Thema:
Re:Die Boss - Intelligenzforscherin Elsbeth Stern flat
Autor: Transistor
Datum:03.07.24 12:44
Antwort auf:Re:Die Boss - Intelligenzforscherin Elsbeth Stern von _bla_

>Aber auch an anderen Stellen gibt die Kurve ja jetzt keine logischen Punkte her, an denen man besonders sinnvoll in ein zwei oder dreiteiliges Schulsystem einteilen könnte.

Du hast den Podcast nicht gehört, oder? 15% überdurchschnittlich intelligent, 70% dicht beieinander liegender Durchschnitt und 15% unterdurchschnittlich. Es scheint gut abgrenzbare Bereiche zu geben. Die Schweiz macht den Schnitt laut Podcast bei rund 20%.

>Zudem muss man realitisch sagen, dass das dreiteilige Schulsystem in Deutschland doch auch schon immer weniger nach Intelligenz und viel mehr nach Schicht der Eltern selektiert hat. Als bei vor mehr als 30 Jahren der Wechsel auf die Oberschule anstand, sind aus meiner Klasse auch damals schon wesentlich mehr als 50 Prozent ans Gymnasium gewechselt, obwohl damals die durchschnittliche Quote bei rund 1/3 lag. Warum waren es in meiner Grundschule eher doppelt so viel? Weil sie in einer "sehr guten" Wohngegend lag, wo nahezu ausschließlich das Bildungsbürgertum gewohnt hat. Waren deren Kinder alle überdurchschnittlich klug? Nein, aber sie wurden halt gut gefördert und hatten keine armutsbedingten Hürden zu überwinden, aber vor allem haben sie davon profitiert, das die Lehrer Empfehlungen fürs Gymnasium stark von der Qualifikation der Eltern abhängig machen:
>[https://deutsches-schulportal.de/expertenstimmen/gleiche-leistung-gleiche-chancen-iglu-2021-beweist-das-gegenteil/]


Wir hatten bis 90 hier im Osten ein funktionierendes Schulsystem bei dem man nur das Ideologische hätte über Bord werfen müssen... Das das System West schon vor 30 Jahren nicht das beste war (Beispiel: fehlendes Zentralabitur) ist klar.

>Und zur Reformierbarkeit: Die Reform passiert doch gerade.

Ja, in die vollkommen falsch Richtung. Das Abitur wird immer belangloser und komplett entwertet. Hat ja eh so gut wie jeder, egal wie fähig. Zur Not richtet es die Nachhilfe.
Und welches Licht wirft das auf Real- und Hauptschule? Wer bleibt da noch?

>Das Gymnasium wird zur Standardschule, die fast jeder besucht und die auch inoffizielle Voraussetzung ist für viele Berufe ist, die kein Studium erfordern.

Noch so eine Fehlentwicklung. Durch die Entwertung der einzelnen Abschlüsse muss es jetzt schon für viele Jobs Abitur sein.
Wo erhalten dann die überdurchschnittlich intelligenten Kinder noch ihre Förderung wenn das Abitur in der Mittelmäßigkeit versinkt?

>Gleichzeitig taugt das Abitur nicht mehr uneingeschränkt als Hochschulzugangsberechtigung, sondern die Unis
>sortieren stark vor, entweder nach Noten, mit Aufnahmetests oder mit enorm hohen Abbrecherquoten in den ersten Semestern.


Auch das Studium steht seit Jahrzehnten unter Druck. Hörsäle wollen gefüllt werden, Professoren haben Quoten zu erfüllen und auch dort ist der Verfall längst angekommen.

Transistor


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