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| Autor: | token | ||
| Datum: | 26.01.25 14:10 | ||
| Antwort auf: | Re:China bekräftigt WHO von Pfombo | ||
Erstmal Dankeschön, weil das ist nun auch genau der Einwurf an dem man sich konstruktiv reiben kann. Das will ich entsprechend versuchen. >Der Grund, dass China den WHO-Support jetzt zu diesem Zeitpunkt bekräftigt, ist, Anschlussfähigkeit zu erhöhen. Sie erkennen die spalterische, radikale Haltung von Trump und machen einen auf "diplomatisch und solidarisch". Viele US-zugewandte Menschen könnten dann denken (und das ist imo Chinas Absicht): "Oh, eigentlich muss ich hier China zustimmen. Schließlich ist fast die ganze Welt in der WHO, nur die USA nicht mehr". > Alles klar. Ich denke, wenn man argumentiert baut man ein Gebäude, und so ein Gebäude ist eine Art Story. So ein Gebäude hat auch eine Statik. Betrachten wir es mal als eine Art Jenga-Turm. Auch so ein Turm steht wie andere Gebäude auf einem Fundament. Die Steine ganz unten. Und sinnhafterweise prüfst du "bevor" du ein Hochhaus baust erstmal ob das Fundament stabil ist und das tragen kann. Denn du willst ja nicht dass das schöne Ding wenn es fertig ist beim ersten Windzug komplett in sich zusammenstürzt. Die ganze schöne Arbeit für die Katz. Die Steine unten sind deine Annahmen. Aber Annahmen können halbwegs zutreffen, oder eben auch, ziemlich weit an tatsächlichen Motiven vorbeifeuern. China möchte also seine Anschlussfähigkeit erhöhen? Okay. Hat China also überhaupt ein Problem mit Anschlussfähigkeit an den Westen? Hat irgendjemand in den Räumen in denen nicht mehr diskutiert wird sondern wo Entscheidungen getroffen und Verträge unterschrieben werden auch nur das geringste Problem mit Chinas bestehender Anschlussfähigkeit? Prüfen wir mal. China ist die Fabrikhalle der Welt. Das ist nicht vom Himmel gefallen sondern war ein langwieriger Prozess den beide Seiten so wollten. Weil beide Seiten für sich selbst einen Mehrwert in so einer Beziehung erkannt haben. Akut ist die Situation so, dass wir uns gar nicht vorstellen können wie ein Wirtschaftskreislauf ohne China kurz- oder auch nur mittelfristig aussehen könnte. Umgekehrt hat sich China aber auch derart investiert in all seinen Projekten, dass sie ohne uns und unseren Bedarf aus dem Stand sofort in sich selbst zusammenfallen würden. Die brauchen uns eben auch! Ich sehe keine Docking Station zwischen China und westlichen Gesellschaften die von einer Art schwachem Magneten zusammen gehalten wird, und wo eine der beiden Seiten über sowas wie Anschlussfähigkeit auch nur nachdenkt. Beide Körper sind längst komplett ineinander genäht. Und zwar nicht an der Haut wo es zwar ziemlich Aua machen würde wenn man die auseinander reißt, man das aber noch bandagieren kann. Sondern beide Körper haben ihre inneren Organe ineinander genäht. Wenn man das ruckartig auseinander reißt verrecken beide. Und es ist imo voll okay. Ja, es ist traurig dass sowas wie Frieden in unserer Welt viel mehr auf gegenseitigen Abhängigkeiten als auf Werten basiert, aber rein pragmatisch ist Frieden ja ne coole Sache, und das Konzept funktioniert halt. Wir können uns in all unserer globalen Heterogenität wo wir uns gegenseitig alle irgendwo irgendwie aus unterschiedlichen Gründen abstoßend finden, dennoch zusammen raufen wenn ein gutes Geschäft winkt. Es ist beim Blick auf die Weltgeschichte auch echt okay, wenn Weltmächte wissen, dass man das Gegenüber nicht ficken kann, ohne sich dabei auch selbst in den Arsch zu ficken. Whatever works. Aber daraus resultiert auch eine unbequeme Wahrheit. Nämlich, uns ist am Ende des Tages gar nicht so wichtig ob China sich überhaupt an sowas wie der WHO beteiligt (was nebenbei bemerkt der Fall ist und überhaupt nicht hinterfragt wird). Wir kündigen auch nicht unsere