Thema:
Bericht aus dem RWE Fanblog: flat
Autor: maiwurm
Datum:29.10.24 09:04
Antwort auf:Fickt euch Rostock Fans! von futzi

>https://www.ndr.de/nachrichten/mecklenburg-vorpommern/Nach-Angriff-auf-RWE-Fan-Zug-Polizei-ermittelt-ersten-Verdaechtigen,hansa12550.html
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[https://www.jawattdenn.de/jawattdenn/ich-sach-ma/sonderzug-und-rwe-ein-sarnierungsfall-rot-weisses-rostock-fiasko-auf-ganzer-linie-ein-kommentar.html]

Gegen 09:30 liefen die Nachrichten in den jeweiligen RWE-Chatgruppen heiß und ganz heiß war es auch im eigentlich idyllischen Landkreis Oberhavel inmitten des Löwenberger Landes, durch das sich der rot-weisse Auswärtsexpress zu diesem Zeitpunkt bewegen wollte. Zunächst explodierten einige Polenböller am Rand der Strecke und die bereits seit mehreren Stunden on Tour befindlichen RWE-Fans waren mit einem Male hellwach. Wer sich den Schlaf aus den Augen gerieben hatte, erblickte eine Horde, die mit Ausnahme der schwarzen Sturmhauben fast wie der Ku-Klux-Klan wirkte. Das verhieß nichts Gutes. Dennoch stoppte der Fan-Express. Steine flogen Richtung Zug, Scheiben zerbrachen, bis in die Abteile hinein lagen die dicken Brocken. Schwere bis lebensgefährliche Verletzungen wurden billigend in Kauf genommen. Warum der Zug gestoppt und nicht das Weite gesucht hatte, ist noch immer nicht klar. Eine Theorie ist, dass die Scheibe des Lok-Führerhäuschens so beschädigt worden war, dass der Fahrer selbst die Notbremse zog. Auch in diesem Reportageclip des NDR ist von solchen Beschädigungen die Rede.

Verifiziert ist das noch nicht. Ebenso wenig verifiziert und zum jetzigen Zeitpunkt eher sehr unwahrscheinlich ist eine Verabredung der Angreifer mit Essener Gleichgesinnten. Dennoch setzten bundesweit aber auch im Revier ansässige Medienhäuser sofort gerne den Narrativ in die Welt, dass Essener Kreise hier beteiligt gewesen seien. Hier wäre deutlich mehr Sorgfalt in der Berichterstattung gefragt, man sollte nicht Opfer eines schwerwiegenden Angriffs einfach mal so zu Mittätern stempeln, ohne dass irgendeine klare Aufarbeitung erfolgt ist. Reißerische Mediengeilheit ersetzte einmal mehr den Journalismus. Das ist einfach nur eine Sauerei den 768 Menschen gegenüber, denen der ganze Tag verdorben worden ist. Unter ihnen übrigens Essens Kultkicker Felix Herzenbruch, der sich die Tour sicherlich auch ganz anders vorgestellt hatte.

Die Angreifer selbst, die auf vielen spontan entstandenen Handyvideos erkennbar, aber natürlich nicht identifizierbar sind, dürften sich trotzdem dieser Publicity erfreuen. Natürlich existieren auch schon „Aufarbeitungen“ aus einschlägigen Kreisen, die das Geschehen auf YouTube „analysieren“. Hierzu fragt sich die Jawattdenn-Redaktion, ob es bei diesen Mittzwanzigern mit Kickboxtraining eigentlich keinen Fremdscham-Reflex gibt, wenn sie so ein Video sehen oder erstellen, wo mit Kriegsrhetorik und dramatischer Musik untermalt wird, wie sie einer Horde Primaten gleich einen Zug mit Steinen bewerfen? Ein für alle Mal, stupide Kriminelle, die feige Angriffe starten, sind keine Helden.

