Thema:
Nur Traumfetzen, (Tagebuch der Tagträume) flat
Autor: Masamichi
Datum:27.08.12 23:29
Antwort auf:träume mal wieder: von Pfombo

Es war dunkel und jemand trat in meinem Zimmer, ich wusste nicht wer, bis die Person zu sprechen anfing. Es war meine erste Blondine, S. An ihr Gesicht erinnere ich mich nicht , Männer erinnern sich wohl anders, ihre Titten habe ich noch im Kopf, die linke war etwas kleiner, damals dachte ich das sei strange, aber diese Töpfe waren lange Zeit die Besten die mir unterkamen, manchmal lernt man in der Retrospektive, ich sah sie mir an und mein Gesicht hatte etwas von der Gelassenheit einer Frau, die in ein Babygesicht schaut.

S. versuchte krampfhaft mir etwas zu sagen, etwas das ihr wichtig erschien. Mich interessierte es nicht, ich wollte einfach nur schlafen. Irgendwie geriet die Situation außer Kontrolle, S. suchte nach Gegenständen die sie mir an den Kopf werfen konnte, alles was ihre Hand fasste war gut genug, sie schrie. Ich versuchte die Lautstärke runter zudrehen, aber ich konnte sie trotzdem nicht hören. Die Musik spielte weiter, der Pegel veränderte sich keineswegs, nur die Tracks änderten sich.

Ich hatte Angst, ich lief in die Küche, wobei mir das Tageslicht das Sichtfeld trübte. Ich sah meinen Vater und meine Schwester, sie blätterten in einem Bilderalbum, ein Familienalbum von irgendeinem Jungen. Ich fragte „Wer ist der Junge?“ Meine Schwester sagte:“ Du bist es nicht, denn du bist böse“

Ich verstand nichts, ich konnte nichts hören weil die Musik nicht stoppte. Ich bekam mehr Angst, sie sagten mir, dass ich etwas mit einem Verbrechen zu tun hatte. Ich hörte Wortfetzen, keine Sätze nur „böse“ „töten“ „Messer“ „Junge“ „Mädchen“ „Fahrrad“ „Straße“ „Nacht“. Ich erwiderte „das ist doch verrückt, hört auf damit“, aber die Worte wollten nicht verstummen. Die Zwei ließen mich ihren Hass spüren.

Die verdammte Musik spielte noch immer, ich dachte ich verliere den Verstand, also versuchte ich den Pegel nach ganz unten zu drehen, aber nichts passierte. Es konnte niemals funktionieren, ich riss den Netzstecker aus der Musikbox, ich versuchte das elendige Gerät zu killen, bis die Lichter sich löschten, ohne Erfolg. Ich war an einem Ort wo Logik keinen Sinn machte, als entspringe die Situation einem Kafka-Roman.

Ich setzte mich auf den Boden und weinte. Es erschienen andere Personen aller möglicher Herkunft, Schwarze, Asiaten, Indianer, auch ein Eskimo war dabei, er trug einen weißen Mantel aus dem Krankenhaus, ich kannte niemanden. Aber Sie kannten mich, alle starrten mich an, als ob sie auf einen Schuldspruch warten, ich wurde das Gefühl nicht los, dass ihnen die  Todesstrafe nicht genug wäre.

Ein Typ im Waschbärkostüm fing an lauthals zu Lachen, fast übertönt sein hämisches Gelächter die Musik, welche noch immer nicht verstummt war. Ich stand auf und versuchte ihm eine aufs Maul zu hauen, ohne Erfolg. Meine Schläge koordinierte ich im Rhythmus zur Musik, auf einmal traf ich ihn besser, aber er lachte nur noch lauter bis er irgendwann in der Ecke zu Boden ging. Als sich das Licht dimmte verließen alle Anwesenden das Zimmer. Ich war alleine und wartete noch immer auf mein Urteil, aber es kam keines zu Stande, nur die Musik spielte weiter und weiter und weiter, als wäre sie endlos. Ich versuchte das Netzkabel mit einem scharfen Gegenstand zu durchtrennen, ich weiß nicht mehr wie der Gegenstand aussah.