Beziehungen zu Amerika und denken uns paar Sanktionen gegen die USA aus um sie mal zu erziehen. Auch weil wir es gar nicht können. Aber auch, weil wir das gar nicht wollen. Man sollte niemals vergessen, so wie wir auf die russische Bevölkerung schauen und für uns deren Selbstbetrug komplett obvious ist und wir kaum verstehen können wie die sich sowas vormachen lassen können, so gibt es auch sehr viele Länder auf dieser Welt wo deren Bürger eine ähnliche Perspektive auf uns haben. Und das leider auch zu Recht. Denn sobald es daran geht wie man Geld verdient und für Wohlstand bei sich selbst sorgt, sind wir absolut bereit äußerst hässliche Dinge aus äußerst unideologischen Motiven zu tun und uns diese Handlungen vor uns selbst wieder schön zu saufen. Und in hohem Maße bereit unsere Schandtaten erfolgreich zu verdrängen. Deswegen ist btw auch Kunst derart wichtig, denn Kunst ist ein Medium dass es schafft uns einen Spiegel in einem Format vorzuhalten zu dessen Betrachtung wir bereit sind, weil es diese unerträgliche Wahrheit ausreichend verfremdet. Du willst die Doku über Kinderfabriken und die Zustände nicht sehen. Aber "Kleine Kinderhände nähen schöne Schuhe...leider geil." geht noch rein. Als Beispiel. In meinen Augen ist Kunst da ein wichtiger Spiegel auf unser eigenes Wesen aus unterschiedlichsten Betrachtungswinkel zu denen eben auch der politische gehört. Aber ich drifte ab. Zurück zum Thema. Dieses ineinder nähen ist nicht frei von Grenzen die man sich gegenseitig steckt. Nur verlaufen diese Grenzen auch äußerst großzügig. Taiwan? Böses China, Finger weg, China! CHINA! FINGER! WEG! Es reicht! China, hör auf oder du gehst heute ohne Abendessen ins Bett! Aber sowas wie Uiguren? Uncool Brudi. Eeeeecht uncool. Und wir sagen das halt nicht nur so, wir finden das halt wirklich uncool. Das ist nicht nur dahergesagt. Aber am Ende können wir uns damit arrangieren und tun das dann auch. Und jetzt wird es richtig eklig. So für uns selbst. Denn es ist eine Sache sich mit etwas zu arrangieren. Eine ganz andere etwas aktiv zu wollen. Denn kommen wir zum Punkt Menschenrechte. All unsere Werte knüpfen an so einem Punkt an. Also, Herr China, wie ist das also mit den Menschenrechten? Und die unbequeme Wahrheit ist, China ist für uns nicht "trotz" einer bescheidenen Antwort auf diese Frage so attraktiv als Partner. Sondern "wegen" dieser beischeidenen Antwort. Und wenn wir dann sowas sagen, wie, das ist aber doch der Weg um Menschenrechte zu entwickeln, dann ist das halt auch ein Stück weit Selbstbetrug der uns unsere eigenen Entscheidungen erträglicher macht. Denn uns ist ebenfalls wichtig, wenn wir China zur Fabrikhalle machen, dass diese Fabrikhalle verlässlich funktioniert. Und auch die für uns günstigen Konditionen stabil bleiben. Wir sehen also nicht nur, dass der chinesische Staat seine Untertanen im Griff hat. Wir setzen darauf dass das auch so bleibt. Wir. Wollen. Das. Und angenommen sowas wie Anschlussfähigkeit wäre tatsächlich nullkommanull irgendeine Art von Konflikt von uns mit China, bleibt ja die Frage im Raum, was ist denn bitte dann der Konflikt? Denn es ist ja offenkundig dass es einen Konflikt gibt. Worum geht es also in diesem Konflikt wenn nicht um irgendwelche institutionellen Werte? Und da ist es immer eine gute Idee in der Welt in der wir leben als allererstes auf das Kapital zu schauen. Denn was ist passiert? Erstmal war wirtschaftlich richtig Partytime. China hat geboomt. Wir haben geboomt. Alles cool. Aber das chinesische System kann halt anders agieren. Es kann seine Wirtschaft in vollem Umfang lenken. Und es hat mit seinen Investitionen Strukturen geschaffen die unsere Binnenmärkte an- und abgreifen. Das war aber nicht der Deal den wir machen wollten. Der Deal war, du wächst, wir wachsen. Der Deal war nicht, dein