| Dito |  |
Ich fahre seit zehn Jahren nur noch ÖPNV und Fahrrad UND ich habe als Selbständiger seit 2020 meine Preise nicht erhöht, da ich seit Corona und vor allem der Energiekrise froh bin, wenn ich überhaupt Aufträge bekomme. Da hält man natürlich den Ball ganz flach. Ich habe bei gleicher Arbeit real heute also deutlich weniger als vor vier Jahren, während um mich herum fast alle befreundeten Angestellten Jahr für Jahr zumindest ein bisschen mehr bekommen (einige sogar ziemlich ordentlich hier im Volkswagen-Speckgürtel). Bessere Arbeitsbedingungen von Angestellten bringen mir also direkt erst mal gar nichts, während ich wie im Falle der Bahn ausschließlich die negativen Auswirkungen zu spüren bekomme.
Und trotzdem gilt meine Solidarität IMMER UND AUSNAHMSLOS allen Streikenden jeglicher Branche (übrigens auch einem Teil (!) der Bauern), auch wenn ich im Vergleich zu ihnen ein armer Schlucker bin, da deren Monatseinkommen vor einem Streik bereits höher (Eisenbahner, Pflegekräfte) oder sogar fünf- bis zehnmal (Piloten, Ärzte) so hoch ist wie meines bei gleicher oder teils sogar geringerer Wochenarbeitszeit. Weil nämlich fast alle Arbeiter und Angestellten in diesem Land schlichtweg zu wenig vom immer größer werdenden Kuchen erhalten; vor allem natürlich im Bereich der kleinen und mittleren Einkommen, die die unfassbaren Vermögen der Reichen, von denen sie kaum was abbekommen, ja erwirtschaftet haben und den ganzen Laden überhaupt am Laufen halten. Und weil grundlegende Gerechtigkeitsfragen doch vollkommen unabhängig von meinem eigenen Schicksal sind, wie viel oder wenig ich verdiene und arbeiten muss und ob Streikende es besser haben als ich.
Ist wohl einfach eine Charakterfrage.