Ein Typ tauchte auf, jung, normale Klamotten, einer der besser aussehenden Kerle. „Wer bist du?“ fragte ich ihn, und was machst du hier? Er begann zu weinen und sagte, „ich bin hier weil du mich gekillt hast“.

Abrupter Szenenwechsel, ich fand mich in einer Stadt wieder, Dunkelheit, irgendwo auf einem anderen Planeten, zukunftsträchtiges Setting, mit Cops und Blaulicht und einer Gruppe von Leuten die sich wie eine Gang verhielt. „Folge uns, du bist im Himmel“ sagte einer von ihnen. An dem Punkt war mir alles egal, nichts machte mehr Sinn. Ich wusste nicht wohin diese Typen mit mir wollten, die Musik spielte noch immer viel zu laut. Einer dieser Gang versuchte mit Hand und Fuß mir die Richtung zu dirigieren. Ich rannte davon, auf und davon, raus aus der Stadt, ich fand mich in einer Schneelandschaft wieder.

Ich kam an eine Brücke, an der Brücke stand ein Haus mit Leuten die aus offenen Fenstern ihre neugierigen Visagen reckten. Die Leute an ihren Fenstern sahen die Gang, die versuchte mich über die Brücke zu winken. Auf einmal kotzten alle dieser Spanner an den Fenstern nach unten, als wollten sie mich mit ihrem Inneren steinigen. Das Erbrochene fraß sich durch den Schnee, es stank fürchterlich. Ich war regungslos, ich stand da und sah mir das Spektakel an. Ich hoffte, dass sie irgendwann die Fenster schließen. Ich rannte einfach los, über die Brücke bis ich an eine Höhle kam, ich ging hinein. Ein gewaltiges Einkaufszentrum tat sich vor mir auf, mit Menschen die ihrem Einkaufsinstinkt folgten, junge, alte, gut gekleidete, Männer in Badeshorts und Frauen mit Schuhen die situationsbedingt einen Stilbruch darstellten.

Das Telefon klingelt, ich höre meine eigene Stimme „Ruf B. an. Ich wache auf, die Musik spielt noch immer, ich drücke den „Off“ Schalter, es folgt absolute Stille, außerdem hatte ich ihre  Nummer nicht. Ich dachte an S. und ihre Story von dem Onkel, der sich manchmal über Sie beugte als sie noch zu klein war darüber zu sprechen. Ich fühlte mich 5 Sekunden schlecht, ging in die Küche...

“Ich mag dich, aber ich bin gerade ziemlich kaputt…”

war noch das Ehrlichste, das ich zu ihr sagte, nachdem wir vier Tage nicht von einander lassen konnten. Sie schlief noch, als ich Morgens das erste Bier runterzwängte und im Esszimmer auf ein Bild meiner, vom Autobahnlärm, migränegeplagten Mutter blickte…ein Bild von einem Vogel bei dem ich nicht genau wusste, ob er gerade abhebt oder landet. Ich dachte an die Frau auf meinem Sofa. Ich hoffte auf die Akzeptanz von ihr, zu verstehen, dass sich Leute so ausdrücken, wie jemand der “du verfickter Mistkerl!” schimpft. Schamgefühl war alles was mir übrigblieb, nachdem ich meinen Mindfuck auf sie abwälze. Ich fühlte mich schmutzig und erinnerte mich daran, wie es war, als ich die erste Wichsvorlage fand, Italien Shemales, sie klebte in einer Abflussrinne der Autobahnbrücke, jene ohne Schallschutzmauer, in der Nähe meines Elternhauses in dem niemand mehr wohnt den ich kenne.

