Thema:
Re:Interessantes Video zum Thema von Holger Laudeley flat
Autor: Telemesse
Datum:07.04.23 16:46
Antwort auf:Re:Interessantes Video zum Thema von Holger Laudeley von _bla_

>>Sehr aufschlussreiches Video über Wärmepumpen in Neubau und Bestand, deren Effizienz und Sinnhaftigkeit im Zusammenhang mit Strommix, Kosten und Umsetzbarkeit zur Erreichung der Ziele der Energiewende.
>>Gut gefällt mir hier das mit Holger Laudeley eine erfahrener Ingenieur und Techniker spricht und die Konzepte anhand der vorhandenen Realitäten auf physikalischer und Kostenseite bewertet.
>>
>>[https://youtu.be/jrCgtdr2RdQ]
>
>Naja, ein etwas seltsames Video. Er ist gegen Wärmepumpen und schlägt dann als Alternative eine Wärmepumpe in Form einer Split-Klima-Anlage vor. Dort wird dann plötzlich anerkannt, das es viele Monate gibt, in denen es Heizbedarf gibt, aber auch viel regenerative Energie zur Verfügung steht und die Temperaturdifferenzen nicht so groß sind. Und dann werden die hohen Kosten bemängelt, nur um ein Blockheizkraftwerk vorzuschlagen, was noch teurer und aufwendiger ist.
>Und behauptet einfach, das wir im Winter fast nur Kohlestrom hätten, obwohl es auch jetzt schon wesentlich besser aussieht:
>Hier mal der letzte Dezember/Januar:
>[https://www.agora-energiewende.de/service/agorameter/chart/power_generation/01.12.2022/31.01.2023/today/]
>Da sieht man das häufig auch gerade im Winter viel Windenergie vorhanden ist, Kernenergie kaum eine Rolle spielt und neben Kohle auch Erdgas eine große Rolle bei der konventionellen Erzeugung spielt.


Luft-Luft Wärmepumpen also letztendlich invertierte Klimageräte haben tatsächlich in energetisch schlechteren Gebäuden einen deutlich besseren Wirkungsgrad als Luft/Wasser WPs. Das liegt daran das durch die großvolumige Luftumwälzung der eingeblasenen Luft mit merklich geringenen Vorlauftemperaturen gefahren werden kann. Die Wärme aus der WP kann durch die Luft viel besser an die Raumluft abgegeben werden als es ein konventioneller Heizkörper könnte. Um den gleichen Wirkungsgrad zu erzielen bräuchtest du bei einer Luft/Wasser WP zwingend große Flächenheizungen. Der Nachteil ist aber das du ohne ein Luftverteilsystem im Gebäude immer nur einen Raum beheizen/kühlen kannst.

Das Kernenergie kaum eine Rolle spielt kann man so nicht sagen. Diese deckt konstant einen Teil der zwingend benötigten  Grundlast ab. Wird diese jetzt komplett abgestellt muss diese Energiemenge substituiert werden. Das ist Stand heute mit Erneuerbaren kurzfristig (wahrscheinlich auch mittelfristig) nicht möglich was bedeutet das bis auf weiteres mehr fossile Brennstoffe, und dabei wohl überwiegend Kohle, verstromt werden müssen. Insofern wäre es natürlich sinnvoll die AKWs solange weiterlaufen zu lassen bis eine Substitution der Energiemengen aus Erneuerbaren funktioniert. So wie das jetzt passiert führt das zwangsläufig erstmal zu höherem Co2 Ausstoß bei der Energieerzeugung.

Zur Kohleverstromung:
„ WIESBADEN – Kohle war im Jahr 2022 wie bereits in den Vorjahren der wichtigste Energieträger für die Stromerzeugung in Deutschland. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) nach vorläufigen Ergebnissen mitteilt, kam ein Drittel (33,3 %) des in Deutschland erzeugten und ins Netz eingespeisten Stroms aus Kohlekraftwerken (2021: 30,2 %). Damit nahm die Stromerzeugung aus Kohle gegenüber dem Vorjahr um 8,4 % zu.“
Der Strom aus Kohlekraftwerken verzeichnete 2022 nicht nur den höchsten Anstieg unter den für die Stromerzeugung relevanten konventionellen Energien, er trug auch dazu bei, die starken Rückgänge der Stromerzeugung aus Erdgas und Kernenergie zu kompensieren. So sank die Stromeinspeisung aus Erdgas um 11,3 %, nachdem sie bereits 2021 um 5,8 % gesunken war. Hauptverantwortlich dafür waren die infolge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine angespannte Situation auf dem Gasmarkt und die damit verbundenen deutlich gestiegenen Preise für Erdgas. Während Erdgas zur Stromerzeugung fast vollständig importiert werden muss, ist Deutschland bei der Stromerzeugung aus Kohle deutlich weniger importabhängig. Der Kohlestrom in Deutschland stammt zu rund 60 % aus Braunkohle und zu rund 40 % aus Steinkohle. Der Bedarf an Braunkohle wird dabei weitestgehend durch inländische Förderung, der Bedarf an Steinkohle durch Importe gedeckt.“
(Quelle: Statistisches Bundesamt)

D.h. der einzige wirklich unabhängig vom Ausland, permanent verfügbare fossile Energieträger ist dreckige Braunkohle. D.h. diese wird immer dann einspringen wenn Erneuerbare nicht liefern und Gas knapp sein sollte.


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