Thema:
Re:Sollen dann aber nicht wegen Konsequenzen jammern flat
Autor: Atlan
Datum:11.11.24 14:25
Antwort auf:Sollen dann aber nicht wegen Konsequenzen jammern von Nostra8

Klimawandel nicht auf dem allerobersten Platz der persönlichen Prioritätenliste zu haben, wie in dem Artikel beschrieben, ist aber nicht gleichbedeutend damit, ihn nicht trotzdem als eines der drängendsten Probleme zu betrachten. Denn eine überwältigende Mehrheit der Menschen, auch in Deutschland, zählt den Klimawandel allen Umfragen zufolge zu den wichtigsten Themen und es ist bei nahezu jedem innerhalb der Top 5. Alle Wähler, bis auf die der AfD, benennen den Klimawandel klar als eines der größten Probleme, die es unbedingt zu lösen gilt.

Nur betrachten viele Menschen die Frage "Wie gehts mir und meiner Familie angesichts all der Krisen und der traurtigen Realität der Abstiegsgesellschaft ganz konkret in drei Jahren?" im Alltag wichtiger als die Frage "Wie gehts mir und meiner Familie mathematischen Modellen zu Folge vielleicht in dreißig Jahren?". Nicht mehr, nicht weniger. Und wer kann sich denn ganz ehrlich davon ausnehmen? Wer hier im Forum handelt in der Praxis denn anders? Werft doch mal einen Blick auf euren Lebensstandard und eure ganz praktischen Entscheidungen...

Alleine schon Fleisch zu essen ODER mit vier Personen im 200 qm Eigenheim statt in der 100 qm Wohnung zu leben (da reißen dann, wäre dieser Platzverbrauch allgemeiner Standard, auch Solarzellen oder Wärmepumpe nichts raus) ODER zum Spaß mal irgendwo hin zu fliegen, katapultiert einen schon KOMPLETT davon weg, den Klimawandel in der Lebenspraxis WIRKLICH als oberste Priorität zu betrachten und die Frage nicht bloß als Lippenbekenntnis und soziales Distinktionsmerkmal. Denn sonst würde man selbstverständlich NICHTS davon tun und stattdessen glücklich und zufrieden wie Mark Bennecke leben (vegan, nur zwei Paar alte Schuhe, zwei Hosen, zwei Hemden, nur Öffis zum Reisen, etc.).

Und das gilt somit wahrscheinlich für uns alle hier, einschließlich mir, wenn wir einen ganz ehrlichen Blick auf unser Alltagsverhalten werfen. Klimawandel ist niemandes Priorität.

Nur ein Beispiel: Die den Klimawandel wirklich als oberste Priorität betrachtende Alternative zu einem Auto mit Verbrennermotor ist nicht ein Elektroauto. Sondern gar kein Auto. Auch wenn das täglich für jedes Familienmitglied vier Stunden Pendeln mit fünfmal Umsteigen aufm platten Land bedeuten würde. Keinen Bock drauf? Natürlich nicht. Aber dann hat der Klimawandel defacto auch nicht oberste Priorität.


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