Ich wäre jetzt, im Gegensatz zu ihr, nicht in der Lage zu empfangen, das einzige was mir als Mann bleibt ist zu penetrieren, mein geistiges Sperma tröpfchenweise rauszuwixen wie der Pornomann der dafür bezahlt wird, sich aufs Wesentliche zu konzentrieren. Wäre sie nicht hier, es machte keinen Unterschied, ich würde ein anderes Leben versumpfen, “warum sollte ich es nicht tun”…Die Frage nach dem Warum erschien mir, ebenso belanglos wie mein eigenes Leben, dem Pendel aus Schmerz und Langeweile, eine fast- Existenx…zwischendruch am WC-Boden sitzen und sich zu fragen was mehr stinkt, die Exkremente oder die eigene Persönlichkeit, ist dann fast ein Highlight. Zu viel erlebt, zu wenig verarbeitet, nicht mehr fähig sein zu erleben.

Beim Ansehen des Spiegelbilds bleibt einem manchmal einfach nur die Erkenntnis, dass man auf etwas blickt, an das man selbst nicht erinnert werden möchte,- “ich liebe dein Leben, und ich liebe dich” sagte sie nur. Ich hatte Angst vor der Abwärtsspirale, irgendwas bürgerliches lebte in mir, wahrscheinlich war es etwas, daß sich zwangsläufig einstellte wenn man Kinder hat. Der Mond, mein Beobachter auf ich gerne blicke verschwindet im Zwielicht, das Bier ist aus und ich schäme sich vor meinem Kind für ein paar dieser Gedanken, dabei wollte ich nur ein wenig happy sein, als ich zu ihr sagte “Sorry Y., ich bin zu besoffen um alleine nach Haus zu finden, aber die Gegend dort ist schön, kennst du den 9. Bezirk?



Ich war 33 und die Zahl bedeutete mir nichts, genauso wenig wie mein Name, mein Alter definiere ich mittlerweile über Vinyl Platten, “Hey, diese L. Cohen Platte ist vierzig Jahre alt”, das war für mich minus sieben Jahre Lebenszeit. Ich konnte Nichts besonders gut, einige Frauen mochten meine Finger, mein Gesicht oder meine Lebenseinstellung, eine die das ganze Paket bekam fand sich nie. Ich war ein Mensch der aus seiner Haut nicht raus konnte. Wenn du dich in eine Bar setzt und die erste Steilvorlage sind deine Hände, hast du entweder Glück oder bekommst meistens Musikerinnen ab, ich selbst hielt mich für zu dekadent und die Tatsache, dass meine Finger nicht fähig waren etwas zu schaffen störte mich, inzwischen hasste ich es, wenn eine Frau darauf einging.

“Mein Leben ist zeittotschlagen” sagte ich, wenn ich ein Girl kennenlernte, so konnte man im Vorfeld die Tussis besser aussortieren. Es war der Exzess der mich am Leben hielt, der Exzess und der tägliche Wahnsinn, der Alltag mit Alkohol, Musik, Büchern, meinem Sohn, den Frauen und der erlebten Gegenwart, für die ich immer ein kleines Notizbuch dabei hatte, ich war ein Mensch mit einem schlechten Gedächtnis. Im Grunde akzeptierte ich, daß ich lebenslang in der Pubertät steckte, soviel wusste ich.



Ich lag niemanden direkt auf der Tasche, am liebsten ging zur Wohlfahrt, das fand ich marktökonomisch sinnvoller als von jemand zu schnorren der jeden Cent umdrehen muß, dem Staat waren ein paar Lebensmittelgutscheine egal, ich hatte kein schlechtes Gewissen dabei. Ich sagte mir, “Hey M. irgendwann wird ein Verlag Kapital aus deiner Schreibe schlagen wollen”,- ich konnte warten. Die Auswüchse der letzten Atemzüge des Kapitalismus genoss ich in vollen Zügen. Man musste sich regelmäßig vor Bürokraten erniedrigen, ein Umstand mit dem ich leben konnte. Ich sah mich als Befreiter, ohne regelmäßige Beschäftigung, Hauptsache ich hatte ein Einkommen, ich brauchte keine Arbeit, ich brauchte nur Geld, aber wie erklärt man das einem Sklaven der Verwaltungsbehörde? Ich genehmigte mir einen ordentlichen Schluck Wein, dachte an meinen Sohn der gleich zur Tür reinstolpern würde. Es war fünf Euro Rotwein aus dem Supermarkt.




