Thema:
Re:Techno House Deutschland flat
Autor: futzi
Datum:20.08.22 11:43
Antwort auf:Techno House Deutschland von Jassi

>Oh Mann, schlecht ist die Doku-Reihe ganz sicher nicht, wobei ich von den beiden Nature One-Folgen doch etwas entäuscht war und bei den Berliner Folgen kurzzeitig sogar Schnappatmung bekam.
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>Wer richtig gut wegkam ist meiner Meinung nach Gerd Janson. Auch wenn ich mit seiner Mugge wenig anfangen kann, so galt für das, was er alles erzählte, das Gegenteil. Allein als beim Hören der Platte meint: "Das hat irgendwie zu mir gesprochen." Hach, ich weiß genau was er meint. Ein scheinbar ganz einfacher Satz, aber "deep" - höhö - in da feelz. Tief in Bensheim...
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>...und nicht im Hipsterhöllenschlund namens Berlin. Für jedwede Art von Musik war es - bezogen auf die Kreativiät - immer gewinnbringender, wenn es sich auf mehrere Zentren verteilte. (Siehe Deutscher Hip-Hop früher) Tja, und heute bündelt sich alles in Berlin, verwechselt Techno mit Karneval oder hält sich für supercool sich komplett schwarz anzuziehen. Doch uniform aussehen langt nicht, es wird auch uniform getanzt...zu hartem Techno. (Hehe, als hätte es Schranz samt Zelthosenfraktion nie gegeben). Merke: Wenn ich an deinen Klamotten sehen kann, welche Mugge du hörst, dann ist die Mugge scheiße. (Wobei ich die Hardcore-Hakke-Trainingshosenfraktion nicht ganz so verachte wie Hardystyle-Muzzer)  Man kann sich jetzt wohl denken, dass ich vom Designer-Pärchen alles andere als begeistert war.
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>Ein Paar Sicherheitsgurte und schwarze Gürtel über sich werfen und hinter Lorenzo Raganzini mit der Hüfte cool von links nach rechts wackeln. Wie unique! (Ich weiss, ich weiss...OMYAC)
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>(BTW: Tanith beschreibt das in diesem CRE-Podcast [https://cre.fm/cre136-techno] recht gut. Alle einigen sich auf den Sound eines Tracks und dann kommt 'ne lange Zeit nix Neues. Und natürlich war das bei meinem jeweiligen Sound gaaaanz anders)
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>Wenig begeistert war ich von dem Gesagten von Ipek. Allein bei den gennaten Prozentzahlen musste ich echt den Kopf schütteln. Vielleicht sollte man das mal im Verhältnis setzen zu allen Technofreaks, die allein hobbymäßig mehr als 50 Stunden Mugge pro Wochen hören und dann die Quote testen. Viel trauriger finde ich, dass bei den weiblichen DJs vor allem ihre Attraktivität der Hauptgrund für ein Booking zu sein scheint. Nicht falsch verstehen, ich konnte mit den Sets einer Monika Kruse durchaus was anfangen, aber stilprägend waren die nie, eher ein Nachspielen bereits etablierter Sounds.
>Doch zurück zu Regenbogenflagge und Antifa-Faust als Hintergrundbildschirm, aber dann es doch okay finden, wenn man an der Tür aussortiert und somit exkludiert. Dass ein Chris Liebing dieses Problem erkennt, ist schon ein netter Kontrast, aber viel besser wird es wenn man sich Alan Oldham in Erinnerung ruft, der erklärt, dass Techno/Feiern schwarze/schwule Ursprünge hat.
>Oder wie Underground Resistance bewußt auf Personenkult verzichtete - gell, Sven Väth?
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>Genug geärgert, kommen wir zu den Ost-Folgen. Hach, da wurdemna ja richtig ostalgisch. Durch 'ne Freundin aus Jena bzw. Kumpel aus Dresden kannte ich das meiste nur aus Erzählungen, war schön mal das Ganze auch bebildert zu sehen.
>DJ Enny One ist echt mal ein Freak, aber Daniel Stafanik war mir nur noch sympathisch und beide haben mal mehr mal weniger subtil vermittelt was drogentechnisch Sache war...als Crystal Mäff einfach nur Crystal genannt wurde.
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>Tw. war ich baff wie "spießig" die Interviewten in der Doku wirkten, manche würden es wohl einfach "erwachsen" nennen. Und bei Marek Bois (Dapayk) und Eva Padberg hatte ich nur folgendes Paul Klee-Zitat im Kopf: "Die Musik über alles lieben, heißt unglücklich sein." Er und sie sind ein wirklich schönes Paar, aber seit er mit ihr zusammen ist bzw. musikalisch was macht, kommt nix, was mir gefällt. Schade, den zu Hochzeiten des Minimals hat er mit seinen Produktionen bzw. Livesets die Talsohle gebildet. Kurz mal hier reinhören, dann versteht man meinen Satz. [https://www.mixcloud.com/Bretterboss/dapayk-raum-barcelona-06-jul-2006/] Was erlaubt er sich sich musikalisch weiterzuentwicklen!
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>Die beiden Nature One-Folgen fand ich erschreckend schwach. Sowohl von der Machart als auch von den Interviews. Bei aller Sympathie für Larissa Rieß (ich kenn sie persönlich, sie ist wirklich 'ne Liebe), aber die hatte da nix zu suchen. Dass die Kastellauner rangezogen wurden, fande ich gut, aber spätestens beim Landwirt hätte man die Kommerzdiskussion ruhig offner gestalten können. Der Typ kriegt von Jahr zu Jahr mehr Asche, was auch okay ist. Und dass eine Gawlas oder ein Kröcher schauen wo sie finanziell bleiben, ist absolut nachvollziehbar. Dass Kröcher mit den Jahren weicher geworden ist, liegt in der Natur der Dinge. Man kann nicht ewig musikalsich durchballern wie anno 2007 auf der Mayday.
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>So...Zwei Dinge muss ich noch anmerken:
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>1.)Diese Vinyldiskussion ging mir schon immer auf den Keks. Ich kann die Vinylromantik absolut nachvollziehen. Aber da gibt's dann auf der einen Seite die Fraktion Franziska Berns ("....da hat man was haptisches...und 'ne Story dazu...blabla....voll gut, dass manche nicht digitalisiert zu haben sind") und auf der andern einen Gerd Janson mit 30000 Platten, der mit 'nem Pioneer DJ-Controller auflegt.
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>2.)Als ehemaliger Türsteher/Selecteur (immerhin 12 Jahre) würde ich mich mal so gerne mit High Tower unterhalten. Fachsimpeln und Anekdoten austauschen.


Ich glaube, ich würde mich auch gerne mit dir unterhalten. danke für deine zuweilen sehr starke Meinung.

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