Wachstum geht auf Kosten unseres Wachstums, dass du uns das womit wir selbst business machen sukzessive abgräbst und dir selbst zu eigen machst. DAS ist der Konflikt. Und diesen Konflikt haben wir alle und gehen mit China mit diesem Störgefühl in einen Verhandlungswettbewerb um das wieder zu ändern. Wofür wir auch Druckmittel haben, denn China ist ja auch von uns abhängig. Hierbei ist Trump natürlich der Elefant im Porzellanladen mit seiner Art in diese Konflikte zu gehen, was ja ein Geschacher um Geld und Macht ist. Aber wir tun das ebenfalls. Nur halt nicht derart laut und plump. Auch unsere Regierungen arbeiten aktiv daran dass sich China in diesen Ambitionen entweder etwas runter fährt, oder aber, dass sie uns daran was sie da machen im Wachstum und Gewinn beteiligen. Du kannst das auch exemplarisch ganz gut am Thema TikTok betrachten. Diese ganzen Argumente wie politische Beeinflussung sind meines Erachtens kompletter Pipapo der keinen interessiert, denn hätten wir mit sowas gravierende Probleme, wäre in diesem Diskurs einiges mehr auf der Anklagebank als TikTok. Opium für's Volk. Was man möchte ist eine Struktur- und Gewinnbeteiligung. Wenn China mit dem Besitz der vollständigen Wertkette in unsere Märkte geht, sagen wir, okay, mach, aber gib uns dann auch ein großes Stück von diesem Kuchen. Dann geht das klar. Wenn nicht müssen wir reden. So geht das nämlich nicht weiter. Und das ist ja auch das Zielbild. Eine Beteiligung. Und das Verbot das Druckmittel. Das ist meines Erachtens das worum es aktuell geht. Geld und Macht. Und dass in diesen Spielchen aktuell eine sehr hohe Dynamik herrscht wo Karten neu gemischt werden. Und das macht uns auch Angst. Denn wir haben aktuell einfach auch viele Player die bereit sind, vernähte Körper auseinander zu reißen und zu kucken was dann passiert. Vielleicht kann ich in einer Not-OP ja doch überleben und meine Lage verbessern wenn ich mich schnell an einen anderen Körper dran nähe. Siehe wie etwa Russland kompensiert. Und wir haben auch systemische Konflikte. Auf der einen Seite sowas wie China. Ein Staat kontrolliert alles. Auf der anderen Seite die USA. Die Konzerne sind auf dem Weg zur Kontrolle und der Staat und seine Hebel werden amputiert. Beide Systeme haben eine auffällig ähnliche Perspektiven auf den Menschen. Der Mensch ist kein liebendes Wesen das frei sein soll und Rechte hat und sich selbst verwirklicht. Gib dem so viel Raum wie es braucht, aber nicht mehr. Denn als allererstes ist Mensch in diesen Perspektiven eine "Ressource" welche der eigene Systemmotor benötigt. Das ist auch der Konflikt zwischen Konzernokraten und den Faschisten die sie als Weg zur Macht begreifen, Musk will den Zugang zu menschlichen Ressourcen. Der weiß, er braucht seine Inder, die Leute auf den Straßen in ihren lustigen Kostümen sind zwar ein genehmes Mittel um Macht zu erlangen, aber mit ihnen kann man keine Raketen bauen. Und hat man die Macht bleiben die halt vor der Tür und es kommt nicht mal mehr jemand raus um auch nur kurz zu winken. So sad! Und wir als EU stecken ein Stück weit zwischen akut sehr dynamischen Systementwicklungen die sich in Richtung dieser beiden Ränder bewegen. Und auch wir sind ein Stück weit den Reizen dieser Vorstellungen ausgesetzt und stellen uns selbst verstärkt in Frage. Auf der einen Seite sehen wir China. Wie die das machen. Da wird geballert und nicht diskutiert. In der Zeit wo wir die notwendigen Genehmigungen eingeholt haben um auch nur die Ausschreibung für den Auftrag des Flickens eines Schlaglochs in einer Straße auf den Weg zu bringen, haben die eine komplette Autobahn gebaut. Hmm? Wäre das nicht irgendwie sinnvoll? Irgendwie praktisch? So einen Führer zu haben der einfach sagt was gemacht werden soll, und dann wird einfach gemacht statt diesem ewigem Gepimmel? Und