Oft schliefen wir in den Sachen die wir gerade anhatten, bei unserem Lebensstil war das einfacher und passte zu den zerlebten Gesichtern, die wir unter Tags nur selten unter andere mischten. Y. begann von ihrer Mutter zu erzählen während sie beobachtete wie ich Geschirr spülte, “Weißt du Yuko, Alkohol beruhigt dich” “das hat meine Mutter immer gesagt”, offensichtlich war es für Sie ein Dogma geworden. “M., du erinnerst mich an meine Mutter, ich sah ihr immer so gerne beim Abwaschen zu, und die Waschmaschine zu beobachten wie sie wäscht fand ich als Kind interessanter als fernsehen, Seifenblasen sind toll!” im gleichen Moment öffnete Sie eine Dose Bier und trank sie halbleer.

Für eine Geigenspielerin war sie trinkfest. Ich trank aus reinem Selbsterhaltungstrieb, so wie andere Menschen Schnitzel essen. Ihr Alkoholkonsum war hoch, und doch war ihr Bauch wunderbar flach, ihre Haut samt weich, es machte keinen Sinn für mich, ich war aufgedunsen, und bekam langsam aber sicher eine Halbglatze, sie war wohl genetisch bevorzugt, oder lag es daran, dass sie sich nur von Suppen ernährte die sie selber kochte? Ich wusste es nicht, auf jeden Fall war sie 30 und brauchte öfter mal einen Ausweis wenn sie Bier kaufen wollte. Nachdem ich den letzten Teller spülte, küssten wir uns in der Küche, ihr Kiefer knackste bei jeder Bewegung, ich nahm ihr Gesicht in meine Hände, ich hatte das Gefühl als breche ich ihr mit meiner Zunge das Genick.


Frauen ertrug ich oft nur im besoffen Zustand, entweder ich konnte mit ihnen ficken oder Küchenphilosophie betreiben, beides zusammen mit einer Frau war unmöglich. Y. gehörte zu letzteren, allerdings mit der Ausnahme das ich meinen Schwanz alle drei Tage in sie reinsteckte ohne abzuspritzen, bei ihr war es ähnlich, sie war die einzige Frau die mich sogar in vollkommener Dunkelheit auslachte, ihre Geigenhände auf mein Gesicht legte, als wollte sie es verdecken, und sagte “Hahahaha, Mit dir kann ich einfach nicht, aber du bist der einzige”. Y. hatte eine profane Art Komplimente auszusprechen.

Ich nahm meinen Schwanz aus ihrer Pussy, sie wälzte sich seitwärts, stöhnte dreimal und schlief ein. Ich ging in die Küche, trank 50 Cent Bier und kam zu dem Schluss, dass es auch nach dem tausendesten Fick noch immer ein erstes Mal gibt. Ich hatte sie gerne um mich, was ich von den meisten anderen Menschen nicht behaupten kann, ich mochte keine Leute, eine Art Sozialphobie. Wahrscheinlich war es ihre japanische Gelassenheit und Distanz zu Allem, das mich beruhigte, sie war zwar da, ich merkte es aber so gut wie nie, ein Zustand an dem ich Gefallen fand. Ich trank den letzten Schluck Bier und wünschte mir die never-ending Bierdose.


Gegen halb Acht Uhr Abends aß ich die perfekte Suppe, Y. lachte und freute sich, dass es mir schmeckt. Wenn sie nicht lachte hatte ihr Gesicht etwas tragisches, glücklicherweise brachte ich sie durch meine angeborene Unfähigkeit oft unfreiwillig zum Lachen, wir wurden zur Symbiose, ein Umstand der mir Angst machte, ich wollte nicht jeden Tag einen kleinen Teil vom Himmel verlieren, um vielleicht irgendwann zu merken daß ich eigentlich in der Hölle sitze. Jede länger meine Beziehungen dauerten desto mehr Fehler sah ich in den Menschen, meistens waren die Fehler alles was übrigblieb, ich hasste mich für 5 Sekunden, dann ging ich ins Wohnzimmer.

