Thema:
Re:Inflation ist runter auf 3,5%, aber.... flat
Autor: Jassi
Datum:21.01.25 18:13
Antwort auf:Re:Inflation ist runter auf 3,5%, aber.... von Phil Gates


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>Milei hat gesagt, dass das am Anfang weh tut. Er hat nicht versprochen, dass es ab Tag 1 Wohlstand für alle gibt. Aber nach 80 Jahren Kommunismus und Misswirtschaft muss man halt erst einmal aufräumen, haben wir ja mit der DDR auch erlebt. Damit Unternehmen in Argentinien investieren, muss man die Braut erst einmal hübsch machen. Das wird schon. Argentinien war mal das reichste Land der Erde.
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Okay, bleiben wir mal in dem Bild: Da kann die Braut noch so hübsch sein, aber wäre es nicht besser wenn die Großeltern die Hochzeit auch noch miterleben dürften?


Ohne Frage: Der ausgeglichene Haushalt und die gesunkene Inflation, mit denen Milei sich brüstet, werden nicht nur von seinen Anhängern begrüßt. Auch ein Ende der Rezession, wofür der Präsident erste Anzeichen sieht, wäre wünschenswert. Doch es stellt sich die Frage, wie nachhaltig all das – ganz abgesehen von den verheerenden sozialen Folgen –, tatsächlich ist: Privatisieren geht nur einmal. Eine gigantische Geldwäscheaktion, im Zuge derer derzeit Schwarzgelder legalisiert werden, lässt sich in dieser Form nicht so schnell wiederholen. Auch fallen bald die Einnahmen aus der nun abgeschafften Steuer auf Ausgaben im Ausland weg. Eine andere Steuer haben viele Bürger wiederum in diesem Jahr für fünf Jahre im Voraus bezahlt. Zudem verliert der Staat täglich Geld durch eine besonders aggressive Form des „Carry Trade“, bei dem Investoren von hohen Zinsen auf Pesoanlagen profitieren, um dann ihr so erworbenes Kapital in Dollar zurückzutauschen. Und dass Milei den Provinzen die Mittel aus dem Finanzausgleich kürzte, ist verfassungsrechtlich heikel – und könnte künftig durch ein Gericht gestoppt werden.

Hinzu kommt: Viele Folgen von Mileis Kettensägenpolitik dürften erst langfristig spürbar werden. Wissenschaftler verlassen das Land, weil sie in Mileis Argentinien, das Forschung nicht mehr finanziert, keine Zukunft für sich sehen. Die Programme gegen familiäre Gewalt und Hilfshotlines werden finanziell ausgetrocknet. Das öffentliche Gesundheitssystem blutet aus, weil die Angestellten, etwa am renommiertesten Kinderkrankenhaus des Landes, nicht mehr von ihren Gehältern leben können. Die Gelder für den Waldschutz wurden geschmälert, was auch die Bekämpfung von Waldbränden beeinträchtigt. Die Behörde, die bisher die Qualität des Trinkwassers kontrollierte, wurde aufgelöst. Statt gegen staatliche Korruption anzugehen, schafft Milei staatliche Institutionen lieber ganz ab.



Was wir in Argentinien erleben ist "Chicago Boys Reloaded".


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