Thema:
Re:700km Auto Reichweite für 45k flat
Autor: Xtant
Datum:09.10.24 12:43
Antwort auf:Re:700km Auto Reichweite für 45k von Abe


>Zuletzt nicht mehr wirklich, wenn man die nicht-deutsche Konkurrenz heranzieht.

Jaja, die Chinesen... (und natürlich Kia/Hyundai, die ich nach wie vor für die aktuell mit am besten geführten Autohersteller der Welt halte). Natürlich soll man die nicht unterschätzen, aber nicht nur mich erinnert das halt an die Japaner Ende der 70er, als alle Angst hatten, dass uns die mit ihren Dumping-Modellen überrumpeln. Der neue Mazda 626 Ende 1982 etwa war ein modernes Auto, ein paar Tausen Mark günstiger als die deutsche Konkurrenz (bei Preisen unter 30.000 Mark ein enormer Unterschied) und hatte trotzdem elektrische Fensterheber, eine Zentralverriegelung und Velourssitze serienmäßig - damals die absoluten Königsdisziplinen bei der Ausstattung, die es bei Benz etwa erst im absoluten Topmodell 500 SEL serienmäßig gab. Er war auch irgendwann mal zwischendurch meistgekauftes Importauto überhaupt - nur hat er erstens dennoch keinen Markt überrant und zweitens, und das wird auch gerne bei den Chinesen vergessen, konnte Mazda dieses Preis-Leistungsgefüge auch nicht ewig durchhalten.

Grundsätzlich, und das soll jetzt kein Rant sein, hat die moderne Tech-Generation IMO zu simple bis falsche Vorstellungen davon, warum man jetzt genau ein bestimmtes Auto kauft. Immer noch neuerer Technik-Firlefanz, potenziell disruptive Technik und ein paar beeindruckende Daten alleine sind es einfach nicht.
Tesla hat(te) IMO lange den Vorteil, dass das, was Tech-Junkies abfeiern, und das, was gleichermaßen fortschrittliche wie pragmatisch-vernünftig denkende Autokäufer an einem e-Auto schätzen, halt in einem Model 3/Y bestens vereint war. Und das dazu fast alternativlos.

>Das ist definitiv der Fall, alternativlos ist ein Tesla nicht mehr.
>Für Leute, die so ein Auto aber dauerhaft bis zum Schluss fahren wollen zählt auch der "total cost of ownership" - und da ist die Karre weiterhin ungeschlagen. Als Nachhaltigkeit Fuzzi habe ich auch nicht vor in 3 oder 4 Jahren ein neues Auto zu holen. Ich find's nicht gut, wenn Leute alle 3 Jahre ein neues Auto kaufen oder leasen.


Richtig, dennoch begeht Tesla (speziell in Form von Musk) IMO den Fehler, fast nur noch auf den ganzen Fortschrittswahn zu setzen. FSD, Robo-Taxi etc. pp.

Ich sag ja beileibe nicht, dass Tesla an sich schlechte Autos baut. Doch ich habe etwas das Gefühl, dass man da ein wenig den Fokus verliert - neue Modellreihen, moderne Modellreihen, auch in klassischen Disziplinen gute Autos. Irgendwann will einfach keiner mehr ein Model 3 in der jetzigen Form kaufen, da kann er noch so oft gefaceliftet worden sein, FSD perfekt beherrschen und 1000 Kilometer Reichweite bieten. Dieses Balancing können die Chinesen derzeit gefühlt deutlich besser.

>Das wird sich zeigen. Ich bin immer noch unsicher mit der aktuellen Software. [...]
>VW hat da, auch mit Rivian, noch einiges aufzuholen. Eventuell wird man im ID.2 erstmalig davon was zu Gesicht bekommen. Das Problem haben übrigens auch die anderen dt. Hersteller.


Das sehe ich zweigeteilt - und da bin ich längst nicht der Einzige, behaupte ich mal. Einerseits stimme ich dir da uneingeschränkt zu.

Andererseits, und das versucht Tesla ja irgendwie nach wie vor zu pushen, weil sie da halt führend sind: Mir gefällt *überhaupt nicht*, dass die ganze Software-Architektur in etwas so letztendlich mechanischem wie einem Auto immer wichtiger wird. Das kann auf Dauer nicht gutgehen. Eine 40 Jahre alte Kiste kann die Essenz dessen, was ein Auto ausmacht, nämlich die Insassen von A nach B zu bringen, im Prinzip ganz genauso gut. Natürlich gab es gewaltige, wichtige Fortschritte, etwa bei der Sicherheit. Die würde ich aber auch eher im weitesten Sinn der "Hardware" in Verbindung mit Elektronik zuschreiben als reiner Software.

Hier ist etwa der Cybertruck mein Negativbeispiel. Alles hypermodern - nur damit dann drei Tonnen klotziger Stahl über die Straßen rumpeln können. Das ist doch die komplett falsche Richtung, in der Mobilität an sich, als Ganzes gehen sollte. Und wenn man Tesla noch mal bashen will: Zur Problemlösung des modernen Individualverkehrs an sich hat diese Firma IMO bislang absolut null beigetragen. Wahrscheinlich will sie es auch gar nicht. Aber da sind sie natürlich auch längst nicht die Einzigen.


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