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Autor: | BOBELE | ||
Datum: | 06.03.24 12:54 | ||
Antwort auf: | Re:Ein paar Punkte zur Diskussion: von Bullitt | ||
>>Die Diskussion dreht sie hier doch nur darum, ob die Forderungen der Gewerkschaft berechtigt sind und wer die Schuld am Abbruch der Verhandlungen trägt: Bahn oder GDL. > >Mir geht es um deine Aussage, dass Wut allein an die Deutsche Bahn gerichtet werden solle. Ich denke ich habe ausführlich erläutert, warum diese Kritik a) ins Leere läuft wenn es um Änderungen geht, und b) die Falschen trifft, da die Wut in erster Linie die Menschen an der Kundenfront trifft, welche nichts für die Missstände können, aber trotzdem häufig kokmplett unwürdig behandelt werden von wütenden Bürgern. >Daher finde ich deine Aussage nicht gut. Hab ich verstanden und kann ich nachvollziehen. Und eigentlich wollte ich ja das Gegenteil erreichen: Verständnis für die Beschäftigten und deren gerechtfertigten Arbeitskampfmaßnahmen. Aber siehst Du nicht auch, dass es der Bahn-Vorstand ist, der aufstachelt und die Wut der Bevölkerung auf die Mitarbeitenden lenkt? Mit Ausssagen wie diesen: "Diese sogenannten Wellenstreiks sind eine blanke Zumutung für unsere Fahrgäste.“ „Weil die Lokführergewerkschaft nicht ihre Maximalforderungen bekommt, streikt sie wieder. Das ist stur und egoistisch. Viele Millionen Menschen in unserem Land können nicht Zug fahren, weil die GDL-Führung nicht willens ist, Kompromisse einzugehen. Viele Millionen Euro werden vernichtet, weil einige Wenige für ihre Partikularinteressen streiten." Die könnten auch mal ein wenig deeskalierender kommunizieren. Aber die benutzen die Empörung gegen die Belegschaft und die Gewerkschaft quasi als Waffe. Siehst Du das komplett anders? >Was die GDL selbst angeht, möchte ich hier gar nicht werten, denn meine Meinung zur GDL ist zwiegespalten. >Was ich sagen kann: Ich drücke die Daumen, dass alle von der GDL vertretenen Menschen Verbesserungen erhalten sowohl in Sachen Arbeitsplanung als auch Geld. Da sind wir und wirklich komplett einig. Zur GDL habe ich tatsächlich gar keine dedizierte Meinung, ausser dem tiefen Respekt vor jeder Gewerkschaft. Das ist wirklich keine dankbare Aufgabe, aber ich wage nicht daran zu denken, wie die Arbeitswelt aussähe, wenn sie nicht gemacht würde. Und als Verdianer reiss ich sicher nicht die Fresse auf und kritisiere die Öffentlichkeitsarbeit vom Weselsky. Da hätte ich vor der eigenen Tür genug zu kehren. >>Bei der Bahn gibt es eine 5-Tage-Arbeitswoche? Das ist mir neu. > >Nun, ich bin mir hinreichend sicher, eine 5-Tage-Arbeitswoche zu haben. > >>denn das ist ein der aktuellen Kernforderungen der GDL. > >So wie du es formulierst, klingt das so als ob Zugpersonal generell eine 6-Tage Arbeitswoche hätte. Das ist nicht der Fall, und diese Behauptung habe ich auch von der GDL bisher nicht gehört. Wobei ich natürlich nicht jede Äußerung von deren Vertretern kenne. War missverständlich. Die GDL fordert eine grundsätzliche 5 Tage Woche. Im Moment sind doch nach meinem Verständnis 6 Tage eher die Regel als die Ausnahme. Ich habe letztens erst ein Interview mit einem Lokführer gesehen, im WDR, glaube ich. Was der über seine Arbeitszeiten berichtet hat, war haarsträubend. Da bekam man schon beim Zuhören Burnout. >Richtig