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Autor: | peppi | ||
Datum: | 21.02.25 10:55 | ||
Antwort auf: | Re:Interview in der SZ zu Pattaya von Lord Chaos | ||
>>>Naja, gerade in einer Ecke wie Pattaya kann ich mir das, was Peppi geschrieben hat, gut vorstellen. Das ist schon eine sehr spezielle Ecke. >> >>Arghh ... genau Lesen ist halt ne Kunst. Und da habe ich gerade versagt :( >> >>Ja, ok, ob Pattaya hier (immer noch) eine herausragende Stellung zukommt? Keine ahnung. War noch nicht dort, und habe mich damit auch nicht wirklich beschäftigt. > >Ich war 2 oder 3x in der Ecke, als ich in Thailand war, und habe da auch den ein oder anderen Auswanderer kennengelernt. Und da kommt das, was Peppi geschrieben hat, schon hin. Ich war jedenfalls immer froh, aus der Ecke wieder wegzukommen. > Ich hab ja nur zitiert. Mehr: Ich kannte das Bild der allein reisenden älteren Herren aus früheren Urlauben und dachte immer, das sind Besucher, die kurzfristig in Thailand sind. Doch viele leben dort, und zwar permanent. Klar kann man das Klischee nicht ganz abstellen, dass die vermeintlich alle in Feinrippunterhemden mit Bierdose am Strand sitzen und eine junge Thailänderin auf dem Schoß haben. Die gibt es natürlich. Doch ich habe auch viele kennengelernt, die da leben und sehr höfliche, offene und reflektierte Menschen sind. Hier geht's um Patriarchat, Armut und Prostitution: Das muss man sich stets vergegenwärtigen: Diese Männer nutzen eine globale Schieflage aus. Das Gönnerhafte, das manche an den Tag legen, ist nur aufgrund dieser Ungleichheiten möglich. Einige der Männer sind sexistisch geprägt, in manchen Dingen auch rassistisch. Sie beschweren sich häufig über die gesellschaftliche Entwicklung in westlichen Ländern – also Feminismus und Emanzipation der Frau – und haben Nostalgie für patriarchale Strukturen. In meinen Interviews wurden junge thailändische Frauen im Gegenbild zu europäischen stark fetischisiert und exotisiert, manche schwärmten von „Mandelaugen“ und „brauner Samthaut“. Man müsse nur auf die Straße treten und in die erste Bar gehen, um angesprochen zu werden. Diese schier unendliche Verfügbarkeit junger Frauenkörper hat sie fasziniert, doch das nutzt sich ab. Für viele Auswanderer ist am Ende ausschlaggebend, jemanden für eine Partnerschaft kennenzulernen. Eine Frau, mit der man abends auf dem Sofa kuscheln kann, die einfach da ist. „Hautkontakt“, so hat es einer meiner Interviewpartner genannt. Und hier zur Situation der Frauen: In Thailand gibt es wenig Sozialstaat und keine richtige Rentenversicherung. In den ländlichen Regionen wie dem Isan herrscht zudem ein traditionell geprägtes Familienkonzept vor, wonach die Kinder für die Eltern zu sorgen haben, wenn sie älter werden. Die werden dann gerne in die touristischen Zentren im Süden geschickt, um Geld nach Hause zu senden. In dem übermäßig ausgeprägten Sexgewerbe Thailands ist es für Frauen letzten Endes weniger prekär, eine Beziehung einzugehen, als in einer der Rotlichtbars zu arbeiten. Durch den Partner haben sie regelmäßigere Einkommen, ihre Leben sind planbarer. Und die Männer wiederum haben weniger das Gefühl, für sexuelle Dienstleistungen zu zahlen. Stattdessen fließt halt Geld an die Frau, weil der Kühlschrank vom Schwiegervater kaputt ist oder die Uni für den Schwager bezahlt werden muss. Sie können sagen: „Ich unterstütze meine Partnerin!“ Wobei vielen klar ist: Das ist ein Tauschgeschäft. Es geht auch um falsche Vorstellungen davon, wie teuer ein Leben dort ist, wie einfach manche Auswanderer dort leben und dass sie wegen Geldproblemen zurück nach DE gehen. |
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