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Autor: | _bla_ | ||
Datum: | 03.07.24 20:57 | ||
Antwort auf: | Re:Die Boss - Intelligenzforscherin Elsbeth Stern von Transistor | ||
>>Es ist auch kein gesellschaftlich nachvollziehbar Begründung für die Relevanz von einem Schwellwert von bspw. einer Standardabweichung über dem Durchschnitt oder den obersten 20% erkennbar. Natürlich kann man solche Schwellwerte setzen, aber in dem Podcast habe ich dafür jetzt auch keine Begründung gehört. Du etwa? > >Nein, dafür war die Stunde wohl nicht ausreichend. Nachdem sie sich nun ein ganzes Forscherleben damit beschäftigt würde ich ihr aber zubilligen sich da entsprechend Gedanken gemacht zu haben. Zumal es ja mit Schweiz und auch DDR ganz gut passt. Vielleicht fällt aber auch auf das es fast alle anderen Staaten anders machen und die Schüler sehr lange alle zusammenlassen, inklusive Länder wie Japan oder Finnland, die im Pisa Ranking regelmässig wesentlich abschneiden als Deutschland oder die Schweiz und auch die DDR die Schüler wesentlich später trennt, als das in den meisten deutschen Bundesländer passiert. >Man konnte auch ohne Parteibuch, mit Westverwandtschaft und mit einem Beamten als Vater studieren und Lehrer werden. Mit aktiven/offenem Engagement in oppositionellen Kreisen sah es natürlich anders aus. Auch Gülcan mit Kopftuch aus dem Arbeiterhaushalt in Berlin-Neuköln kann Medizin studieren, aber Moritz aus Hamburg-Blankenese aus dem Medizinerhaushalt wird es trotzdem viel viel einfacher haben, das zu erreichen. Natürlich gibt es trotz aller Probleme entsprechende Bildungsbiographien, genauso wie es auch die Leute gab, die nicht bei der FDJ mitgemacht haben sondern in der Kirchengemeinde aktiv waren und trotzdem auf die EOS gekommen sind. >Passender Artikel dazu, mittlerweile aber auch schon 22 Jahre alt: >[https://taz.de/Nach-Pisa-Riesa/!1090084/] Warum man unbedingt dafür ein gegliedertes Schulsystem braucht erklärt der Artikel aber auch nicht und Sachen wie Mathe-Olympiaden finden eben auch schon länger in vereinten Deutschland statt. >>Fehlendes Zentralabitur hat durchaus auch Vorteile. Mit einem Zentralabi bekommt man halt schnell auch mal lauter sehr gute Noten, auch für eher mittelmässige Schüler, an Schulen mit priviligiertem Standort, umgekehrt bekommen da auch tolle Schüler mit sehr hoher Intelligenz und Fleiß schnell mal schlechte Noten, wenn sie in einer Problemschule gelandet sind. > >Ich sehe praktisch nur Nachteile beim dezentralen Abi. Wem soll damit geholfen sein mittelmäßige Schüler durch die passenden Fragen durchs Abitur zu bringen? Es geht nicht darum mittelmäßige Schüler durch die passenden Fragen durchs Abitur zu bringen, sondern die Lernleistung innerhalb der Schule besser zu ermitteln. Ein Zentralabi bringt dir Vergleichbarkeit beim aktuellen Kenntnisstand eines Schülers, ist dafür aber schlechter dabei zu ermitteln, wie gut ein Schüler innerhalb der lokalen Schülerschaft abschneidet und wie gut gelernt hat. Nehmen wir eine Beispiel mit zwei Schülern: Schüler A ist der eine auf eine Schule in einem sozialen Brennpunkt gegangen, die Lehrer konnten sich nicht voll auf den Stoff konzentrieren, sondern mussten viel soziale Probleme lösen und konnten nicht alles was vom Zentralabi abgefragt wird, vollständig behandeln und löst dieser Schüler A viele Aufgaben ansatzweise, die gar nicht richtig behandelt wurden, so das sie für ihn schwierige Transferaufgaben sind. Dann steht er im Zentralabi damit vielleicht trotzdem nur mittelmäßig da, obwohl er wahrscheinlich sehr klug und fleißig ist. Schüler B hingegen ist eher nur mittelmäßig fleißig und klug, geht aber im Villenviertel auf die Schule. Soziale Probleme gibt es kaum, diverse Lehrer ziehen den Stoff so schnell durch, dass er von der halben Klasse nicht verstanden wird, aber das bekommen sie nicht mit, denn 3/4 der Klasse haben irgendwelche Nachhilfelehrer, die den Kindern