Thema:
Re:Ukraine erteilt Verhandlungen erneut eine Ansage flat
Autor: harukathor
Datum:14.11.23 14:29
Antwort auf:Re:Ukraine erteilt Verhandlungen erneut eine Ansage von hootie_2K

>>Dieser Krieg kann wahrscheinlich von keiner Seite gewonnen werden. Wird Zeit das die Ukraine endlich die Realitäten erkennt. Gebietsabtritte sind wohl unumgänglich.
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>>[https://www.n-tv.de/politik/13-08-Ukrainischer-Aussenminister-erteilt-Verhandlungen-mit-Russland-eine-Absage--article23143824.html]
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>Wenn man sich die Berichtserstattung aktuell so anschaut glaube ich nach wie vor bicht daran, dass die Ukraine sich befreien wird. Die 4 von Russland anektierten Region werden von Russland  erobert werden.  


Dafür sehe ich absolut keine Chance, solange die westliche Unterstützung nicht komplett versiegt – und danach sieht es derzeit kaum aus. Deutschland hat beispielweise sein Budget für die Ukraine verdoppelt, Schweden seine ersten Archer geliefert und Frankreich die Produktion der Caesar stark angekurbelt. Dass wir derzeit eine Delle haben, liegt primär daran, dass die Industrie erst recht spät überhaupt Bestellungen erhielt. Dass da natürlich mehr kommen könnte, wenn von Russland abhängige Staaten wie Ungarn (die Öl und Gas weiterhin von dort beziehen und sich nun sogar ihr nächstes AKW von dort finanzieren lassen) nicht EU-Hilfen blockieren und die Trumpfraktion nicht die republikanische Partei dominieren würde, ist klar.

Die Berichterstattung ist ansonsten momentan stark russland-zentriert und berücksichtigt nicht, dass sich die Russen über absolut die gleichen Dinge beklagen wie die Ukrainer bei ihrer Gegenoffensive. Obwohl sie wieder im Angriff sind, geht es deshalb auch für sie kaum vorwärts, wobei wohl wirklich alle vorhandenen Reserven im Einsatz sind. Vermutlich aus rein politischen Gründen haben sie zudem das meiste davon auf Awdijiwka geworfen, wo sie massivste Verluste erleiden. Aus militärstrategischer Sicht ergibt das wenig Sinn, da es schlechter verteidigte Orte gibt, deren Einnahme (die bei Awdijiwka noch nicht einmal feststeht) taktisch vorteilhafter wäre.

Gleichzeitig erzielt die Ukraine durchaus Geländegewinne, die die russischen Militärblogger extrem besorgen. Dass die Ukraine bei Cherson das erhöhte Flussufer hält und mittlerweile die Flussinseln für effektive elektronische Kriegsführung nutzt, wird für wohl relativ erfolgreiche Vorstöße auf der anderen Flussseite genutzt, die absolut nicht mehr als lokal begrenzt bezeichnet werden können. Es zirkulierte deshalb in Russland sogar kurz die Meldung, dass sich Russland von dort zurückziehen werde, die aber schnell wieder zurückgenommen wurde. Russland muss sich eigentlich dringend um die dortigen ukrainischen Truppen kümmern, hat dafür aber wohl schlicht nicht die Kapazitäten (wie gesagt, die Reserven sind bereits im Einsatz, um politisch motivierte Ziele zu erreichen).

Derweil kann die Schwarzmeerflotte als besiegt gelten, weshalb die Ukraine den Getreidehandel selbst ohne Abkommen wieder aufnehmen konnte. In der vergangenen Zeit hatten auch einige militärische Einrichtungen in Russland explosive "Unfälle", zudem gab es recht effektive Raketeneinschläge auf dem von Russland besetzten Gebiet. Die als absolut kompetent geltende Chefin der russischen Zentralbank, Elwira Nabiullina, geht derweil davon aus, dass Russland in den nächsten zwei Jahren ein ökonomischer Tsunami bevorsteht – und sie ist diejenige, die mit allerlei Tricksereien den Rubel bislang zumindest optisch einigermaßen stabil hielt.

Und ja, der zu erwartende zweite Angriff auf die Energieinfrastruktur der Ukraine wird sicherlich extrem hart, wobei die ukrainische Luftabwehr allerdings in den letzten Monaten weiter massiv verstärkt wurde. Unter anderem ist es zuletzt geglückt, sowjetische und amerikanische Systeme zu kombinieren, so dass es jetzt wieder Munition für erstere gibt. Zum Kampf gegen die Drohnen hat die USA zudem gerade 60 Gepard von Jordanien gekauft, die an die Ukraine gehen.


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