Thema:
Re:immer noch weit bescheidener als die Forderungen flat
Autor: Transistor
Datum:12.08.21 18:07
Antwort auf:Re:immer noch weit bescheidener als die Forderungen von Lord Chaos

>Kleines Beispiel - es gibt in Deutschland genau 3 Mediamärkte, die einen BR haben. Und das ist jetzt alles, nur kein kleiner AG mit ein paar Hundert Filialen in Deutschland.

Warum? Die formalen Hürden für eine BR-Gründung liegen doch recht niedrig.

>Bezüglich Zustimmung - das kannst du locker umgehen, wenn du den Einsatzort im Vertrag entsprechend flexibel hältst. Und selbstverständlich geht da auch ein Wechsel in andere Abteilungen. Das Einzige, was nicht so einfach geht ist, dir den Lohn dann zu kürzen, das geht idR nicht.

Alles schon erlebt - riesiges Theater mit einem Abteilungswechsel.

>Wenn du zudem einen AG freundlichen BR hast, kann ich dir versichern, dass da auch sehr sehr viel durchgewunken wird.

Wie kann ein BR so AG nah sein? Der wird aller 4 Jahre von den Arbeitnehmern gewählt?!

>Dazu muss man Gewerkschaftsmitglied sein meines Wissens.

Das ist richtig. Wenn ich in so einem Unternehmen wäre würde ich mir das aber gut überlegen.

>Und wie du schon selbst schreibst, erst einmal heißt es "Kosten vorschießen", das kann eben nicht jeder, bzw. ist manchem auch das Risiko zu groß, vor Gericht zu verlieren & dann auf den Kosten sitzen zu bleiben.

Das ist ein Punkt.

>Naja. Ich sehe schon, dass man das aus der Diskussion nicht so einfach ausblenden kann. Vor allem, wenn dich die Kündigung ohne jede Vorwarnung trifft, da stehst du so unter Strom, du hast zig Gedanken in dem Moment im Kopf, da ist es gar nicht so einfach, ruhig zu bleiben und seine Rechte abrufen zu können. Das wissen ja auch AG und nutzen das durchaus auch zu ihren Zwecken.

Ich käme aber auch nie auf die Idee so etwas direkt zu unterschreiben, aber gut. Jeder ist anders.

>Es gibt viele Beispiele, bei denen das in der Praxis wunderbar funktioniert - speziell bei Dingen wie Arbeitszeitbetrug, weil man beispielsweise seine Pausen überzogen und das nicht korrekt abgebildet hat, oder Diebstahl von geringwertigen Dingen wie Kugelschreiber oder Bürokram - alles Dinge, bei denen man normalerweise den Kopf schütteln würde. Und teils reicht das sogar für außerordentliche Kündigungen.

Mal abgesehen davon dass das auch nicht sonderlich schlau vom Arbeitnehmer ist wurde afaik eine Bagatellgrenze eingeführt. Da braucht es mittlerweile etwas mehr als Anlass.

>Jedenfalls IMHO ist die Gleichung, dass man bei einer Kündigung schon automatisch mit entsprechender Abfindung oder Freistellung bei vollen Bezügen rechnen kann, nicht so wirklich richtig. Kennst du deine Rechte und hast dir wirklich keinen großen Klopper geleistet, ja, dann stehen die Chancen nicht schlecht - aber ansonsten kann es gut sein, dass du in die Röhre schaust.

Ich würde mal die Rechnung andersrum aufmachen - Was muss alles passiert sein damit ein Arbeitgeber folgendes auf sich nimmt:

- Zeit und Ressourcen investieren um einen Mitarbeiter systematisch zu mobben (formale Kündigung ist ja wie beschrieben eher schwierig)
- Reduzierte Arbeitskraft ("Dienst nach Vorschrift", ggf. Krankheit) des Mitarbeiters während der "Mobbingphase" ausgleichen
- Ärger mit BR und ggf. Gewerkschaft
- Schlechtes Arbeitsklima
- Schlechte Presse
- Risiko eines Gerichtsprozesses
- Ggf. Abfindung für Mitarbeiter
- Offboardingaufwände (Zeugnis etc.)
- Recruitingaufwände für neuen Mitarbeiter, falls überhaupt jemand gefunden werden kann
- Onboardingaufwände
- Einarbeitung
- Risiko dass der neue auch nicht passt

Das nimmt ein AG doch auch nicht einfach mal so in Kauf.

Transistor


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