Antwort auf den Beitrag "Re:Folge 3.08, Staffelfinale (Spoiler)" posten:
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>>Ich muss zugeben, dass THE WHEEL OF TIME eine komplexere Serie ist (Welt und/oder Figuren und/oder Plot), als ich oft wahrnehme. Ich habe in Unkenntnis der Bücher aber nicht das Gefühl, dass ich besonders unaufmerksam zuschaue, sondern die Serie es nicht immer gut macht, Tiefe zu zeigen. >> >Leider hast du da recht. Die Serie schafft es meiner Meinung nach nicht, die Tiefe und Ambivalenz vieler zentraler Elemente überzeugend zu vermitteln. Zum Beispiel wird kaum deutlich, [h:wie umstritten die Figur des Drachen eigentlich ist – im ersten Buch hatte ich damals aufgrund der Reaktionen der Bevölkerung nicht einmal den Eindruck, dass er zwingend der Held der Geschichte sein soll. Ich ging eher davon aus, dass sich Rand gegen den Drachen stellen muss. Auch die grundlegenden Unterschiede zwischen der männlichen und der weiblichen Hälfte der Einen Macht bleiben in der Adaption eher vage. Und schließlich kommt auch die kulturelle und gesellschaftliche Vielfalt der Welt in der Serie längst nicht so stark zur Geltung, wie sie in den Büchern angelegt ist.] Aber wahrscheinlich hätte Amazon sein Herr der Ringe-Budget dafür hier investieren müssen. > >>>Nein, Elaida wurde nicht beim diesem Typen vorstellig, sondern bei dessen Gegenpart. Die Aelfinn (Schlangen) beantworten drei Fragen wahrheitsgemäß, die Eelfinn (Füchse) erfüllen drei Wünsche. Unvorbereitet sollte man bei keinem von beiden vorbeischneien. >> >>Okay - das Detail habe ich zwischen einleitender Rückblende und dem tatsächlichen Besuch natürlich vergessen bzw. denken Unkundige bei diesem Tor wohl, dass das gleiche mythische Wesen besucht wurde. Wie gesagt, bin ich mir unschlüssig, was ich davon halten soll. Wurden die schon mal erwähnt/eingeführt in der Serie? Warum sind die so übermächtig? > >Die Serie klärt tatsächlich nicht, dass es sich um unterschiedliche Wesen handelt – deine Verwirrung ist also absolut nachvollziehbar. Interessanterweise gehört genau dieses Element zu den wenigen Dingen, die Jordan bewusst im Vagen gelassen hat. [h:Die Aelfinn und Eelfinn sollen vor allem zeigen, dass es im Wheel of Time-Universum auch Kräfte und Wesen jenseits des Musters gibt. Und genau das ist auch der Grund, warum sie Dinge wie Zukunftsvisionen oder mächtige Geschenke ermöglichen können – sie entziehen sich den Regeln, die sonst für Zeit, Ursache und Wirkung gelten.] > >>Irgendwie hat die Serie mittlerweile für mich mittlerweile fast einen Low-Fantasy-Vibe. Klar, es wird viel bunt gezaubert, aber es traten in Staffel 3 nur noch weniger Monster/Kreaturen auf, die Handlungsorte waren meistens "normal" und die Verlorenen sind "nur" Supermagier. Da irritieren irgendwelche Tierflaschengeister in einem kleinen Raum schon. >> >Ich verstehe deinen Eindruck mit dem Low-Fantasy-Vibe – der entsteht in der Serie allerdings eher dadurch, wie stark sie viele der fantastischen Elemente der Buchvorlage ausblendet. > >[h:Schon landschaftlich wirkt die Welt der Serie oft überraschend bodenständig: Viele der eigentümlichen Städte und Dörfer mit ihren kulturellen Eigenheiten werden nicht gezeigt, ebenso wenig wie die großen, von der Einen Macht erschaffenen Bauwerke aus dem Zeitalter der Legenden – Relikte, die in den Büchern regelmäßig für Staunen sorgen und die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart spürbar machen. > >Auch auf Seiten des Schattens bleibt vieles außen vor. Weder Schattenhunde noch Draghkar – eine Mischung aus Mensch, Fledermaus und Sirene – sind bisher in Erscheinung getreten. Die Jumara, gigantische wurmartige Raubtiere, die in der Fäule jagen, wurden ebenso ignoriert wie die Zomara: künstlich erschaffene, geschlechtslose Diener, die alles Gehörte binnen Minuten vergessen und dadurch besonders verstörend wirken. > >Auf der „guten“ Seite fehlt eine Figur wie der Grüne Mann, der in der Buchvorlage als letzter Vertreter einer von den Aes Sedai geschaffenen, pflanzenartigen Lebensform gemeinsam mit Ogiern und den ursprünglichen Aiel Orte von großer natürlicher Bedeutung bewahrte. > >Und bei den