Y. und ich saßen auf einem schwarzen Ledersofa, rauchten eine Camel und hörten Brahms. Das Bier war aus und ich schickte mich an Nachschub zu besorgen, “Warte! Ich schreib die ‘ne Liste” sagte Sie. Y. kritzelte irgendwas in mein Notizbuch, “Danke” sagte ich.
Im Supermarkt, mit zwei Sixpacks-Bier im Arm, schlug ich ungeschickt mein Notizbuch auf, die Einkaufsliste enthielt folgendes: “M. ich liebe dich, das darfst du nicht vergessen”- Ich kaufte auch noch 2 Flaschen Rotwein.



“Baby, Ich brauch 3 Tage meine Ruhe”, “OK sagte sie”. Gegen 2 Uhr morgens kochte ich eine Mischung aus Rattatoulie und Minestrone. Im Kühlschrank war noch einiges an Gemüse und da ich einen Trip nach Kärnten plante, wollte ich es verkochen, ich war pleite und konnte die Tage bis dahin vom dem Eintopf leben. Ich hatte noch einiges an Bier hier, das war mittlerweile billiger als vieles an Gemüse, “Alkohol hält diese Gesellschaft zusammen” dachte ich mir. Nach einer Stunde war der Eintopf fertig, essen wollte ich ihn erst nachdem er mindestens 3h zog, ich überbrückte die Zeit mit Bier und suchte die Anziehsachen für meinen Kleinen zusammen, in fünf Stunden würde er mir guten morgen sagen, “Los komm Papa, gehn wir in den Kindergarten”. Ich deckte den Tisch mit seinem Frühstücksgeschirr und seinen Lieblingscerealien, auch ich fand “Cars” cool.

Das Telefon klingelt, es war Tina, “Hallo Schwester, bist du heute am Start?” ….Schweigen. “Ich muss für einige Zeit bei dir pennen, geht das?!”, “Klar, komm wir treffen uns auf ein Bier und bereden das, ich weiß du hast Stress mit deinem Freund” Gegen 12 Uhr Mittag traf ich mich mit meiner Schwester, eigentlich zu früh für mich, außerdem würde ich nach einem Treffen mit ihr Nachmittags im alkoholisierten Zustand in den Kindergarten rennen, ich überlegte kurz, “scheiss drauf”, die meisten Leute wussten nie ob ich angetrunken oder nüchtern war, außerdem… wozu gab es Kaugummis.

Letzte Nacht träumte ich von B., ich träumte von der Zeit mit ihr vor drei Jahren. Ich träumte von ihren Schuhen, ihren Geschichten, vor allem von ihren Geschichten der Blowjobs in der letzten Reihe vom Touristenbus und ich träumte von ihren letzten Worte an mich: „M, Du bist ein Spinner, du weißt doch wo du mich findest, bei mir geht es immer, außer heute, du Spinner!“. Die Tatsache, dass ich Personen ständig durcheinander brachte, nicht ordnen konnte und sich die Personen miteinander in meinem Kopf vermischten verwirrte mich. Ich nahm eine Zigarette aus der Packung, schaute aus dem Fenster, biß in die Zigarette als wäre es Knabberzeugs...ich konnte nicht mal eine Zigarette von Knabberzeugs unterscheiden, ich war gerade ziemlich am Sand, verdammte B., dachte ich.

