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| Autor: | thestraightedge | ||
| Datum: | 04.08.23 17:04 | ||
| Antwort auf: | Jugendliche auf dem Arbeitsmarkt von K!M | ||
>Alles verfestigt sich, der soziale Aufstieg immer schwerer. Das wichtigste Privileg *hust* im Leben, sind die Eltern. Ich muss hier ein wenig eine unpopuläre Meinung vertreten - ich komme zum gleichen Fazit, aber zumindest tlw. aus anderen Gründen. Ich habe den Bericht dazu auf Spiegel ebenfalls gelesen. Die Begründung, dass diese jungen Menschen nicht an Jobs kommen weil das Netzwerk fehlt, und die ganzen Ferienjobber nur Töchter von Bossen und leitenden Angestellten sind, ist imo viel zu einfach und tlw. am Thema vorbei. Ich stelle ebenfalls Ferienjobber und Schüler, und grundsätzlich auch viele Menschen aus eher unteren sozialen Schichten - ohne hier zu sehr aus dem Nähkasten plaudern zu wollen. Klar können fehlende Connections mal eine Rolle spielen - gleichzeitig muss ich aber auch sagen, dass ich andere Effekt beobachte, auch auf Jobbörsen, Ausbildungsmessen usw., wo ich sehr aktiv bin. Da wird tlw. (!) klar, dass wenn die Eltern nie Aufstieg geschafft haben oder gar von Sozialleistungen leben, dass tlw die Kids entweder gar keinen Antrieb haben, sich überhaupt um was zu kümmern (auch: um einen Ausbildungsplatz), oder es gar nicht erst versuchen, weil: geht auch so, die Eltern leben es bewusst oder aus der Not vor. Ja, auch das festigt die sozialen Milieus, aber aus anderen Gründen als "der Sohn vom Chef hat mir den Ferienjob weggeschnappt". Im Gegenzug kenne ich eben viele Kinder aus Akademikerfamilien, die schon früh für Konsum und Co. ihr eigenes Geld erwirtschaften müssen. Da ist die Leine dann auch mal kürzer, eben weil der Papa und die Mama es vielleicht früher auch so machen mussten. Und denen wird klar gemacht, dass Arbeit halt sein muss. Klar, aus einer Komfortsituation raus, aber dennoch prägt das. Mal ein Beispiel: Kind aus wohlhabender Familie macht den 2. Familienurlaub nicht mit, weil es auf ein iPhone neuester Generation spart, dass der Papa aus Prinzip nicht kauft. Also 10 Tage Kroatien gegen 3 Wochen Lagerarbeit getauscht. Im Gegenzug dazu kenne ich viele Menschen aus anderen Schichten, deren iPhone stets neuer, größer, teurer ist, als meins je sein wird. Das ist ein bisschen Klischee, aber eine First Hand Erfahrung. Das kann ich leider auch aus den Schulklassen meiner Kids bestätigen. Meine Tochter hatte noch gar kein Smartphone, da liefen in der 4. Klasse Kids mit iPhone rum wo man erstmal dachte: vernünftiges Schulessen wäre auch mal gut. Und ja, solche Dinge prägen in der Erziehung. Das sind alles keine Pauschalaussagen, aber das Bild ist differenziert und dadurch eigentlich noch tragischer. |
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