helfen mit dem hohen Tempo klarkommen. Was im Zentralabi eigentlich als schwierige Transferaufgaben gedacht war, kommt dort schon im Unterricht vor, so das für die Schüler daraus eine viel einfachere Aufgabe wird, weil kein Transfer geleistet werden muss, sondern nur schon bekanntes wiedergegeben wird. Ohne Zentralabi wären die Aufgaben im Abi von Schüler B andere gewesen, die Lehrer hätten gewusst, welche Themen schon in welchem Detailgrad behandelt wurden und hätten bspw. auch Aufgaben eingebaut, die auch bei Schüler B abgeprüft hätten, ob er schwierige Transferleistungen erbringen kann. Im Zentralabi schneidet Schüler B viel besser als Schüler A ab. Kommen beide auf die gleiche Uni, profitiert Schüler B kurzzeitig von seinem besseren Kenntnissstand, aber nach 2-3 Semestern wird Schüler A besser darstehen als Schüler B weil seine Auffassungsgabe wesentlich besser ist. Mit einem Zentralabi bekommst du eine bessere Vergleichbarkeit des aktuellen Kenntnissstands, aber individuelle Abiprüfungen können besser dazu geeignet sein, das Potential von Schülern zu erkennen und das Ranking innerhalb einer Schule festzustellen. >In der DDR hattest du die POS bis zur 10. Klasse für alle. Das wäre hier die Realschule als Brot und Butter Schule. Wer das nicht geschafft hat ist bereits nach der 8. Klasse raus und für die leistungsstarken Schüler gab es 2 Jahre extra an der EOS wo der anspruchsvollere Stoff behandelt wurde. >Also ja, war ähnlich, aber eben nicht mit dem Gymnasium für alle und 50%+ Abiquote. Namen sind Schall und Rauch. Es ist letztlich egal, ob du nun einen Schultyp hast und der nun einfach nur Oberschule heißt oder ob er aus irgendwelchen historisch Gründen Gymnasium heißt. Genauso wie egal ist, was für einen Namen der Abschluß am Ende hat. Und das leistungsschwächere Schüler auch nach der 10. Klasse abgehen können, ist ja auch in Deutschland gegeben. >Das hilft auch nur begrenzt. Am Ende schreiben alle die gleichen Prüfungen und ab irgend einem Punkt ergibt es auch keinen Sinn mehr jedem Schüler die komplexeren Themen überhaupt beizubringen. Nö. Das ist in sehr vielen Ländern völlig normal, das eben nicht alle die gleichen Prüfungen schreiben und ja auch der Fall bei den Leistungskursen so. >>So richtig groß ist der Druck da nicht, bspw. in den MINT Fächer ist es immer noch völlig akzeptiert, dass dort ein sehr großer Anteil Studienabbrecher gibt. Das ist durchaus ein großer Vorteil der deutschen Unis, dass es längst nicht so einen Druck gibt, wie in Ländern mit hohen Studiengebühren, auch nahezu alle Studenten zum Abschluss zu führen. >Hier in Sachsen gibt es Zielvorgaben für die Hochschulen deren Einhaltung Auswirkungen auf die Finanzierung hat. Ob die für einzelne Fachrichtungen unterschiedlich aussehen weiss ich nicht. Über die kompletten Einrichtungen hinweg gesehen ist es aber so. Es gibt einen enormen Druck Studenten möglichst bestehen zu lassen. >Speziell für Informatik kann ich dir aus eigener Erfahrung aus den 90ern berichten, dass eine Durchfallquote nicht viel über den Anspruch des Studiums aussagen muss. Da hatten wir in den ersten beiden Semestern Mathematik nicht viel mehr Themen als es schon das Abitur abgedeckt hatte und dennoch 60% Durchfaller im ersten Versuch. Das hat sich nur gebessert da der 2. Versuch exakt die Fragen des ersten wiederholt hatte... Das führt dann aber nicht zu einer hohen Abbrecherquote, sondern nur dazu das die meisten Leute eben zwei Versuche brauchen. Durchfallquoten und Abbrecherquoten sind sehr schon andere Messwerte. Ich halte Abbrecherquoten schon für einen Indikator, zumindest wenn die Zugangsvorraussetzungen ähnlich sind. Es ist aber sicher problematisch, wenn man bspw. ein Fach mit einem NC von 1,0 mit einem Fach ohne NC vergleicht und würde dann aus der höheren Abbrecherquote bei Fach ohne NC daraus schließen, dass das Fach anspruchsvoller ist. |
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