| Datum: | 28.04.24 18:15 | ||
| Antwort auf: | Schaut hier echt niemand Kafka (ARD)?!? von AK81 | ||
>Anlässlich des 100. Todestages gibt es momentan ja einiges an Kafka-Zeug. Ich selbst bin kein Fan von ihm (einfach weil ich mich nicht groß mit ihm oder seinen Werken beschäftigt hab), aber das macht für den Genuss der Serie überhaupt nix. Die ist nämlich absolut bezaubernd und glänzend geschrieben, bebildert, gespielt, vertont. Erhellend und unterhaltsam gleichermaßen. Das Beste in Sachen deutschsprachige Serien seit Der Pass und Dark. Gebt der Serie ne Chance, ist leicht verdaulich - auch ohne dass man 40x darauf herumkaut. ;) > Puh, ich weiß gar nicht wie und wo ich anfangen soll: Ist die Serie schlecht? Nein, sie lässt sich wirklich gut weggucken. Finde ich die Serie gut? Mh, so richtig begeistert bin ich nicht. Da ich die prosaischen - zumindest die fiktionalen - Werke in Gänze kenne, war es für mich schon interessant zu sehen was aus dem Stoff in der Serie gemacht wurde. Ich bin schon seit langem auf der Suche nach der für mich passenden Kafka-Bio gewesen und natürlich war mir die von Rainer Stach bekannt. Dessen dreibändige Mammut von einer Monografie auf der die Serie auch basiert darf man als absoluten So sind auch in der Serie eine Menge an "Eastereggs" vorhanden, die Kafkas Leben und noch viel mehr sein Oeuvre betreffen, mal deutlich in Szene gesetzt wie die Tötungsmaschine aus der Erzählung "In der Strafkolonie", dann etwas zurückhaltender wir z.B. bei dem Oklahoma-Poster, dass als solches auch in dem Roman "Amerika" aka "Der Verschollene" vorkommt. (Gerade bei diesem Roman habe ich mich gefragt wie sie das in die Gesamtgeschichte der Serie überhaupt verweben wollten - das Poster bleibt wirklich der einzige Verweis) Wer sich zudem wundert wieso Robert Musil von einer Frau gespielt wurde, sollte wissen, dass in seinen Werken - wie auch bei Thomas Mann - Homoerotik eine Rolle spielten. Von Arthur Schnitzler, der in der Serie ebenfalls vorkommt, weiss man, dass er ein großer Schürzenjäger war. Deshalb wird auch die junge Frau in seinem Sclafzimmer gezeigt. Schnitzler wird bei seinem kurzen Auftritt von Daniel Kehlmann verkörpert. Und hier erklärt sich welches Problem mich die ganze Serie hindurch wurmte. Ich störte mich schon die ganze Zeit an bestimmten Stilmitteln wie z.B. das Durchbrechen der virten Wand. Ich weiß nicht wieso, aber hier wirkte es so "late to the party" auf mich, überhaupt überkam mich oft das Gefühl, dass man noch "voll den genialen Einfall" in die Serie pressen musste. Und dann war da dieser stellenwiese sich dem Zuschauer anbiedernde Humor.... Als ich dann aber auf Wiki las, dass Daniel Kehlmann Autor der Serie war, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Yep, das war 'ne ähnlich Schreibe wie bei "Die Vermessung der Welt", den ich fürchterlich fand, dort wiederholte er nonstop Abwandlungen des "Asbest"-Witzes der Serie. In der Serie wird von einem neuen Wundermaterial fabuliert, wo sofort kalr ist, um was es sich handelt, aber damit es auch wirklich jeder versteht, muss später eine Figur in die Kamera blickend lasziv "Asbest" hauchen....am besten noch mit einem Augenzwinkern, damit der Zuschauer wirklich das "Pointing Rick Dalton"-Meme nachmacht. Dann wäre da noch die schauspielerischen Leistungen. Lars Eidinger als Rainer Maria Rilke ist härtestes Overacting, beim "Cameo" von Katharina Thalbach wollte man dem Feuilleton gefallen. Argh, ich mag echt nicht schelten, aber bis auf Nicholas Ofczarek als Kafkas Vater (und vielleicht noch Tamara Romera Ginés) habe ich stets einem Bühnenschauspiel zugesehen. Man könnte mir jetzt vorwerfen, dass mich US-Fernsehen in meinen Sehgewohnheiten versaut hat, aber dann bin ich durchgegangen aus welchen europäischen Ländern (außer UK) ich schon Serie gesehen habe: Frankreich, Italien, Norwegen, Kroatien...nee, die kriegen das alle hin. Man schaue sich nur den Spaziergangs Kafkas mit Milena Jesenská (Liv Lisa Fries), das ist einfach zu artifiziell wie der Dialog abläuft. Mir ist schon klar, dass versucht wurde den damaligen Sprachduktus einzufangen, aber irgendwie... Dennoch möchte ich die "Experementierfreudigkeit" der würdigen, immerhin wurde hier neuartiges versucht. Wem aber "Kafka" - vor allem in seiner Machart - gefallen hat, dem würde ich die Serie "Haus Kummerfeldt" empfehlen. [https://www.maniac-forum.de/forum/pxmboard.php?mode=message&brdid=26&msgid=5261757] [https://www.zdf.de/arte/haus-kummerveldt] |
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