| Thema: |
|
||
| Autor: | Xtant | ||
| Datum: | 29.05.24 12:13 | ||
| Antwort auf: | Was ich noch sagen wollte #272 von Headhunter | ||
Ich hab das zwischen Indien und Tibet/China eingepferchte Himalaya-Königreich fälschlicherweise als abgeschotteten, autoritären Staat eingeordnet. Hab das da zum Teil wohl auch mit Brunei verwechselt. Zwar steht Bhutan sowohl wirtschaftlich als auch bei vielen politischen Indizes nur ziemlich mittelmäßig da, es ist aber der einzige Staat der Erde, bei dem der Staatszweck offiziell dem Naturschutz und dem Glück seiner Bevölkerung gewidmet sind. Statt eine Bruttonationaleinkommens gibt es das Bruttonationalglück, das regelmäßig statistisch erfasst wird. Bhutan ist auch das einzige Land der Erde, das komplett klimaneutral ist. Zwei Drittel des Landes sind (größtenteils unberührter) Wald. Bergsteigen über 6.000 Meter ist verboten, weil die Bewohner (der Buddhismus ist Staatsreligion) auf den Gipfeln Geister und Götter beheimatet sieht. Der 7.560 Meter hohe Gangkhar Puensum ist der höchste unbestiegene Berg der Erde. Zwar ist Bhutan frei bereisbar, durch die topographischen Gegebenheiten sowie diverse Vorgaben der Regierung (eine Nacht muss mindestens 100 Dollar kosten), aber halbwegs stark limitiert. 2010 konnte von einem britisch-deutschen Team bewiesen werden, dass der Himalaya-Tiger tatsächlich kein Mythos ist und hier auf teilweise über 4.000 Metern Höhe lebt. Die Nachricht wurde sogar dem Ministerpräsidenten überbracht, der sich in quasi perfektem Englisch sichtlich darüber gefreut hat. Bhutan ist auch die einzige Region der Erde, in der z.B. Tiger und Schneeleopard im gleichen Gebiet leben. Bhutan unterhält nur zu 52 Staaten der Erde diplomatische Beziehungen; zu Deutschland erst seit 2020. Es ist auch der einzige Staat der Erde, der weder zu China noch zu Taiwan diplomatische Beziehungen unterhält. Rund die Hälfte des kompletten Staatshaushaltes wird durch den Stromexport einiger großer Wasserkraftwerke bestritten. Fernsehen wurde erst 1999 erlaubt (als letztem Land der Erde), das Internet nutzen inzwischen über 80% der Bevölkerung, das ist westliches Niveau. Zum Vergleich: Im fast benachbarten Nepal sind es gerade mal 20%. Ich finde das alles ziemlich faszinierend. |
|||
| < antworten > | |||