Thema:
Re:Ich horte die nur flat
Autor: token
Datum:23.08.23 08:26
Antwort auf:Re:Ich horte die nur von publicmaw

>>Für Plastikstrohalme gibt es auch kein günstiges und praxistaugliches Äquivalent.
>>Papierstrohhalme sind defintiv scheisse.
>
>Hab leider auch noch keine gesehen. Es gibt da noch ne Variante aus Bambus, oder Schilf, oder so, die weicht wenigstens nicht auf. Dafür reißen die unweigerlich irgendwann an der Seite ein.


Das Ding ist halt, nicht das Material ist das eigentliche Problem des Produkts sondern die Natur des Produkts als Einmal-Wegwerf-Ware.

Man kann sich auch weiterhin Halme aus Kunststoff kaufen, diese sind für den Haushalt auch die hochwertigere Lösung, und nach Gebrauch in die Spülmaschine stecken. Es muss mitnichten Glas oder Metall sein, ich selbst würde da Kunststoff vorziehen.

Auch darüber hinaus hab ich viele Kunststoff-Artikel @home, Kunststoffteller, Kunststoffschüsseln, Kunststoffschalen, Kunststoffbecher. Das sind großartige langlebige Produkte die weiterhin frei im Handel verfügbar sind. Nehmen wir den Grillausflug zum See, geringes Gewicht ist super für den Transport. Wenn man dann isst und trinkt hat man im Vergleich zu den Wegwerf-Waberlappen massive Upgrades in Sachen Komfort. Das OPFER was ich dann für diesen Komfort bringen muss ist den Kladderadatsch im Nachgang wieder in meine kleine Tupper-Transportbox aus PLASTIK zu kloppen, und zu Hause in die Spülmaschine zu flexen. Big Drama.

Solche kleinteiligen Maßnahmen behandeln nicht die Krankheit sondern eines ihrer unzähligen Symptome. Die eigentliche Reform muss erstmal im Kopf statt finden, akzeptieren dass man ein reales Problem hat. Dem man nicht rein durch Produkte begegnen kann, sondern auch ein Stück weit mit Verhaltensänderungen begegnen muss. Die im Grunde komplett unwild sind, und von denen man oft genug auch selbst profitiert.

Leider kann man politisch aber auch kaum direkt Nägel mit Köpfen machen, weil die Gesellschaft notorisch bei jedem Piss aus dem Stand eskaliert und so eine Maßnahme hysterisch überzeichnet. Da werden riesige Einschnitte im Lebensgefühl angeführt, eine Verhaltensdiktatur von Umweltnazis, irgendwelche Fässer aufgemacht die nichts mit der Sache zu tun haben, etwa dass es dringendere Probleme gäbe und man mit sowas seine Zeit verschwendet usw.

Ja, dann seid doch auch konsequent und zieht doch gleich eine Demo vor unseren Abfallentsorgungsbetrieben ab und fordert die gute alte Zeit zurück als man seine Dosen aus dem Autofenster schmiss und neben die Straße gekackt hat. Weil das alles so toll war.

Selbst einfachste Dinge müssen in so einem Spannungsfeld mit Salamitaktik auf den Weg gebracht werden. Erst die Impulswirkung um überhaupt zu merken dass man ein Problem hat. Eine Signalwirkung für die Industrie die sich dann schon denken kann was als nächstes kommen wird und sich laaaangsam umstellt. Kennzeichnungspflichten um diesem aufgebauten Bewusstsein beim Konsumenten transparent zu machen welche Produkte das Problem sind. Aber ebenso Schindluder, wo eine Industrie merkt, aha, da baut der Kunde ein Bewusstsein auf, lass uns das mal nutzen um mit pfiffigen Verpackungsdesign, die in der Entsorgung eigentlich noch problematischer als es der Plastikbomber war, vorzugauckeln wir seien Green und der Kauf davon sei aus Umweltsicht gleichzusetzen mit einer Aufforstung.

Dreißig Jahre später schaut man dann zurück und ist sich kollektiv einig, joa, lol, das war schon irre wie wir drauf waren als wir unsere Walkman-Batterien einfach ins Gebüsch geschmissen haben. Das will dann niemand mehr zurück haben und feiert seine Eneloops in Produktthreads. Aber statt was daraus zu lernen, wird bei dem nächsten Bums wieder aus dem Stand eskaliert und geweint und gemotzt und gemeckert und Wolken angeschrien wie dumm und anmaßend und fehlgeleitet sowas sei.

Worum geht es denn? Man liebt den Kunststoffhalm und möchte nur aus Halmen trinken? Hol dir geile hochwertige Kunststoffhalme für zu Hause und steck sie nach Gebrauch in die Spülmaschine, so wie du es mit anderem Besteck eh schon machst. Restaurank? Soll es einfach auch machen. Und bei Mäckes? Ja, wenn du das Problem anerkennst, dann ist die Frage nicht warum man dir diesen "Komfort" wegnimmt, sondern eher warum es zwei Meter weiter bei Rewe möglich ist eine Distribution in hochwertigen Pfandbehältern zu managen, aber so eine Fressbude unter dem Radar läuft. Wäre eine Integration von Trinkbechern in ein Pfandsystem das Straßenpenner zu Millionären macht wirklich so eine Zumutung? Für wen denn?

Könnten wir nicht einfach damit aufhören uns bei solchen Themen zu benehmen wie dreijährige Trotzbälger die so rumnerven dass man sie irgendwann einfach nur noch schütteln will? Ist das zu viel verlangt? Offenbar schon :(


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