Thema:
Re:Ich find‘s regelrecht tragisch flat
Autor: deros
Datum:24.02.25 13:15
Antwort auf:Ich find‘s regelrecht tragisch von token

>Robert Habeck war mein persönlicher Fels in der Brandung wenn es darum geht wie ich mir einen Politiker vorstelle und wünsche.
>Und hat die Grünen in genau das realpolitische Territorium geführt wo ich mit ihnen sehr viel anfangen konnte und kann.
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>Ich hab an Grünen die wieder Richtung linkspolitische Prinzipienreiterei abbiegen möchten, danach hört es sich akut jedenfalls an, kein Interesse. Ich wähle Macher und keine Laberbacken.
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>Halte Habeck in so einem Gebäude für komplett verschenkt, wenn das der Plan der Grünen sein sollte, würde mich ein Parteiwechsel von Habeck unheimlich freuen. Nicht dass ich daran glaube.


In der Opposition darf man auf Bundesebene durchaus etwas weniger Realo wagen. Da geht's weniger um Pragmatismus (zu machen gibt's konkret ja eh erstmal wenig) als darum, die eigenen Positionen und Profil etwas zu schärfen, um tatsächlich auch die Unterschiede zur Regierung herauszuarbeiten.

Und ehrlicherweise war die Realo-Doppelspitze Habeck/Baerbock unterm Strich jetzt auch nicht wahnsinnig erfolgreich. Die Grünen haben bei dieser Wahl im Vergleich zu SPD und FDP noch recht glimpflich abgeschnitten, aber zur Wahrheit gehört dabei auch: Während SPD und FDP über ihre 2021 Ergebnisse gejubelt haben, sind die Grünen bereits damals weit unter ihren gesteckten Zielen geblieben. Daher wiegt bei den Grünen eigentlich jeder Verlust im Vergleich zu 2021 doppelt bitter. Dass die Grünen staatsmännisch fast immer die ersten waren, die sich für einen Kompromiss bereit erklärt haben, ist bei den Wählern also entweder nicht angekommen oder diese Kompromissbereitschaft hat sich schlichtweg nicht in der Wählergunst ausgezahlt.

Ich denke nicht, dass sich an der grundsätzlichen Ausrichtung der Grünen etwas ändern wird. Das ist eine Partei, die regieren will, und die weiß, dass man mit Maximalforderungen ewig in der Opposition sitzen bleibt und dort weniger als wenig zu realen Veränderungen beiträgt. Die Partei muss sich aber fragen, ob sie in den letzten Jahren ihr eigenes Profil zu stark hat schleifen lassen. Dass die Partei bei den jüngsten Wählern nur noch auf Platz 5 landete, ist dabei ein sehr deutliches Alarmsignal. Eigentlich haben sie bei dieser Wahl in überhaupt keiner Demographie überzeugend punkten können, das ist ein miserables Ergebnis ohne Lichtblick.

(Hat am Ende aber auch wenig mit der Personalie Habeck zu gehen. Ein Rückzug aus der Spitzenpolitik halte ich bei ihm ebenfalls für wirklich tragisch und polemisch gesagt ein Stück Weit für den Beweis, dass man als aufrichtiger, anständiger Typ Mensch in der Politik verloren ist)


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