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| Autor: | Boabdil | ||
| Datum: | 18.02.22 08:43 | ||
| Antwort auf: | Re:Sich Allem zu fügen ist doch von Optimus Prime | ||
>Wir hatten in der Vergangenheit eine Form des sanfteren Kapitalismus, wo die Unternehmen auch Verpflichtungen verspürten, sowohl gegenüber der Gemeinschaft wie auch gegenüber den eigenen Arbeitern. Und das wurde erwidert durch eine Art Geist der Zusammenarbeit und durch Loyalität. >Das ist nun in den letzten Jahren verloren gegangen. Wir müssen dahin zurückkommen. Was die Axt an diese Idee gelegt hat, ist eine amerikanische Idee, wonach Unternehmen ausschließlich auf Gewinn ausgerichtet seien. Diese verätzende Idee hatte tatsächlich dieses vorher bestehende Gefüge zernagt. > Es gibt zwei wesentliche Gründe: a) das von dir erwähnte Shareholder Value Konzept (absolute Fokussierung und Ausrichtung auf den Unternehmenswert), welches das Stakeholder-Konzept abgelöst hat. Letzteres sah das Unternehmen zwischen verschiedenen Interessensgruppen, die sie alle gleichermaßen achten und behandeln musste: Arbeitnehmer, Kunden, Anteilseigner, Umwelt, Staat etc. Das Shareholder Value Konzept betrachtet alles mit der Brille des Unternehmenswertes: Arbeitnehmer? Schön mal die Löhne drücken und aus dem Tarifvertrag aussteigen. Steigert ja den Gewinn. Im Ausland kann man billig produzieren, die Umwelt kaputt machen und spart sich Arbeitsschutz? Ja sofort hin da. Einige entgegnen dann, dass auch der shareholder value Ansatz Umweltgedanken etc. aufgreift. Ja, aber immer nur dann wenn es massiven gesellschaftlichen oder staatlichen Druck gibt. Dann plötzlich stellt sich das Unternehmen "grün" dar, weil es ja auch wieder den Unternehmenswert steigert. b) In den 80er fingen Thatcher und Reagan an, ihre Idee eines neoliberalen Konzeptes in die ganze Welt zu tragen. Der Staat solle sich raushalten. Der Markt regelt das und alles sollte möglichst liberalisiert werden. Für mich immer noch ein Unding, dass dieses Konzept von fast allen Ländern adaptiert wurde und sich auch heute kaum jemand davon abwendet. Ja natürlich nennt sich die deutsche Wirtschaftsordnung immer noch "soziale Marktwirtschaft". Sie ist es in Teilen auch. Aber vieles von dem sozialen wurde seit der neoliberlaen Ausrichtung gestrichen. Beide Punkte führten zu den sozialen Spannungen/Problemen, die wir heute haben. Ich finde es aber immer müßig, wenn bei einigen der Verdacht aufkommt es wäre ein grundlegendes Problem der Marktwirtschaft. Das stimmt so nicht. Es gibt nur zwei wesentliche Wirtschaftsysteme: die Marktwirtschaft und die Planwirtschaft. Letztere ist ja nachweislich gescheitert. Worauf es aber ankommt ist, welche Wirtschaftsordnung man wählt. Und da müsste man sich generell wieder den Ansätzen widmen, die mal vor Ende der 80er gegolten haben und vor allem das soziale in den Vordergrund stellen. |
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