Seanchan wurde bisher auf einen ganzen Aspekt ihrer visuellen und militärischen Identität verzichtet: die fremdartigen Kreaturen, die ihre Armeen begleiten. Weder Raken (schnelle Flugreittiere), noch To’raken (große Transportflieger), noch Grolm (dreiäugige Bestien zur Zerschlagung gegnerischer Kavallerie), Lopar (massige Bär-Faultier-Hybride) oder die eidechsenartigen, pferdegroßen Torm wurden bislang auch nur angedeutet. Dabei spielen gerade sie in den Romanen eine wesentliche Rolle im seanchanischen Weltbild und ihrer Kriegsführung. > >Und die Begegnung mit den Eelfinn findet in den Büchern auch nicht in einer Kammer mit einem einzigen Typen statt. Das ist dort ein bizarres Reich, in dem die Fuchs- und die Schlangenwesen anscheinend gemeinsam leben und in dem Mat zweimal so etwas wie ein Schautribunal erlebt.] > >>>Die Staffel hat Mat (fast) perfekt vorbereitet, aber irgendwie nichts aufgelöst. [...] Mat ist außerdem klar einer DER Hauptcharaktere des Rad der Zeit (Blickwinkelaufteilung für die gesamte Buchreihe: [h:Rand: rund 21 Prozent, Perrin: rund 12,3 Prozent, Egwene: rund 12,1 Prozent, Mat: rund 11,1 Prozent, Elayne: rund 8,1 Prozent, Nynaeve: 6,2 Prozent... Moiraine: rund 2,8 Prozent]). [...] >> >>Für mich wirkt er quasi auserzählt wie Perrin. :-D > >Ohne zu viel zu verraten, gebe ich dir einfach mal meine persönliche Einschätzung, mit welchem Rad der Zeit-Hauptcharakter (Moiraine ist eigentlich ja keiner) ich mich am wenigsten anlegen wollen würde: [h:Ganz klar Mat an erster Stelle – noch vor Rand. Danach kommen Nynaeve, Egwene, Perrin und dann Elayne. Und in einem Duell zwischen Mat und Rand würde ich mein ganzes Geld auf Mat setzen. Es kann gut sein, dass er dann am Ende irgendwie ganz legal meinen Einsatz bekommt – aber das wäre es mir wert gewesen.] > >>In Staffel 4 sollte aber mal am Profil der Verlorenen gearbeitet werden. Wie gesagt, fand ich fast alle zu unscheinbar als Superschurken. >> >Es gibt eigentlich gute Gründe dafür, warum die Verlorenen sich so verhalten, wie sie es tun – die Serie kommuniziert diese aber nur unzureichend. [h:Besonders das Spiel aus Misstrauen, Eitelkeit und Machtintrigen zwischen ihnen hätte viel Raum für interessante Dynamiken geboten. Stattdessen macht es sich die Serie ein wenig zu einfach, indem sie beispielsweise Moghedien kurzerhand in die Wüste schickt, um einen hilflosen Sammael zu töten. Dessen Tod war zwar auch in den Büchern nicht sonderlich spektakulär, aber das, was in diesem Zusammenhang mit Rand passiert, ist dort äußerst relevant – und beeinflusst das Serienende ganz erheblich. Und ja: Lanfear manipuliert in den Büchern auch einen Verlorenen, damit er in die Wüste kommt - aber der platzt nicht wie Sammael einfach rein, sondern wird ganz behutsam mit seiner eigenen Philosophie und in Dialogen mit Rand eingeführt. >] > >>Die Serie hat sich ja schon immer laut den Schilderungen logischerweise von den Büchern unterschieden. Mir scheint, dass jetzt aber zunehmend mehr (unumkehrbare) Abweichungen in Geschichte und Charaktere passieren - stimmst du dem zu? >> >Ich würde tatsächlich sagen, dass in der dritte Staffel deutlich bessere Entscheidungen für die Zukunft der Serie getroffen wurden als zuvor und wir eher das umgekehrte Game of Thrones-Phänomen sehen, wenn es mit dem Aufwärtstrend so weiter geht. Das gigantische Problem ist halt, dass die ersten zwei Staffeln viele Grundlagen zu schlecht gelegt haben. Wenn ich mir da anschaue, wie hervorragend "One Piece" in der Live-Action seine nicht unbedingt weniger komplexe Welt einführt (der Pilot hat nicht umsonst einen Writers Guild Award erhalten), ist es doppelt ärgerlich, dass das beim "Rad der Zeit" nur teilweise gelang. > >>PS: Charmant und es wird einmal WHEEL OF TIME erwähnt: "Rosamund Pike's [Criterion] Closet Picks", [https://youtu.be/fiuHyOtavek] (5 min) > >Rosamund Pike hat selbst bei Wheel of Time-Fans, die die TV-Serie absolut hassen, einen Stein im Brett. Sie hat mittlerweile die ersten vier Bücher der Reihe auf Englisch eingelesen - und muss dabei so glänzen, dass sie nun die präferierte Erzählerin geworden ist.
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