Thema:
Re:Die Boss - Intelligenzforscherin Elsbeth Stern flat
Autor: Transistor
Datum:03.07.24 17:05
Antwort auf:Re:Die Boss - Intelligenzforscherin Elsbeth Stern von _bla_

>Es ist auch kein gesellschaftlich nachvollziehbar Begründung für die Relevanz von einem Schwellwert von bspw. einer Standardabweichung über dem Durchschnitt oder den obersten 20% erkennbar. Natürlich kann man solche Schwellwerte setzen, aber in dem Podcast habe ich dafür jetzt auch keine Begründung gehört. Du etwa?

Nein, dafür war die Stunde wohl nicht ausreichend. Nachdem sie sich nun ein ganzes Forscherleben damit beschäftigt würde ich ihr aber zubilligen sich da entsprechend Gedanken gemacht zu haben. Zumal es ja mit Schweiz und auch DDR ganz gut passt.

>Nur das "Ideologische"? Man sollte da nicht übersehen, das das Ideologische eben nicht nur "Staatsbürgerkunde" war, sondern auch die Auswahl der Schüler nach politischer Loyalität und Herkunft.

Das hat auch keiner gesagt. Das ideologische raus und man hätte ein sehr gutes Schulsystem gehabt was dem heutigen haushoch überlegen gewesen wäre und auch damals schon war. Zumal an erster Stelle erst einmal die Fähigkeiten standen und dann das ideologische on Top kam. Das wird und wurde, insb. mit Westdeutscher Brille, regelmäßig überbewertet.
Man konnte auch ohne Parteibuch, mit Westverwandtschaft und mit einem Beamten als Vater studieren und Lehrer werden. Mit aktiven/offenem Engagement in oppositionellen Kreisen sah es natürlich anders aus.
Es wäre doch aber problemlos möglich gewesen das in einem Gesamtdeutschen Bildungssystem wegzulassen.

Passender Artikel dazu, mittlerweile aber auch schon 22 Jahre alt:
[https://taz.de/Nach-Pisa-Riesa/!1090084/]

>Fehlendes Zentralabitur hat durchaus auch Vorteile. Mit einem Zentralabi bekommt man halt schnell auch mal lauter sehr gute Noten, auch für eher mittelmässige Schüler, an Schulen mit priviligiertem Standort, umgekehrt bekommen da auch tolle Schüler mit sehr hoher Intelligenz und Fleiß schnell mal schlechte Noten, wenn sie in einer Problemschule gelandet sind.

Ich sehe praktisch nur Nachteile beim dezentralen Abi. Wem soll damit geholfen sein mittelmäßige Schüler durch die passenden Fragen durchs Abitur zu bringen? Spätestens beim Studium hilft das keinem mehr weiter. Von der fehlenden Vergleichbarkeit ganz zu schweigen.

>Die werden dadurch letztlich abgeschafft, die Hauptschulen sind in vielen Bundesländern schon verschwunden und in anderen Bundesländer stark am schrumpfen. Wir werden letztlich zu einer Schulform kommen, bei dem alle Kinder bis zur 10 Klasse die gleiche Schule besuchen und ich halte das auch nicht für verkehrt. Im Bildungssystem der DDR war das ja auch nicht groß anders.

In der DDR hattest du die POS bis zur 10. Klasse für alle. Das wäre hier die Realschule als Brot und Butter Schule. Wer das nicht geschafft hat ist bereits nach der 8. Klasse raus und für die leistungsstarken Schüler gab es 2 Jahre extra an der EOS wo der anspruchsvollere Stoff behandelt wurde.
Also ja, war ähnlich, aber eben nicht mit dem Gymnasium für alle und 50%+ Abiquote.

>Bspw. in Leistungskursen für einzelne Fächer und durch gute pädagogische Ausbildung  der Lehrer, die durchaus auch in der gleichen Klasse auf sehr unterschiedliche Leistungsniveaus eingehen können.

Das hilft auch nur begrenzt. Am Ende schreiben alle die gleichen Prüfungen und ab irgend einem Punkt ergibt es auch keinen Sinn mehr jedem Schüler die komplexeren Themen überhaupt beizubringen.

>Mit einem klassischen dreigliedrigem Schulsystem hast du hingegen auch bspw. auch mit der guten Förderung von Schülern Probleme, die nicht einheitlich gute, mittelmäßige oder schlechte Schüler sind, sondern in unterschiedlichen Fächern auf sehr unterschiedlichem Niveau unterwegs sind?

S.o. war ja alles schon einmal gelöst.

>So richtig groß ist der Druck da nicht, bspw. in den MINT Fächer ist es immer noch völlig akzeptiert, dass dort ein sehr großer Anteil Studienabbrecher gibt. Das ist durchaus ein großer Vorteil der deutschen Unis, dass es längst nicht so einen Druck gibt, wie in Ländern mit hohen Studiengebühren, auch nahezu alle Studenten zum Abschluss zu führen.

Hier in Sachsen gibt es Zielvorgaben für die Hochschulen deren Einhaltung Auswirkungen auf die Finanzierung hat. Ob die für einzelne Fachrichtungen unterschiedlich aussehen weiss ich nicht. Über die kompletten Einrichtungen hinweg gesehen ist es aber so. Es gibt einen enormen Druck Studenten möglichst bestehen zu lassen.

Speziell für Informatik kann ich dir aus eigener Erfahrung aus den 90ern berichten, dass eine Durchfallquote nicht viel über den Anspruch des Studiums aussagen muss. Da hatten wir in den ersten beiden Semestern Mathematik nicht viel mehr Themen als es schon das Abitur abgedeckt hatte und dennoch 60% Durchfaller im ersten Versuch. Das hat sich nur gebessert da der 2. Versuch exakt die Fragen des ersten wiederholt hatte...

Transistor


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