Jedenfalls gelang es der primitiven Horde, jegliche geregelten weiteren Abläufe im Keim zu ersticken. Das sollte sogar noch für die Rückfahrt gelten. Irgendwann bewegte sich der in Teilen schwer demolierte Zug der Central-Bahn in Richtung Bahnhof des nah gelegenen Örtchens Gransee weiter, wo die Reisegruppe aufgeteilt werden musste. 300 der insgesamt 768 Personen mussten in einem anderen Zug die Reise nach Rostock fortsetzen. Angekommen sind die Bahnreisenden erst zu Beginn der zweiten Halbzeit und auch das nur, weil der Anpfiff um eine halbe Stunde nach hinten auf 14:30 Uhr verschoben worden war.

Dass sie überhaupt ihre Reise nach Rostock fortsetzen durften, ist wohl auch dem großen Einsatz von RWE-Vorstandsmitglied Alexander Rang zu verdanken, der in stetigem Austausch mit der Polizei und Bahn gestanden hatte. Zudem erwirkte Rang, dass für die Nachzügler ein zweites Tor für die Kontrolle am Stadion geöffnet worden war und zeigte sich dort auch persönlich präsent. Ein dickes Lob an den vor einiger Zeit noch umstrittenen Alex Rang, der immer besser im RWE-Kosmos ankommt. Ob die rot-weissen Bahnreisenden allerdings angesichts dessen, was ihnen in der noch verbleibenden Spielzeit von ihrer Mannschaft dann präsentiert werden sollte, ihre Ankunft nicht dennoch bereut hatten, beleuchtet ein folgendes Kapitel.

Nach der deftigen sportlichen Klatsche war zu allem Überfluss an eine geordnete Heimfahrt nicht zu denken. Nach Aussagen der FFA-Verantwortlichen wollte die Polizei am Bahnhof Rostock die Essener Anhänger nicht einmal mehr in das Bahnhofsgebäude und geschweige denn zu ihren Schließfächern dort lassen, in denen die Wertsachen verstaut worden waren. Zudem wollte man nur noch 400 Personen zurück in den Zug lassen, indem natürlich auch noch Wert- und Sachgegenstände gelagert waren. Selbstredend, dass nun großes Chaos am Hauptbahnhof entstand. So schlugen sich einzelne Personen, die es zu den Schließfächern geschafft hatten, mit dem Hand-Gepäck von mehreren weiteren Personen herum.

Pläne, individuell mit anderen Zügen abzureisen, wurden dadurch torpediert, dass natürlich niemand seine Wertsachen hier zurücklassen wollte. Einige waren so weit, ein Mietauto zu chartern, wollten aber nicht den noch irgendwie vorhandenen Schutz von Polizei im Bahnhofsgebäude aufgeben und dieses verlassen. Zum Glück für die bereits bis zum Anschlag gestresste Mega-Reisegruppe bestand die FFA gegenüber der Central Bahn auf Erfüllung des Beförderungsvertrages für 768 Personen. Schlussendlich fuhr der Sonderzug gegen 19.00 Uhr dann doch noch mit voller Besetzung zurück. Allerdings war er nur noch begrenzt nutzbar und die demolierten Zugteile gesperrt. Knapp die Hälfte der Mitreisenden traten die Rückfahrt ohne festen Sitzplatz an, gegen 03:30 Uhr Sommerzeit und 02:30 normaler Zeit endete eine unaussprechliche Tortur am Essener Hauptbahnhof.

Wie die Polizei in Rostock für die Sicherheit der fast zurückgelassenen RWE-Anhänger hätte sorgen wollen, blieb völlig unklar. Auch Bahnfahrer außerhalb des Sonderzugs hatten ihre liebe Mühe und Not, unversehrt zurück in die Heimat zu kommen. So war ein RE nach Hamburg die einzige Möglichkeit, Rostock zu entkommen. Zu diesem Zweck räumte die Polizei ein Abteil des RE eigens für RWE-Anhänger, stieg aber selber nicht mit in den Zug. Wohl aber einige Rostocker-Sport-Frei-Aktivisten, die zumindest bis Schwerin noch für eine bedrohliche Atmosphäre sorgen sollten. Bahnmitarbeiter verständigten zwischendurch die Bundespolizei zum Glück blieb bis zu deren Eintreffen bei einer nur gefühlten Bedrohung für die RWE-Fans. Als Fazit bleibt da wohl nur zu sagen, „Nie wieder Rostock!“


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