Thema:
Re:Neue Ermittlungen von Spiegel/ZDF zu Nordstream 2 flat
Autor: harukathor
Datum:26.08.23 17:12
Antwort auf:Re:Neue Ermittlungen von Spiegel/ZDF zu Nordstream 2 von D@niel

>>Ich halte die USA nicht wirklich für involviert. Mein stärkster Verdacht gilt momentan primär Polen, die zu diesem Zeitpunkt schon länger vom russischen Gasnetz abgeklemmt waren und aufgrund des Durchleitungsstopps nach Deutschland auch keinerlei Rücksicht mehr nehmen mussten. Genügend Verbindungen in die Ukraine existieren spätestens seit dem Flüchtlingsstrom, zudem dürfte ein Verladen von Sprengstoffen bei Militär-/Geheimdienstunterstützung vermutlich vergleichsweise leicht fallen. Polen hatte Motiv, Mittel und Gelegenheit.
>
>Und welches Motiv hätte Polen. "Wir bekommen kein Gas, also soll Deutschland auch keines bekommen"? Und dafür politische Verwerfungen erheblichen Ausmaßes in Kauf nehmen, falls es herauskommt? Scheint mir eher unwahrscheinlich.


Solange Deutschland russisches Gas bezogen hat, haben die Polen über uns auch welches bekommen. Deren Motiv ist ganz simpel, wenn man sich die Rolle Polens im Ukraine-Konflikt anschaut: Den Einfluss Russlands auf Deutschland und Westeuropa weiter schwächen und eine potentielle Erpressungsmöglichkeit aus dem Weg räumen – was ein einheitlicheres Vorgehen gehen Russland in Europa erleichtert. Die Nordstream-Pipeline war dem kompletten politischen Lager schon 2021 ein absoluter Dorn im Auge. Das schrieb eine polnische Parlamentarierin damals in der taz: "Allen ist klar: Nord Stream 2 ist eine mächtige Bombe, die die europäische Solidarität sprengen kann. Lasst sie uns gemeinsam entschärfen, bevor es zu spät ist." Das Ganze hat zudem auch noch eine weitere extrem relevante Komponente: Polen und die Ukraine können nun wieder bestimmen, ob und zu welchen Bedingungen russisches Gas durch Pipelines geleitet wird, da die "Umgehungsstraße" ausfällt.

Polen hätte zudem einen gewaltigen Vorteil: Selbst bei 100-prozentiger Sicherheit würde Deutschland Polen angesichts der gemeinsamen Geschichte nie beschuldigen. Und sowohl für die USA als auch für 0ussland ist es wesentlich angenehmer, sich gegenseitig die Schuld in die Schuhe schieben. Die USA kann einen wichtigen Verbündeten nicht ans Messer liefern und Russland kann den Polen keine solch gelungene Aktion zugestehen.

Das vermutete US-Motiv ist zumindest deutlich schwächer als das Polens, da die US-Konzerne auch bei funktionierender Nordstream-Pipeline so wie jetzt florieren würden. Russland hatte so vielen Nationen zuvor schlicht den Gashahn zugedreht, dass es auf dem Weltmarkt bereits als unzuverlässiger Partner galt, weshalb Alternativen gefunden werden mussten. Den Verlust von Nordstream fängt in Deutschland zudem derzeit primär Norwegen auf, LNG spielt hierzulande noch nur eine untergeordnete Rolle.


< Frameset laden | antworten >
Impressum | Nutzungsbedingungen | Datenschutzerklärung | | Mobile Apps | maniac-forum.de