Thema:
Re:Sehe ich anders flat
Autor: token
Datum:15.08.24 20:35
Antwort auf:Re:Sehe ich anders von Pezking

>>Du bist also Kunde von "Musk" wenn du einen Tesla kaufst?
>
>Aktuell schon, ja.
>

Okay, und wenn heute Taylor Swift oder Lukas Podolski zum CEO gekürt wird, dann bist du Kunde von denen?

>>Tesla ist ein Konzern, Musk ein Mitarbeiter in tragender Rolle. Für die Leistungsbewertung dieser Rolle ist die Geisteshaltung von Musk einfach irrelevant.
>
>Mir ist das nicht egal. Nicht, wenn der reichste Mensch der Welt ein extremes Mitteilungsbedürfnis hat und mir damit permanent auf die Eier geht.
>

Ich halte Musk für etwas was ich nicht ausformulieren möchte um den Mods keine Kopfschmerzen zu bereiten. Aber ich sehe eben eine gewisse Trennschärfe zu einem Konzern und zu den im Konzern arbeitenden Personen, die wie gesagt, austauschbar sind und auch ständig ausgetauscht werden. Was mich umtreibt sind die Handlungsräume die man in einem Konzern hat ab einer gewissen Größe hat. Und diese sind meines Erachtens sehr begrenzt.

Insofern betrachte ich in erster Linie ein Wirtschaftsvehikel, ein "Ding", nach anderen Kriterien. Da ich den Klimawandel für das akut wichtigste Thema halte und denke dass viele Dinge, wie etwa Inflation, globale Krisenherde, und eben auch zunehmende Zuspitzung von Flüchtlingskrisen die berechenbar noch richtig eskalieren werden, maßgeblich aufgrund der Konsequenzen des Klimawandels, für DAS wichtigste politische Thema überhaupt.

Vieles, worüber wir uns akut die Köppe einschlagen, kann meines Erachtens auf diese Problematik zurück geführt werden. Löst man dieses Problem, löst man damit auch einen Rattenschwanz an Problemen die einfach nur Symptome der tatsächlichen Krise darstellen. Imo.

Ich arbeite in der Finanzindustrie. Dort passiert nun das, was schon seit zig Jahren als Zielbild vor sich hergetragen wird. Nämlich dass man sagt, wir brauchen in der Wirtschaft Steuerungsregularien, die einem Konzern, der in seiner Natur nur auf Wachstum und Gewinnmaximierung aus ist, Leitplanken setzt, die diesen dazu bringen das zu tun was die Welt braucht.

Ohne dass man den Konzern in seinem Wesen verändert, weil man sagt, das ist ein Konstrukt das sich ja bewährt hat.
Man möchte also die sehr gute Performance von solchen Konstrukten so steuern dass sie genau das machen was die Menschheit braucht. Und genau dafür sind diese verfickten Konstrukte auch erfunden worden, um den Menschen zu dienen.

Das Schlagwort hierzu ist ESG. Und wie das funktionieren soll, wird aktuell "erfunden". Dabei ist das Prinzip natürlich sehr naheliegend. Du willst bewerten und irgendwie monitoren ob das was ein Unternehmen tut, irgendwie Nachhaltigkeitszielen zuarbeitet, oder diese sabotiert.
Wir sehen beim CO2-Handel bspw. eine Vorstufe davon. Wenn du da geil unterwegs bist profitierst du, wenn nicht, wirst du zur Kasse gebeten. Soweit jedenfalls die Theorie.

Warum kann das funktionieren? Weil für einen Konzern (blenden wir mal Nintendo aus die Rücklagen bilden) jeder fucking Cent der nicht arbeitet und mehr Cents generiert, ein Skandal ist. Und gerade weil das so ist, laufen diese ganzen Konstrukte auf Kante wo Kredite von Finanzinstituten das Schmierfett im Motor sind. Wie ein Casino bei dem alle Teilnehmer Wetten auf Kredit setzen, weil sie einen Lauf haben, und wenn es läuft, dann behindert die "seriöse" Rücklage einfach nur den möglichen Gewinn. Und wenn sich da ein Spacko verzettelt, interessiert das einen Toten, das System funktioniert. Verpiss dich zur Tür du Opfer, der nächste Leistungsträger wartet schon. Kapitalismus fuck yeah!