ist, dass hier anders als im Büro kein Montag-Freitag im Tarifvertrag festgeschrieben ist, aus relativ offensichtlichen Gründen. > >Problem ist, dass auch 6 Arbeitstage in Folge relativ häufig vorkommen wegen anhaltenden Personalmangel. Dass dieser Mangel ein zentrales Problem ist, und darunter die MA leiden, darin sind sich GDL und Arbeitgeber einig. >Nun erlauben es die aktuellen Verträge, dass MA ziemlich häufig 6 Tage in Folge eingesetzt werden können bei Bedarf. Das möchte die GDL aus nachvollziehbaren Gründen nicht mehr. > >Das alles ist trotzdem keine 6-Tage-Woche, da nach 6 Arbeitstagen in aller Regel mehr als 1 Tag frei ist. Wie häufig im Schichtdienst: Ausnahmen bestätigen die Regel. Auch hier verständlich: die GDL will diese Ausnahmen abschaffen. Ok, klingt ja plausibel und auch nicht wie ne überzogende Forderung. >Die spanende Frage ist nun: Wie erreicht man das? Mehr Personal, klar. Nur woher nehmen? > >GDL sagt: 35-Stunden-Woche, dann sei der Job attraktiv und schwupps sind mehr Leute da. >Subjektive Wahrnehmung in meinem Umfeld sagt: Niemand, der 38 Stunden-Woche im Schichtdienst nicht will, wird bei 35 Stunden plötzlich sagen "Ja geil, Schichtdienst, gib her!". Ja, stimmt sehr sicher. Ich sehe das aber weiterhin als Problem der Bahn und nicht als Problem der Beschäftigten. Die haben doch Vertragsfreiheit, die ja letztlich nicht Tarifverhandlungen ausgeübt wird. Die Beschäftigten sagen, zu welchen Bedingungen und Konditionen sie zu arbeiten bereit sind, und der Arbeitgeber stimmt dem zu oder nicht. Man trifft sich irgendwo und dann läufts. Die Verantwortung dafür, daaa genug Beschäftigte für den sicheren Betrieb vorhanden sind, liegt aber doch nicht bei den Beschäftigten. Eine solche Diskussion gibts auch echt nur auf dem Arbeitsmarkt (und es ist halt eben auch ein Markt). >>Und woher Du die 42 Tage nimmst, ist mir auch schleierhaft. > >30 Urlaubstage sind gesetzt (28 wenn man noch neu im Unternehmen ist), dann kann man sich in 2 Stufen für je 6 Tage zusätzlich entscheiden. Alternativ kann man rund 2,5% mehr Brutto je Stufe bekommen oder die Wochenarbeitszeit leicht absenken. >Dabei bleibt das Tabellenentgelt die Basis; das bekommt man in jedem Fall, auch wenn man sich für die 12 zusätzlichen Urlaubstage entscheidet. >Ich bin kürzlich von mehr Geld auf mehr Urlaub gewechselt, und der Unterschied im Netto ist minimal. > >Nach meinen Infos nutzt auch die überwiegende Mehrheit die zusätzlichen Urlaubstage, und nur die Wenigsten eine Absenkung der Wochenarbeitszeit. Das "mehr Geld" nutzen noch Einige,aber 2,5% Brutto sind wie gesagt nicht wirklich viel. > >>Die Tarifvertäge der GDL sehen viele Möglichkeiten vor, unter anderem auch das Wahlrecht auf 6 oder 12 zusätzliche Urlaubstage. Das heisst aber nicht, dass die geschenkt werden. Bei 6 zusätzlichen Urlaubstagen wird diese Zeit an anderen Tagen vor- oder nachgearbeitet und die Jahresarbeitszeit erhöht sich. Und bei 12 Tagen geht Dir einfach Gehalt verloren. Super beneidenswert so. > >Ich kenne natürlich nicht alle Tarifverträge aller Tochtergesellschaften, aber deine Beschreibung erscheint mir etwas dramatisiert. Der "Standard" ist weiter oben beschrieben. Ok. Ich hatte mal versucht, den bestehenden Tarifvertrag für Lokführer zu lesen. Das ist ein so unübersichtlicher