Thema:
Re:Folge 3.04 (Spoiler) flat
Autor: harukathor
Datum:23.03.25 10:44
Antwort auf:Re:Folge 3.04 (Spoiler) von HomiSite

>> Für Buchleser ist die Folge tatsächlich ein in Erfüllung gegangener Traum, wie man auch an der aktuellen IMD-Bewertung (9.6) sieht.
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>Kannst du sagen, wieso genau? Weil man mit der Stadt und der Kugel bekannte Locations sieht?
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Das ist tatsächlich eine ziemlich einzigartige Sequenz im Fantasy-Genre. Beim ersten Lesen zieht sie nicht jeden sofort in ihren Bann – immerhin begleitet man plötzlich völlig fremde Figuren. Doch sie entfaltet eine enorme Dichte und Bedeutung: Sie enthüllt die wahre Herkunft der Aiel, erklärt zentrale Ereignisse des Zeitalters der Legenden und zeigt, wie eng alles mit dem Dunklen und dem Muster verknüpft ist. Für Buchleser war es deshalb ein Traum, diese Szene in der Serie so atmosphärisch umgesetzt zu sehen.

Die haben aber halt auch das notwendige Gerüst für das Verständnis unzähliger Details, das Jordan extrem methodisch aufgebaut hat. Wenn man hier zuvor Sachen überspringt oder verändert, sollte man sich deshalb schon sehr sicher sein, dass man das notwendige Wissen auf andere Weise genauso perfekt vermitteln kann – ohne dass die Zuschauer mental abschalten.

Nach dieser Folge mache ich zumindest dem Showrunner (der in dieser Staffel nach eigenen Angaben erstmals ohne extrem viel Reinreden agieren kann) keinen großen Vorwurf mehr: Wenn Amazon wohl ständig jede Menge Änderungen verlangt (wozu vermutlich auch der zu starke Fokus auf Moiraine/Rosamund Pike und das Drachenraten zählen dürfte), Covid die Produktion extrem lange lahmlegt und stark weiter behindert und zudem noch einer der Hauptdarsteller mitten in der ersten Staffel abhanden kommt, würde ich definitiv lieber die Dokumentation über die Produktion als die Staffel selbst sehen. Und da beim Rad der Zeit alles extrem ineinander greift, sind wir immer noch bei der deshalb nun notwendigen Kurskorrektur.

>>Wir hatten gegen Ende der ersten Staffel schon einen Rückblick auf die Welt vor 3000 Jahren, die als hochentwickelte, futuristische Zivilisation gezeigt wurde. In genau dieser Periode spielt auch der letzte Rückblick: Mierin (später Lanfear) entdeckt eine neue Machtquelle, die angeblich von allen genutzt werden kann – unabhängig von der Einen Macht – und außerhalb des Musters existiert.
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>Du siehst, ich habe mir von der hochentwickelten Zivilisation nix gemerkt. :-D Vielleicht hattest du dazu auch mal was geschrieben. So futuristisch war jetzt aber ehrlich gesagt auch nix, außer dass vieles nach Metall aussah. Naja, nicht so wichtig.


Hier ist die kurze Szene: [https://youtu.be/t6-naltgX3s?t=142]
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>>Die Bäume sind Konstrukte aus dem Zeitalter der Legenden (also ein besonderes Artefakt von einst), die dafür berühmt sind, dass man sich unter ihren Blättern besonders friedlich fühlt.
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>Die friedliche Aura wurde ja auch in einer der ersten Zeitvisionen erwähnt. Aber wurde gesagt, warum diese Bäume nun konkret so wichtig sind, dass die Aiel damit einst in alle Himmelsrichtungen losgeschickt wurden?
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Kurz gesagt: Denkmalschutz. Die Aiel sahen es als ihre Aufgabe, diese Bäume und andere wertvolle Hinterlassenschaften des Zeitalters der Legenden zu bewahren, als die Welt nach der Befreiung des Dunklen und dem umgreifenden Wahnsinn unter männlichen Machtlenkern ins Chaos stürzte.

>Das Problem ist für mich, dass die Aiel bisher eine behauptete Wichtigkeit haben. Erst "kürzlich" in der Serie eingeführt und bisher nur damit aufgefallen, dass sie gute Kämpfer sind und Eide/Ehre achten. Früher Diener der Aes Sedai mit der Aufgabe der Baumwächter - na und? "Eingepflanzte" Erlöserlegende, aber im Gegensatz zu dem Fremen auf Arrakis in DUNE gibt's in der Welt halt auch zig andere und sicher mächtigere Fraktionen.
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Ich hatte weiter unten etwas zur Militärhistorie geschrieben – das könnte dir vielleicht noch einmal einen Hinweis auf ein zentrales Problem der Serienumsetzung geben: In der Serie wirkt alles zu klein und zu persönlich, wenn es um Kriegsführung geht. In Wahrheit müsste man viele der dargestellten Truppenstärken mit einem Vielfachen multiplizieren, um ein realistisches Bild zu bekommen.

Es gibt etwa 200.000 bis 300.000 Aiel-Speerkämpfer, von denen allein beim Gang Rands nach Rhuidean zwischen 6.000 und 12.000 Krieger in der Umgebung lagern. Die Grenzlande können gemeinsam rund 100.000 Soldaten mobilisieren, Andor bringt es auf etwa 50.000. Wenn die zwölf Aiel-Stämme vereint marschieren, entsteht daraus eine Armee, der nur zwei Fraktionen ernsthaft etwas entgegensetzen können: die Seanchan – mit ihrer Kombination aus massivem Militär, Luftwaffe und Damane – und natürlich der Schatten selbst. Der "Krieg" gegen Cairhien war für die Aiel entsprechend kaum mehr als eine gezielte und extrem limitierte Strafexpedition – auch wenn das Cairhien ganz anders wahrnahm.


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