Ich ging in die Küche, würzte den Fisch, packte ihn in den Kühlschrank, nahm die Zeitung und ging nach oben auf den Balkon, Lakeside Apartments waren nett. Ich sah Y. wie sie das kleine Lederband an ihren Schuh nähte, letzte Nacht zeriss es. Ich dachte an B. an das kleine, schmutzige WG-Zimmer in London, die Teetassen aus denen wir Gin tranken, die Musik und die Lichter auf der Straße. Die Schlagzeile auf Seite eins der Zeitung bedeutete mir nichts, ich entschied mich keine Lokalblätter mehr zu lesen. Inzwischen waren die Schuhe genäht, Y. strahlte, war stolz wie ein Mädchen das gerade ihr erstes schönes Kleid trug, lachte und sagte „schau es hat geklappt“, die Brille, die sie hochgeschoben auf der  Stirn trug klappte ihr auf die Nase, sie lachte nochmal, schob sie wieder hoch und blickte auf ihre langen Beine und die Schuhe die sie schmückten.



1 Monat später jagten mich Alpträume, ich träumte von L. das volle Programm, von L. mit anderen Typen, von einer schönen Zeit mit L., von Momenten in der sie einfach da war als wäre alles nie passiert, von einem Neubeginn, die anderen Girls waren einfach vergessen. Ich wollte die Mauer niederreißen, ihr die Tür öffnen, aus der ich sie 3 Monate zuvor gekickt hatte. Ich hatte schwer dran zu arbeiten nicht zu brechen, eigentlich wollte ich ihr nur sagen wie ich mich fühlte, doch die Tatsache, dass die Frau so ziemlich jeden schmutzigen Trieb in mir hervorrief, mich in etwas verwandelte, das ich eigentlich nicht sein will, mich total entfremdete, das behirnen, ja das nicht vergessen seelischer Grausamkeit mit der sie so selbstverständlich jede Situation handelte hielt mich zurück, auf keinen Fall Brief/e-mail/Telefon, reiner Selbstschutz. Ich kam mir vor wie ein Junkie dem das Dopamin fehlt, ich war ein Junkie, jedoch konnte ich mir L. nicht einfach besorgen. Sie war in der Nähe, ich konnte die Distanz halten, die Frage war wie lange noch.


Ein halbes Jahr später war Y. nur mehr eine Frau die ich einmal kannte, Sartre hatte Recht, „die Hölle sind die anderen“ Möglicherweise hat sie bemerkt dass ich keine Frau suche, sondern eine Mutter für mein Kind. Da die Wohnsituation für mich nicht mehr tragbar war flog sie aus der Wohnung, lebte nun bei irgendjemand anders, es war mir egal. Die Frau hat mir derbe auf meinen Gemütsteppich gepisst also wurde ich sie los. Mich störten ihre persönlichen Sachen, Kleidung, Bilderbänder, Kleinkram den Frauen halt so mit sich schleppen, überall hin, ich hatte die Schnauze voll, fühlte mich von den Gegenständen, welche für mich nur mehr tote Materie waren, angestarrt. Ich packte alles in eine Box und stellte sie zu den anderen ausrangierten Dingen in meinem Leben.

B. war katholisch und die Tatsache, dass sie öfters mal am Sonntag in die Kirche ging gefiel mir, nirgendwo sonst gab es einen Haufen junger und gut aussehender Frauen. Im Gegensatz zu meinem letzten Job.

Statt Englischlehrer hätte ich als Prediger in der koreanischen Community arbeiten sollen. Der Job war nichts für mich, jedenfalls nicht in der Form, am anderen Ende der Welt, Japan, hielt ich wenigstens zwei Jahre durch. Zwei Monate Unterricht in Wien und ich hatte zig Befunde von Neurologen, die mir eine Depression diagnostizierten, nichts als unmotivierte Leute im Unterricht, die auf ihre Pension warten. In diesem Uhrwerk aus Depression und Frauen hielt ich mich an das „Bros before Hoes“- Prinzip und hing mit meinem besten Kumpel ab. Chris und ich hatten Pläne, große Pläne. Wir wollten ganz Wien in eine Party verwandeln, so wie wir es in London lebten, als wir noch nicht mehr ganz so jung waren.


Morgens war keine Uhrzeit für mich, ich entschloss mich schlafen zu legen, ich träumte von T., einer Frau die mich nicht hasste.


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