Clusterfuck, ich behaupte nicht, das verstanden zu haben. Schlimm eigentlich, wenn ich das mal mit dem TVÖD oder so vergleiche. Whatever: 5 Tage Woche und 42 Tage Urlaub ohne Einbussen hab ich da nicht gelesen, aber wenn Du in dem Laden arbeitest, weisst Du das auf jeden Fall besser. >>Und schlimm, dass Menschen sich sowas überlegen müssen, weil sie durch die tageweise anderen Schichtmodelle gesundheitlich aus dem letzten Loch pfeifen und die freien Tage ohne Bereitschaft brauchen, um nicht krank zu werden. > >? Das war darauf bezogen, dass Menschen diese Wahl für mehr Urlaubgstage trotz Gehaltsverlust treffen müssen, weil sie sonst am Stock gehen. Ich hätte gewettet, dass das was ist, was die Älteren verstärkt ziehen. Aus dem Tarifvertrag spricht halt das Bedürfnis der Arbeitnehmer, sich irgendwie freie Tage zu erstreiten, weil sie es dringend brauchen. In anderen Tarifverträgen hat das afaik immer eher nachrangige Wichtigkeit nach Entgelt und generellen Arbeitsbedingungen. >>>Dass sich die "Wut der Bahnkunden" immer häufiger in wüste Beschimpfungen und gar tätliche Angriffe äußern, ist mehr als schäbig, wird dabei trotzdem gern übersehen. 100% agree. Und genau dagegen wollte ich argumentieren, wenn wieder von der bösen GDL gesprochen wird, die "das Land in Geiselhaft nimmt" und deren Streikrecht eingeschränkt werden muss. Aber wenn jegliche Empörung, auch die, die von der Bahn selber geschürt wird, immer bei den Beschäftigten landet, ist man ja am Ende ziemlich hilflos. Denn ja, das ist schäbig und falsch. Gerade die abhängig beschäftigte Bevölkerung müsste sich vehement hinter die Angestellten stellen und deren Streikbemühungen unterstützen. >>Das stimmt. Ich sehe aber nicht, wie ich fordere, dass die Leute ihre Wut an den Angestellten auslassen sollen, sondern das Gegenteil. > >Die Angestellten sind aus Sicht der Menschen die Bahn. Keiner kennt die Vorstände persönlich. Natürlich trifft die Wut damit die normalen Angestellten. Mist. >>Ich hoffe, dass Du mir unsachliche Diskussion an dieser Stelle hier nicht unterstellen willst. > >Wenn du weiterhin darauf bestehst dass man die Politik nicht betrachten sollte und statt dessen "Wut" gegen die Bahn generell gutheißt, dann drängt sich der Gedanke leider auf, sorry. Es war halt immer nur die Rede von Bahn und GDL. Das zu verkomplizieren, indem man jetzt noch die Grundsatzdiskussion um die Privatisierung führt, grenzte für mich halt an Whataboutism. Aber ich weiss nicht, ob das klug ist oder nicht. Tatsächlich und im Grunde muss man diese Diskussion führen, ja. Und ich habe verstanden, dass wir bei diesem Thema auch einer Meinung wären. >Es kann natürlich auch sein dass ich etws unentspannt bin weil ich keine Lust mehr habe, ständig zu hören "Warum seid ihr so Scheiße?", nur um dann zu merken dass trotzdem Niemand die Antwort zur Kenntnis nehmen will. Wenn Du Angestellter der Bahn bist, dann bist Du nicht Scheiße. Wenn Du Bahnvorstand bist... müsste ich nochmal nachdenken ;) Im Ernst: Es ging und geht mir an keiner Stelle um etwas anderes, als klar zu machen, dass die Verantwortung beim Konzern und nicht bei den Beschäftigten liegt. Auch nicht bei denen, die da gerade streiken. Der Zorn ist halt wirklich fehlgeleitet. |
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