wir sehen die USA die jetzt die Megakonstrukte Konzern und ihre Lenker und Profiteure komplett von der Leine lassen. Regeln? Es gibt keine. Finanzierung? Absurde Volumina. Wir nehmen jedes Risiko. Macht einfach. Geld spielt keine Rolle. Wir können diese Schulden aufnehmen. Ihr könnt machen ohne euch für irgendwas rechtfertigen zu müssen. Schickt uns einfach die Quittung. Auch da denken wir natürlich boah und spüren auch, dass das kurzfristig durchaus funktionieren kann und uns dieses System in seiner Leistungsfähigkeit derart abhauen kann dass wir irgendwann nur noch an der Zitze hängen und vollends abhängig werden ohne selbst noch was auf Kette zu kriegen. Und wir müssen uns damit auseinandersetzen. Und auch mit uns selbst hart ins Gericht gehen wo und wie wir besser werden müssen um Augenhöhe zu halten und weiter unseren Stuhl im Tischkreis von Weltmächten zu behalten und nicht irgendwann selbst auf dem Tisch zu landen und Spielball dieses Geschachers um Geld und Macht zu werden. Wir sollten uns hierbei aber meines Erachtens auch nicht zu sehr von diesen Anreizen die wir da sehen blenden lassen. Denn diese sind auch ein Stück weit eine Falle. Ich als freier Bürger will ja dieses Leben was ich hier führe auch weiter führen können und kein Rädchen in einem System sein in dem ich selbst keine Macht mehr habe und einfach abgeräumt und ausgetauscht werde, wenn ich nicht im Gleichschritt marschiere und das tue was mir aufgetragen wird zu Konditionen die auf ein notwendiges Minimum runtergedampft werden. Denn das ist der Preis für diese Glorie, wasch mir den Pelz aber mach mich nicht nass funktioniert nicht. Du kannst das nicht haben ohne damit auch etwas anderes zu bekommen was dann weniger geil ist. Und, wir sollten uns imo auch nicht kirre machen lassen von den Stimmen die uns schwach reden wollen. Wir sind nicht schwach. Denn wir haben einen elementaren Vorteil. Wir können uns korrigieren. Das ist auch die Basis unseres Systems, dass es sich permanent korrigieren soll. Mal machen die einen, mal die anderen, und genau das hat uns erfolgreich und konkurrenzfähig gemacht. Diese anderen Systeme ohne Korrektiv sind all in bets. Und sobald da irgendwas in die falsche Richtung geht schafft es so ein System nicht mehr auf die Bremse zu treten und den Lenker umzureißen wenn es Richtung Wand geht. Diese Systeme halten auch dann an Vorstellungen fest die offenkundig nicht mehr funktionieren. Sie können gar nicht anders. Und wenn sowas dann zusammenbricht hinterlässt es eben auch einen fulminanten Scherbenhaufen. Ich halte es also für falsch sich von einem starkem Führungswunsch zu so einer Wette hinreißen zu lassen, weder in die eine noch oder andere Richtung. Aber wir müssen nun unser Korrektiv auch _einsetzen_ um als System weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben. Denn da wo diese anderen Kräfte hin wollen, da will ich jedenfalls nicht hin. Ich bin keine fucking Ressource für Menschen die sich als Teil einer herrschenden Kaste begreifen die mir ins Heft diktieren darf was mich glücklich macht und wie ich mein Leben zu führen habe. Und das wird meines Erachtens der Preis sein, wenn wir diesen Kräften den Lenker in die Hand drücken in der Hoffnung dass sie uns aus dieser Scheiße rausholen. Ich bin weiter davon überzeugt dass wir uns auch selbst aus dieser Scheiße rausholen können und dass wenn wir das schaffen auch erfolgreicher sind als diese anderen Systeme. Aber das ist halt Arbeit. Und wenn wir damit mal loslegen möchten, sollten wir uns auch endlich mal zusammen raufen und gemeinsam daran arbeiten statt uns gegenseitig wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen gegenseitig die Augen auszuhacken. Denn SO wie wir uns aktuell verhalten wird das nix. |
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