Genau das ist der Grund warum Subprime diesen möglichen Dominoeffekt drinne hatte.
Wenn ein Player ausfällt, irgendeine Schraube, okay, wird gefixt, aber wenn das Schmierfett im Motor (Finanzinstitute) ausfallen wird es böse und Domino.  

Whatever, und ich spare mir mal meine persönliche Irritation darüber auszuführen dass solche Themen wie ESG, die von McKinsey in der Beratung von den absoluten Topmanagern als DIE wichtigsten Entwicklungen geführt werden, wie solche Themen in der aktuellen Zusammenlegung von Wirtschaft und Umwelt (was macht eigentlich Herr Habeck) profitieren, meinem Eindruck nach in der öffentlichen Wahrnehmung ziemlich untergehen. Es gäbe da einiges zu sagen. Aber drauf geschissen weil eh schon WoT.

Da wird aktuell einiges getan. Die Aufgabe ist, wie stelle ich eigentlich fest was ein Unternehmen tut? Wie messe ich das? Wie kann ich das prüfen? Und vor allem, worauf kommt es bei der Bewertung an? Denn die Konsequenzen sind Hardcore, Kreditkonditionen an solche Kriterien zu knüpfen ist keine Kleinigkeit, und genau deswegen verspricht man sich auch was davon.  

Und ich kann dir eines versichern. Es ist sowas von fucking egal wie sich der CEO von Tesla bei dieser Bewertung auf Shitter entblödet. Und wenn man die Komplexität dieser Bewertungen auch nur ansatzweise begreift, kommt man nicht mal entfernt auf die Idee sich auch nur einen Blick auf so einen bullshit zu werfen.

Weil das zu absolut nichts, aber auch gar nichts führt. Du wirst wirklich jeden, der in einem Workshop zu ESG-Monitoring auf die Idee käme, die Weltanschauungen von Mitarbeitern  als Messkriterium anzuführen, aus dem Stand kopfschüttelnd zur Tür hinaus begleiten. Und das vollkommen zu Recht weil's kompletter realitätsfremder Blödsinn ist. Und wenn man Tesla nach Kriterien bewertet die eben nicht hanebüchen sind, stehen die verdammt gut da. Vollkommen zu Recht wenn es nach mir geht.

Und das ist dann auch die Perspektive die ich da habe. Wem soll das was bringen? Worum geht es denn eigentlich?

>>Hast du mit dem was Tesla als Konzern betreibt ein gravierendes Störgefühl wenn du Musk ausblendest?
>
>Nein. Aber ich kann und will ihn nicht ausblenden.
>

Für mich absolut nachvollziehbar, ich bin echt fassungslos was bei dem Kerl los ist. Aber ich trenne das halt von wirtschaftlichen Realitäten und bin der Ansicht, man MUSS sowas trennen sobald es auf auf Flughöhen geht wo persönliche Befindlichkeiten zu einer Art weißem Rauschen wird. Da zählt dann, was macht das Unternehmen eigentlich. Und nicht ob der CEO ein durchgescheppeter Hurensohn ist. Ist einfach egal imo, ich kritisiere niemanden der für sich persönlich zu solchen Störgefühlen kommt, ich kritisieren wenn Wirtschaftsunternehmen solche Stunts abziehen oder eben auch, wenn Privatpersonen andere Privatpersonen die das anders handhaben nach dem Motto "wie kannst du nur" angreifen.  


>Für mich wäre es ein Fall von Cancel Culture, wenn jemand mit Vehemenz und tatsächlichem Durchsetzungsvermögen einen Boykottaufruf starten. Aber wenn jemand lediglich für sich selbst Konsequenzen zieht, fällt das für mich nicht darunter.

Don't get me wrong, ich bin gerade selbst ein wenig unglücklich mit mir solche vorbelasteten Kampfbegriffe zu nutzen, weil ich das wo da herkommt maximal zum Kotzen finde. Aber ich nenne es mal Boykott-Strategie. Für Privatpersonen, go for it. Verstehe ich. Mach ich punktuell auch. Warum soll ich was kaufen wo mich das was hinter Produktion steht anekelt. Und dass ich das im Fall Tesla nicht so bewerten würde, ist halt eine Ansicht die ich habe, wo ich aber auch gut damit leben kann wenn man das anders sieht. Das ist aber alles Privatraum und Privatmeinung.

Für ein Unternehmen wie Rossmann mit Interview warum man das tut und was man damit bezwecken möchte? PUH! Aus Gründen.


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