Thema:
Re:Nochmals zu Süsstoffen und Cola flat
Autor: Atlan
Datum:11.06.24 13:50
Antwort auf:Re:Nochmals zu Süsstoffen und Cola von DS_Nadine

>Leg mal ein Stück Fleisch in deine Cola und guck ein paar Tage zu wie die Phosphorsäure in der Cola es zersetzt.

Argh, den Vergleich habe ich tatsächlich das letzte Mal in der Grundschule in den 80ern gehört und dachte tatsächlich, er sei komplett ausgestorben und inzwischen wüsste jeder, warum er in der Praxis vollkommen irrelevanter Quatsch ist.

Aber so viel mal wieder zum Thema nicht tot zu kriegender Ernährungsmythen...

>Phosphorsäure in Cola steht in Verdacht Osteoporose zu verursachen aber generell sagt man das ist in normalen Mengen ungefährlich.

Unter Umständen im Verdacht (!) bei einer sehr spezifischen Zielgruppe (!) in sehr hohen Dosen (!).

Nichts davon hat mit Pascal Parvex zu tun, denke ich.

>Süßstoff steht neben allem Anderen auch im Verdacht Zuckerkrankheit auslösen zu können, weil der Körper aufgrund der Süsse Zucker abbauen will der gar nicht da ist.

Nein, nein und noch mal nein. Seit Ewigkeiten komplett wiederlegter Mythos.

>Ich würd mich wegen nix davon bekloppt machen bei normalen Mengen, aber der Deutsche im Mittel trinkt 47 Liter im Jahr, Du 1825 Liter.

Wahrscheinlich sind auch die noch vollkommen harmlos.

Und letztlich geht es immer um die Verhältnismäßigkeit:

Sogar wenn ein Bruchteil der negativen Mythen hinsichtlich Süßstoffen tatsächlich zuträfen, wäre ein Liter zuckerhaltige Cola pro Woche, ne Tafel Schokolade oder zwei Bier wahrscheinlich immer noch viel schädlicher.

Und "harmlose" 10 kg Übergewicht, die hier im Forum wahrscheinlich fast jeder mit sich herumschleppt, sind mit Sicherheit 100-fach tödlicher als ein Leben lang täglich zehn Liter Cola light.

Das mal zur relativen Einordnung, und warum die überproportionale Aufregung bei Süßstoffen einfach vollkommen irrational ist.

Aber Ernährungsmythen, besonders wenn es um "Künstliches" oder "Chemie!!1" geht, triggern leider irrationale Ängste und sind entsprechend wohl leider nicht totzukriegen. Wissenschaftler mit halbgaren Ministudien, die ihre Paper pushen wollen, sowie schlechter Wissenschaftsjournalismus und Boulevard, der maximal das Abstract liest und jede dieser Schreckensmeldungen dankbar aufnimmt (da machen sogar New York Times, Guardian und Co. regelmäßig mit), tut den Rest.

Letzte Woche hatte ich erst wieder unabhängig voneinanders zwei Erlebnisse:

Erst ein zertifizierter Fitnesstrainer und Ernährungsberater im Gym und kurz darauf ein befreundeter Arzt/Internist erzählten mir unabhängig voneinander, dass Süßstoffe ja so schlecht seien und nicht zum Abnehmen taugten, weil Süßstoffe den Körper täuschen und den Blutzucker genau so ansteigen lassen würden wie echter Zucker und der Körper dann kein Fett verbrenne, bla bla bla blubb.

Haarstreubender unwissenschaftlicher, physikalisch/biologischer Unsinn, der sich mit drei Minuten googlen wiederlegen ließe und auch in unzähligen Studien wurde.

Oder einfach im Selbstversuch für Jedermann: Blutzuckertest-Kit inkl. 100 Teststreifen für 15€ in der Apotheke oder bei Amazon kaufen. In den Finger piecken und Blutzucker testen --> eine Cola light trinken --> ne Viertelstunde später erneut in den Finger stechen und Blutzucker testen --> was wird man wohl sehen? Ganz im Gegensatz zu einer echten Cola? Spoiler: Nichts! Mind blown!

Ungefähr so aufwendig, wie Schwerkraft zu beweisen, indem man einen Apfel fallen lässt.

Aber nee, Studienlage checken oder einfach an sich selbst testen ist offenbar zu viel verlangt. Lieber wiederholt man unreflektiert jahrzehntealte Mythen. Sogar Ernährungsberater und Ärzte. Was erwartet man da von der Normalbevölkerung, die sich noch viel weniger mit sowas beschäftigt?


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