Thema:
Re:Die Boss - Intelligenzforscherin Elsbeth Stern flat
Autor: _bla_
Datum:03.07.24 15:27
Antwort auf:Re:Die Boss - Intelligenzforscherin Elsbeth Stern von Transistor

>>Aber auch an anderen Stellen gibt die Kurve ja jetzt keine logischen Punkte her, an denen man besonders sinnvoll in ein zwei oder dreiteiliges Schulsystem einteilen könnte.
>
>Du hast den Podcast nicht gehört, oder? 15% überdurchschnittlich intelligent, 70% dicht beieinander liegender Durchschnitt und 15% unterdurchschnittlich. Es scheint gut abgrenzbare Bereiche zu geben. Die Schweiz macht den Schnitt laut Podcast bei rund 20%.


Als ich den Post geschrieben hatte nicht, aber ich hab jetzt noch mal reingehört und habe dort auch nur das gehört, was ich schon wusste, nämlich das man gewöhnlicherweise von einer Normalverteilung der Intelligenz ausgeht. Und in einer Normalverteilung gibt es eben keine klar abgrenzbaren Bereiche (außer eben dem Durchschnitt, der die Normalverteilung genau in zwei Hälften teilt):

[https://de.wikipedia.org/wiki/Normalverteilung]

Es gibt die Standardabweichung, die gerne genommen wird, wenn man eine Normalverteilung noch weiter unterteilen will, aber ergibt lediglich mathematisch besonders einfach zu berechnende Schwellwerte. Man könnte sich aber genauso gut auch andere Schwellwerte überlegen. Es ist auch kein gesellschaftlich nachvollziehbar Begründung für die Relevanz von einem Schwellwert von bspw. einer Standardabweichung über dem Durchschnitt oder den obersten 20% erkennbar. Natürlich kann man solche Schwellwerte setzen, aber in dem Podcast habe ich dafür jetzt auch keine Begründung gehört. Du etwa?

>Wir hatten bis 90 hier im Osten ein funktionierendes Schulsystem bei dem man nur das Ideologische hätte über Bord werfen müssen... Das das System West schon vor 30 Jahren nicht das beste war (Beispiel: fehlendes Zentralabitur) ist klar.

Nur das "Ideologische"? Man sollte da nicht übersehen, das das Ideologische eben nicht nur "Staatsbürgerkunde" war, sondern auch die Auswahl der Schüler nach politischer Loyalität und Herkunft.

Fehlendes Zentralabitur hat durchaus auch Vorteile. Mit einem Zentralabi bekommt man halt schnell auch mal lauter sehr gute Noten, auch für eher mittelmässige Schüler, an Schulen mit priviligiertem Standort, umgekehrt bekommen da auch tolle Schüler mit sehr hoher Intelligenz und Fleiß schnell mal schlechte Noten, wenn sie in einer Problemschule gelandet sind.

>>Und zur Reformierbarkeit: Die Reform passiert doch gerade.
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>Ja, in die vollkommen falsch Richtung. Das Abitur wird immer belangloser und komplett entwertet. Hat ja eh so gut wie jeder, egal wie fähig. Zur Not richtet es die Nachhilfe.
>Und welches Licht wirft das auf Real- und Hauptschule? Wer bleibt da noch?


Die werden dadurch letztlich abgeschafft, die Hauptschulen sind in vielen Bundesländern schon verschwunden und in anderen Bundesländer stark am schrumpfen. Wir werden letztlich zu einer Schulform kommen, bei dem alle Kinder bis zur 10 Klasse die gleiche Schule besuchen und ich halte das auch nicht für verkehrt. Im Bildungssystem der DDR war das ja auch nicht groß anders.

>>Das Gymnasium wird zur Standardschule, die fast jeder besucht und die auch inoffizielle Voraussetzung ist für viele Berufe ist, die kein Studium erfordern.
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>Noch so eine Fehlentwicklung. Durch die Entwertung der einzelnen Abschlüsse muss es jetzt schon für viele Jobs Abitur sein.
>Wo erhalten dann die überdurchschnittlich intelligenten Kinder noch ihre Förderung wenn das Abitur in der Mittelmäßigkeit versinkt?


Bspw. in Leistungskursen für einzelne Fächer und durch gute pädagogische Ausbildung  der Lehrer, die durchaus auch in der gleichen Klasse auf sehr unterschiedliche Leistungsniveaus eingehen können. Mit einem klassischen dreigliedrigem Schulsystem hast du hingegen auch bspw. auch mit der guten Förderung von Schülern Probleme, die nicht einheitlich gute, mittelmäßige oder schlechte Schüler sind, sondern in unterschiedlichen Fächern auf sehr unterschiedlichem Niveau unterwegs sind?

>Auch das Studium steht seit Jahrzehnten unter Druck. Hörsäle wollen gefüllt werden, Professoren haben Quoten zu erfüllen und auch dort ist der Verfall längst angekommen.

So richtig groß ist der Druck da nicht, bspw. in den MINT Fächer ist es immer noch völlig akzeptiert, dass dort ein sehr großer Anteil Studienabbrecher gibt. Das ist durchaus ein großer Vorteil der deutschen Unis, dass es längst nicht so einen Druck gibt, wie in Ländern mit hohen Studiengebühren, auch nahezu alle Studenten zum Abschluss zu führen.


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