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| Autor: | Phil Gates | ||
| Datum: | 19.01.25 11:12 | ||
| Antwort auf: | Re:Argentinien von Kilian | ||
>>Fakt ist, nach 70 Jahren Kommunismus, unterbrochen von ein paar Jährchen Militärdiktatur, sagen die Argentinier einfach: fuck it. Lass ihn den Reset machen. > >Kommunismus!? Bist du besoffen? Raúl Alfonsín, Carlos Menem oder Mauricio Macri waren sicher weit entfernt von jedweder sozialistischen oder gar kommunistischen Gesinnung. > Das ist mir schon alles klar. Ich rede von den Peronisten. Ja, es gab immer mal wieder echte Demokraten, die hatten aber keine Chance. Allein weil die Gewerkschaften jede Reform verhindert haben. >Alfonsín war Sozialdemokrat und hatte das schwere Los, das Land nach der schlimmsten Militärdiktatur (1976 bis 1983; es gab auch schon vorher welche, insofern ist deine Bemerkung nicht nur falsch, sondern auch verharmlosend und leugnend) Das war Sarkasmus. Ich war an der Plaza de Mayo und hab die demonstrierenden Mütter gesehen. Das war natürlich eine schreckliche Terrorherrschaft. >demokratisch neu aufzustellen und gesellschaftlich zusammenzubringen. Ihm sind in dieser Hinsicht große Verdienste zuzuschreiben, aber - ja - der Wirtschaft konnte er nicht dauerhaft dieselben positiven Impulse geben. > Bekannt. Sag ich doch. >Menem war ein Neoliberaler und hat - auf den Schultern von Alfonsín stehend - der Wirtschaft wieder mehr Stabilität und Wachstum gebracht. Die schwere Wirtschaftskrise 2001 geht aber auch auf seine Kappe (die erst Nestor Kirchner beenden konnte). > Ich weiß, dass er bisweilen als Neoliberaler charakterisiert wird, das trifft aber nur in Teilen zu. Der war Peronist und Peronismus ist eine sehr seltsame Mischung aus Sozialismus und dann aber doch wieder konservativen Elementen. In jedem Fall zeichnet sich Peronismus durch Protektionismus aus. Das ist das Gegenteil von liberal. Daran hat Menem nichts geändert. >Macri war wieder ein Neoliberaler, der den privaten Sektor stärken und Regulierungen durch den Staat in vielen Bereichen abbauen wollte. Dass er nur vier Jahre im Amt war hatte gute Gründe. Er hatte seine Chance und die hat er vertan. > Er hatte gerade keine Chance, weil die Kirchner-Bande und die Gewerkschaften jede Reform verhindert haben. Die Kirchners sind Kleptokraten und Antidemokraten. Frau Kirchner hat ihn ja sogar monatelang nicht vereidigt, bis das Verfassungsgericht sie dazu gezwungen hat. >Argentinien ist seit Jahrzehnten - weit bevor deine Schwester ihr BWL-Studium angefangen hat - ein Land im ständigen Chaos mit einer großen sozialen Spaltung. You don‘t say… >Die haben bisher nur wenige abbauen können, und Milei ist leider der Letzte, dem das gelingen wird - er hat es ja gar nicht vor. Der Typ will auf dem Rücken von Millionen die Oberschicht stabilisieren. > Und das sehe ich eben grundlegend anders. Das mit der Kettensäge mag auf uns martialisch wirken. Es hat den Nerv der Argentinier getroffen. Ich habe kurz vor der Wahl im Oktober 2023 mit zwei argentinischen Kollegen in Istanbul geplaudert. Die haben mir dasselbe erzählt wie meine Schwester. Milei wurde nicht nur von der Oberschicht gewählt. Dafür ist die gar nicht groß genug. Die Argentinier denken wohl mehrheitlich: schlimmer als dieser Nepotismus der Peronisten kann es nicht mehr werden. >>Ich wette, in 5 Jahren ist Argentinien das reichste Land Südamerikas. > >Die mehr als steile These ignorierend: „Auf Kosten von wem?“ ist die Frage. > Auf Kosten von gar niemandem. Kurzfristig sicher auf Kosten der vom Staat alimentierten gesellschaftlichen Gruppen. Langfristig wird es aber mehr Wohlstand in Argentinien geben. >>Und dann könnt Ihr Euch Eure sozialistischen Tagträume an den Hut schmieren. > >Na was denn jetzt - Sozialismus oder Kommunismus? Oder doch bloß Sozialdemokratie (ist ja schon böse genug)!? Oder lassen sich europäische Werte, Normen und Sichtweisen womöglich nicht einfach so über Argentinien drüberstülpen, das nicht nur ganz woanders liegt, sondern auch ganz woanders herkommt? > Genau das. Unsere europäische Vorstellung von sozialer Marktwirtschaft oder Sozialdemokratie passt auf Argentinien nicht. Die haben eine ganz andere Mentalität. Auch wenn sie natürlich mehrheitlich Europäer sind bzw. von Europäern abstammen, indigene gibt es in Argentinien so gut wie nicht mehr. >Und ansonsten: „Ihr“, „euch“, … Alles klar bei dir? Ist deine Unsicherheit mittlerweile so groß, dass du hier den virtuellen Schulterschluss mit irgendeinem politischen Spektrum konstruieren musst? Bleib mal schön weit weg vom Rabbit Hole, auch wenn’s gar so bequem aussieht. Naja, ich nehme es schon so wahr, dass das Forum mehrheitlich links der CDU tickt. Und ich bin sicher nicht unsicher, ich bin sicher, dass Milei den richtigen Kurs eingeschlagen hat. Ich sehe auch nicht, dass er Rechtspopulist ist. Der hat nen radikalen Kurs. Den hatte Gerhard Schröder auch. gesendet mit m!client für iOS |
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